zum Inhalt springen
Seitliche Aufnahme auf eine Reihe von Spielautomaten mit Sitzplätzen davor. Sie werden von buntem LED Licht angestrahlt.

So funktionieren Hebelprodukte

Spekulative Finanzinstrumente
Hebelprodukte ermöglichen es Traderinnen und Tradern, überproportional von Kursbewegungen zu profitieren. Dem Reiz, schnell viel Gewinn zu machen, stehen allerdings hohe Risiken gegenüber – bis hin zum Totalverlust, im Fall einer Nachschusspflicht sogar darüber hinaus. Wer erst ins Wertpapiergeschäft einsteigt oder zum Beispiel für seine Altersvorsorge auf das Geld angewiesen ist, sollte stattdessen besser auf langfristige Investitionen setzen.

Große Chance und hohes Risiko gehen Hand in Hand. Das ist an sich keine Überraschung. Wer hebelt, sollte jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass er oder sie damit viel Geld verlieren kann. Es handelt sich dabei nicht um eine mittel- oder gar langfristige Investition, sondern kurzfristige Spekulation. Wen das nicht abschreckt, der sollte sich gut informieren, bevor er mit dem Hebel einen Turbo für Rendite oder Verlust zündet.

Das Wichtigste in Kürze:
  • Hebelprodukte sind Derivate, also Wertpapiere, die sich auf einen Basiswert beziehen. Das Besondere: Damit ist es möglich, gleich um ein Vielfaches von Kursveränderungen des Basiswerts zu profitieren – bei extrem hohem Verlustrisiko.

  • Zu den Hebelprodukten gehören beispielsweise Faktor-Zertifikate, Knock-Outs, Optionsscheine und CFDs.

  • Traderinnen und Trader können damit schnell und mit vergleichsweise geringem Einsatz hohe Renditen einfahren – oder alles verlieren. Denn diese Form der Spekulation ist hochriskant.

Junger Mann, der auf einer Fußgängerbrücke einen Salto schlägt. Er schwebt vor einem blauen Himmel in der Luft.

Grundwissen zu Hebelprodukten

Mit Hebelprodukten kann gegenüber dem direkten Kauf des Basiswerts (auch: Underlying) – beispielsweise einer Aktie – gleich ein Vielfaches an Gewinn oder Verlust eingefahren werden. Ein Hebelprodukt kann seinen Wert allerdings unter Umständen schon bei geringen Kursschwankungen komplett verlieren. Denn als Derivat ist es anders als beispielsweise eine Aktie kein Sachwert.

Zu den Hebelprodukten zählen beispielsweise Faktor-Zertifikate, Knock-Outs, Optionsscheine und CFDs. Je nach Produkt funktionieren diese unterschiedlich und es gibt verschiedene Besonderheiten zu beachten.

Anlegerinnen und Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass diese Produkte für die langfristige Geldanlage nicht geeignet sind. Es geht um die kurzfristige Spekulation bei hohem Risiko. Selbst eine Seitwärtsbewegung des Kurses des Basiswerts kann unter Umständen zum Totalverlust der Anlage führen. Grundsätzlich gilt: Je höher Sie hebeln, desto höher ist auch das Risiko.

Ein Beispiel:

Tom kauft ein Faktor-Zertifikat, das sich auf den

als Basiswert bezieht. Eine Besonderheit von Faktor-Zertifikaten: Sie verhalten sich in einem bestimmten festen Faktor zum jeweiligen zugrundeliegenden Basiswert. Der Hebel ist also festgelegt. Es gibt dabei keine festgelegte Laufzeit. Tom geht von einem steigenden Kurs (Long-Ausrichtung) des MSCI World Indexes aus und hebelt mit einem Faktor von 10, nutzt also einen festen Hebel von 10.

Das bedeutet: Steigt nun der Kurs des MSCI World Indexes an diesem Tag beispielsweise um 2 Prozent, steigt der Wert des Zertifikats zehnfach, also um 2 x 10 = 20 Prozent. Fällt der Kurs des MSCI World allerdings um 2 Prozent, fällt auch der Wert des Zertifikats um 20 Prozent.

Hätte Tom nicht auf einen steigenden, sondern auf einen fallenden Kurs gewettet (Short-Ausrichtung), wäre es beim gleichen Hebel genau umgekehrt gewesen: Würde der Kurs des MSCI World an diesem Tag um 2 Prozent steigen, würde der Wert des Zertifikats zehnfach fallen, also um 20 Prozent. Würde der Kurs um 2 Prozent fallen, wäre Toms Zertifikat um 20 Prozent wertvoller.

Das Faktor-Zertifikat bildet also die mit dem Hebelfaktor 10 multiplizierte tägliche Kursänderung in Prozent des Basiswerts ab. Dabei wird jeweils der Kurs des Basiswerts vom vorangehenden Handelstag als Ausgangsbasis verwendet. Jeden Tag wird neu berechnet und auch der Hebelfaktor in der Regel einmal täglich angepasst. Die empfohlene Haltedauer liegt bei Faktor-Zertifikaten üblicherweise bei einem Tag.

Achtung: Nicht alle Hebelprodukte funktionieren wie Faktor-Zertifikate. Bei einem Knock-out-Zertifikat könnte Trader Tom bei einem Kursfall um 2 Prozent unter Umständen nicht nur 20 Prozent, sondern das gesamte eingesetzte Geld verlieren. Das ist dann der Fall, wenn die Knock-out-Schwelle erreicht wird. Mehr dazu erklären wir weiter unten in diesem Artikel. Bei vielen Produkten wird Trader Tom aus unserem Beispiel außerdem tatsächlich keine feste Angabe bekommen, um welchen Faktor der Hebel die Kursentwicklung verstärkt. Er ist dann dynamisch, verändert sich also je nach Kursentwicklung. Anders als bei einem Faktor-Zertifikat haben andere Produkte oft auch keine endlose Laufzeit.

Die wichtigsten Begriffe:

Hebelzertifikate

Wie der Name sagt, sind Hebelzertifikate Zertifikate mit einem Hebel. Ein Zertifikat ist ein Wertpapier, das bei einer Sparkasse oder Bank gekauft werden kann. Rechtlich handelt es sich dabei um eine Schuldverschreibung, mit der der Trader oder die Traderin also zum Gläubiger wird. Allerdings bekommt er oder sie dafür keine Zinsen. Für den Kauf des Zertifikats kann unter Umständen an der Börse eine Rendite erzielt werden. Und hier kommt der Hebel ins Spiel.

Denn Hebelzertifikate haben die Besonderheit einer Hebelwirkung. Das bedeutet, dass Traderinnen und Trader überproportional an Kursveränderungen teilhaben. Die Zertifikate beziehen sich dabei auf einen Basiswert. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Aktie, einen Index, Währungen oder Kryptowährungen handeln.

Je nach Produkt unterscheidet sich die genaue Ausgestaltung. In Hebelzertifikate zu investieren, ist komplizierter als direkt in den Basiswert anzulegen, also beispielsweise in eine Aktie. Denn neben dem Basiswert und dessen voraussichtlicher Entwicklung müssen Sie auch noch das jeweilige Hebelprodukt genau kennen.

Das Risiko begrenzt sich nicht auf den Hebel. Ein zusätzliches Risiko kann die Entscheidung für den jeweiligen Emittenten bergen, also den Ausgeber des Zertifikats. Geht die jeweilige Bank Konkurs, können Traderinnen und Trader ihr Geld verlieren. Daher ist es wichtig, den Hebel an der richtigen Stelle anzusetzen.

Knock-out-Zertifikate

Knock-outs (auch: KO-Papiere) sind die wohl bekanntesten Hebelzertifikate. Es gibt sie in vielen verschiedenen Varianten. Klassische Knock-outs haben eine fixe Laufzeit sowie einen festen Hebel. Das Besondere daran ist die Knock-out-Barriere. Dabei handelt es sich um eine Kursschwelle, bei deren Erreichen ein Knock-out-Zertifikat wertlos wird – selbst dann, wenn der Kurs anschließend wieder steigt beziehungsweise fällt. Mit einem Knock-out-Call setzen Sie auf steigende, mit einem Knock-out-Put auf fallende Kurse des jeweiligen Basiswerts, also beispielsweise einer Aktie oder eines Indexes.

Zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals kommt es auch, wenn am Ende der Laufzeit der Basispreis unterschritten (beim Knock-out-Call) beziehungsweise überschritten (beim Knock-out-Put) ist. Eine Sonderform von Knock-outs sind Mini-Futures. Meist gibt es bei diesen keine festgelegte Laufzeit.

Optionsscheine

haben im Gegensatz zu Knock-out-Zertifikaten keine Knock-out-Barriere. Traderinnen und Trader können mit Optionsscheinen spekulieren, wie sich der Kurs, beispielsweise einer Aktie, innerhalb einer bestimmten Frist entwickeln wird, ob er also steigt oder fällt. Je nachdem, auf welche Entwicklung sie wetten, kaufen sie Call-Optionsscheine (steigender Kurs) oder Put-Optionsscheine (fallender Kurs). Weil diese mit einem Hebel ausgestattet sind, verstärkt sich der Gewinn gegenüber dem direkten Kauf des Basiswerts, also beispielsweise der jeweiligen Aktie. Liegt der Trader oder die Traderin hingegen falsch, verliert er oder sie das als Prämie eingesetzte Geld. Die Emittenten, also die Aussteller, von Optionsscheinen sind meistens Banken oder Finanzdienstleister.

Frau mittleren Alters mit schockiertem Gesichtsausdruck, die auf ein digitales Tablet schaut.

Chancen und Risiken

Produkte mit Hebel bieten die Chance, schneller einen höheren Gewinn einzufahren als beim direkten Handel mit dem Basiswert, auf den sich das jeweilige Derivat bezieht. Der Traum vom schnellen Reichtum verleitet. Tatsächlich machen die meisten Traderinnen und Trader damit allerdings Verluste.

Wo es an der Börse große Chancen gibt, sind auch die Risiken hoch. Bei manchen Hebelprodukten können Traderinnen und Trader sogar mehr als den Totalverlust der eingesetzten Summe erleiden. Das ist der Fall, wenn es eine Nachschusspflicht gibt. Wer hebeln will, sollte daher genaue Informationen über das jeweilige Produkt einholen.

Fazit:

Der Handel mit Hebelprodukten bietet den Reiz, schnell hohe Renditen zu erzielen. Das Risiko ist jedoch extrem hoch. Anders als beispielsweise bei der Geldanlage in Aktien bleibt Ihnen kein Sachwert, wenn Sie mit Ihrer Kurseinschätzung falsch lagen. Totalverluste sind nicht selten. Im Fall einer Nachschusspflicht des jeweiligen Produkts können Sie sogar über das eingesetzte Kapital hinaus Geld verlieren. Spekulieren Sie deshalb niemals mit Geld, das Sie zum Leben brauchen. Seien Sie sich bewusst, dass Trading mit Hebelprodukten letztlich Zocken ist, keine sichere Geldanlage. Und informieren Sie sich unbedingt vorher genau über das jeweilige Produkt, mit dem Sie spekulieren. Nutzen Sie gegebenenfalls anfangs ein Musterdepot, bei dem Sie sich mit dem Handel vertraut machen können, ohne echtes Geld einzusetzen.

Häufige Fragen zu Hebelprodukten

Das sind

, die mit einem Hebel ausgestattet sind. Das bedeutet: Sie nehmen nicht 1:1 an den Kursbewegungen des jeweiligen Basiswertes teil, sondern beispielsweise 10:1. Der Reiz liegt darin, dass Trader oder Traderinnen auf diese Weise mit vergleichsweise geringem Einsatz schnell hohe Gewinne erzielen können. Allerdings ist auch das Risiko von Verlusten enorm hoch. Diese beschränken sich je nach Produkt nicht auf einen Totalverlust des eingesetzten Geldes, sondern der Trader oder die Traderin kann – im Fall einer Nachschusspflicht – noch darüber hinaus zur Kasse gebeten werden. Hebelprodukte sind extrem riskant und für Einsteigerinnen und Einsteiger nicht geeignet.

Wenn Sie Aktien direkt kaufen, gibt es keinen Hebel. Sie können Aktien allerdings beispielsweise hebeln, indem Sie nicht in die Aktie selbst investieren, sondern in

, die mit einem Hebel ausgestattet sind, sogenannte Hebelprodukte.

Knock-out-Zertifikate sind Schuldverschreibungen, bei denen es eine Knock-out-Barriere gibt. Das ist eine Kursschwelle, bei deren Erreichen ein Knock-out-Zertifikat wertlos wird – unabhängig davon, wie sich der Kurs danach entwickelt. Optionsscheine haben keine Knock-out-Barriere.

Sie brauchen ein Depot bei einem Broker, um handeln zu können, beispielsweise beim S-Broker, dem Online-Broker der Sparkassen-Finanzgruppe. Hebelprodukte eignen sich aufgrund des hohen Verlustrisikos nur für sehr erfahrene Traderinnen und Trader.

Erzielen Sie mit Ihren Anlagen eine möglichst gute Rendite.

Wir beraten Sie gern persönlich zu Aktien, Fonds und Hebelprodukten.
Zu meiner Sparkasse

Das könnte Sie auch interessieren

Zwei junge Frauen spielen Karten im Park. Ein Mann sitzt neben ihnen und kommentiert die Karten.
Anlageprodukte
Hohe Renditechancen – großes Risiko
Optionsscheine: Im Wettbüro der Börse
Trotz fallender Aktienkurse Gewinne machen – geht nicht? Doch. Mit Optionsscheinen spekulieren Anlegerinnen und Anleger auf bestimmte Kursentwicklungen und können damit genau das erreichen. Wie das funktioniert, zeigen wir Ihnen.
Von oben fotografierter Cafetisch. Nahaufnahme einer Person die neben einem Kaffeegetränk ein Smartphone mit Böresnkursen auf dem Bildschirm in der Hand hält.
Basiswissen
Investieren an der Börse
Finanzplanung: So geht Aktienhandel
Überlegen Sie, Geld in Aktien anzulegen? Wir zeigen Ihnen, was es dabei zu beachten gilt. In nur wenigen Schritten lernen Sie die Grundlagen kennen.
Zwei Mechanikerinnen untersuchen ein Flugzeugtriebwerk. Sie schauen von unten auf eine Vielzahl von Kabeln.
Investmenttrends
Der TecDAX bildet die Entwicklung der 30 größten börsennotierten Technologieunternehmen in Deutschland ab. Doch für wen lohnt es sich jetzt, in ETFs auf Basis des TecDAX zu investieren? Und welche Alternativen gibt es zu ETFs, um an den Kurssteigerungen des TecDAX teilzuhaben?