Innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit hohe Renditen einzufahren, ist der Reiz an Hebelprodukten wie Optionsscheinen. Doch damit geht ein großes Risiko einher. Denn hohe Verluste sind ebenfalls möglich. Optionsscheine sind daher nur für erfahrene und risikobereite Anlegerinnen und Anleger geeignet.
Optionsscheine sind Hebelprodukte. Das heißt, sie verhalten sich verstärkt zu den Kursauswirkungen ihres Basiswerts (auch Underlying), zum Beispiel zu einer bestimmten Aktie. Der Wert des Optionsscheins kann dadurch beispielsweise um das Doppelte der Aktie steigen, umgekehrt seinen Wert aber auch komplett verlieren.
Optionsscheine verbriefen das Recht einer Anlegerin oder eines Anlegers, einen bestimmten Basiswert, zum Beispiel eine Aktie, zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.
Die Anlegerinnen und Anleger können dabei eine Rendite erzielen, indem sie „wetten“, wie sich der jeweilige Kurs entwickeln wird – auch bei fallenden Kursen können sie gewinnen, wenn sie dadurch mit ihrer „Wette“ richtig liegen.
Grundlagen: Wie Optionsscheine funktionieren
Anlegerinnen und Anleger können mit Optionsscheinen spekulieren, wie sich der Kurs, beispielsweise einer Aktie, innerhalb einer bestimmten Frist entwickeln wird, ob er also steigt oder fällt. Weil die Optionen in der Regel weniger kosten als die Aktie, diese aber per Hebel an deren Kursentwicklung gebunden sind, können Anlegerinnen oder Anleger trotz geringerer Investition mitunter die gleiche Rendite einfahren wie mit der Aktie. Bei gleicher Investition ist eine höhere Rendite möglich, wobei das Risiko, alles zu verlieren, ebenfalls hoch ist. Mit einem Blick auf die grundlegenden Unterscheidungen „Call“ und „Put“ bei den Standard-Optionsscheinen wird deutlicher, wie das genau funktioniert.
Call-Optionsscheine: Kurssteigerung und Option auf Kauf
Ein Anleger geht davon aus, dass der Kurs, zum Beispiel einer Aktie, steigen wird. Indem er Call-Optionen kauft, sichert er sich das Recht, die Aktie in festgelegter Anzahl in einem bestimmten Zeitraum oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis (dem sogenannten Basispreis, Ausübungspreis oder Strike) zu kaufen. Je höher der Basispreis über dem aktuellen Kurswert angesetzt ist, desto günstiger ist der Optionsschein, der die Optionen verbrieft. Denn es wird in diesem Fall unwahrscheinlicher, dass der Anleger oder die Anlegerin die Wette gewinnt. Der Preis eines Optionsscheins heißt Prämie. Diese Prämie bekommt der Verkäufer (Stillhalter) des Optionsscheins. Der Anleger beziehungsweise die Anlegerin muss also davon überzeugt sein, dass sich der Kurs über den Basispreis zuzüglich der Prämie entwickeln wird. Denn nur dann kann eine Rendite erzielt werden.
Steigt der Aktienkurs tatsächlich über den Basispreis, könnte der Anleger beziehungsweise die Anlegerin die Aktie dank des Optionsscheins zum Basispreis – und damit günstiger als zum nun aktuellen Kurswert – kaufen. Normalerweise geht es aber gar nicht darum, sonst hätte der Anleger beziehungsweise die Anlegerin statt des Optionsscheins direkt die Aktie gekauft. Es geht vielmehr darum, sich die Differenz aus Kurswert und Basispreis erstatten zu lassen. So kann eine Rendite in Höhe der Differenz abzüglich der Prämie erzielt werden.
Fällt der Aktienkurs hingegen bis zum Ende der festgelegten Laufzeit unter den Basispreis, ist der sogenannte innere Wert des Call-Optionsscheins null, das bedeutet, er ist wertlos. Denn nun ist es günstiger, die Aktie zum aktuellen Aktienkurs zu kaufen. Der Anleger beziehungsweise die Anlegerin verliert also die komplette Summe, die er oder sie für die Calls ausgegeben hat.
Beispiel für Call-Optionen:
Der Kurs der Aktie XYZ liegt bei 95 Euro. Eine Anlegerin sichert sich mit Optionsscheinen das Recht, am 10.10.2023 die Aktie zu einem Preis von 100 Euro zu kaufen. Der Optionsschein enthält eine Prämie von 5 Euro, die die Anlegerin dem Stillhalter bezahlen muss. Die Anlegerin nimmt also an, dass die Aktie zum 10.10.2023 mehr wert ist als 100 Euro, der Kurs also steigt. Steigt der Kurs tatsächlich über 100 Euro, kann sie die Aktie also günstiger kaufen (nämlich für 100 Euro) und sie direkt wieder teurer verkaufen (nämlich für den tagesaktuellen Kurs). Sie macht einen Gewinn, wenn die Differenz über den 5 Euro liegt, die sie als Prämie bezahlt hat. Sie muss die Aktie dafür gar nicht tatsächlich kaufen, sondern kann auch direkt mit den Optionsscheinen handeln.
Irrt sich die Anlegerin allerdings und der Kurs der Aktie XYZ fällt am 10.10.2023 auf 90 Euro, sind die Optionsscheine wertlos. Denn ein Recht darauf, eine Aktie mit einem Wert von 90 Euro für 100 Euro zu kaufen, würde einen Verlust bedeuten. Sie wird die Optionen nicht nutzen und verliert die 5 Euro, die sie als Prämie bezahlt hat. Der Stillhalter dagegen hat 5 Euro verdient.
Put-Optionsscheine: Kursfall und Option auf Verkauf
Eine andere Anlegerin geht davon aus, dass der Kurs, zum Beispiel einer Aktie, fallen wird. Indem sie Put-Optionen kauft, sichert sie sich das Recht, die Aktie zu einem bestimmten Zeitraum oder Zeitpunkt zum Basispreis (Ausübungspreis oder Strike) zu verkaufen.
Fällt der Aktienkurs nun tatsächlich unter den Basispreis, erzielt sie eine Rendite. Denn die Put-Optionsscheine verbriefen dann das Recht, die Aktie zu einem höheren Preis zu verkaufen. Wichtig: Der Anlegerin geht es auch hier in der Regel nicht darum, tatsächlich Aktien zu verkaufen. Die Optionsscheine selbst machen den Wert aus. Sie kann sich die Differenz zwischen Basispreis und Aktienkurs ausbezahlen lassen. Anhand eines Beispiels wird das etwas leichter verständlich.
Beispiel für Put-Optionen:
Der Kurs der Aktie XYZ liegt bei 95 Euro. Ein Anleger sichert sich mit Optionsscheinen das Recht, am 10.10.2023 die Aktie zu einem Preis von 95 Euro zu verkaufen. Dafür muss der Anleger dem Stillhalter eine Prämie von beispielsweise 5 Euro bezahlen. Der Anleger nimmt folglich an, dass die Aktie zum 10.10.2023 weniger wert ist als 95 Euro, der Kurs also fällt.
Angenommen, er behält recht und der Kurs fällt tatsächlich auf 80 Euro. Nun kann er die Aktie zu einem höheren Preis verkaufen (nämlich für 95 Euro) als für den tagesaktuellen Kurs von 80 Euro. Er verdient 15 Euro – 5 Euro Prämie = 10 Euro. Die Aktie selbst muss er dafür aber nicht verkaufen. Er kann sich dank seiner Optionen die Differenz zwischen den 95 Euro und dem tagesaktuellen Aktienkurs von 80 Euro ausbezahlen lassen, also 15 Euro.
Im Fall, dass sich der Anleger irrt, und der Kurs der Aktie XYZ am 10.10.2023 auf 100 Euro steigt, ist der innere Wert der Optionsscheine jedoch null. Das heißt, sie sind wertlos. Denn ein Recht darauf, eine Aktie mit einem Wert von 100 Euro für 95 Euro zu verkaufen, würde einen Verlust bedeuten. Der Anleger wird die Optionsscheine nicht nutzen und verliert das Geld, das er als Prämie eingesetzt hat. Der Stillhalter hat wiederum an der Prämie verdient.
Hedging – wie Sie Ihr Depot mit Optionsscheinen absichern können
Mit Put-Optionsscheinen sichern sich Anlegerinnen und Anleger das Recht, beispielsweise eine Aktie zu einem bestimmten Zeitraum oder Zeitpunkt zum Basispreis zu verkaufen. Fällt der tatsächliche Aktienkurs nun unter den in den Puts verbrieften Preis, können Sie die Puts nutzen, um Ihre Verluste einzugrenzen oder abzufedern. Sie verkaufen die Aktie also zu einem höheren Preis als dem aktuellen Kurswert beziehungsweise lassen sich die Differenz ausbezahlen. Das bietet die Möglichkeit, jede Aktie – oder nur bestimmte – im Depot über Puts zu „versichern“, wenn gerade größere Kurseinbrüche erwartet werden. Der Preis für diese Versicherung ist die Höhe der Prämie, die der Stillhalter dafür bekommt.
Fazit:
Optionsscheine sind kurzfristige Anlagemöglichkeiten, die deutlich komplexer als Aktien und zudem hochriskant sind. Für Einsteigerinnen und Einsteiger empfehlen wir den Handel mit Optionsscheinen nicht. Anlegerinnen und Anleger sollten sich unbedingt der Risiken, die damit einhergehen, bewusst sein und sich vorher genau mit dem Thema beschäftigen.
Häufige Fragen zu Optionsscheinen
Was ist ein Optionsschein?
Optionsscheine sind Hebelprodukte, die sich immer auf einen Basiswert beziehen, beispielsweise eine Aktie. Der Hebel bedeutet dabei, dass der Wert der Optionsscheine beispielsweise um das Doppelte oder Dreifache des Basiswerts steigt oder fällt. So profitieren oder verlieren die Anlegerinnen und Anleger überproportional: Besonders hohe Renditen, aber auch besonders hohe Verluste sind möglich. Andere Hebelprodukte sind Knock-outs und Faktor-Zertifikate.
Wie funktioniert ein Optionsschein?
Optionsscheine verbriefen das Recht einer Anlegerin oder eines Anlegers, einen bestimmten Basiswert, zum Beispiel eine Aktie, zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Durch die Kursentwicklung – beispielsweise der Aktie – ergibt sich die Möglichkeit zur Spekulation. So gewinnen oder verlieren die Optionsscheine an Wert und ermöglichen eine Rendite oder einen Verlust.
Was ist der Unterschied zwischen Optionen und Optionsscheinen?
Eine Option ist ein Recht, einen bestimmten Basiswert, zum Beispiel eine Aktie, zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Das Recht geht nicht mit einer Pflicht einher. Dieses Recht kann in einem Optionsschein verbrieft werden. Der Optionsschein ist dann das Wertpapier, das die Optionen enthält. Optionsscheine sind einfacher handelbar als reine Optionen. Die Emittenten, also die Aussteller, sind hier meistens Banken, Sparkassen oder Finanzdienstleister.
Wie funktioniert ein Call-Optionsschein?
Wenn Anlegende von steigenden Kursen beispielsweise einer Aktie ausgehen, können sie sich mit einem Call-Optionsschein (oder oft mehreren) das Recht sichern, die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt oder in einem Zeitraum zu einem Preis zu kaufen, der ihrer Meinung nach unter dem voraussichtlichen Aktienkurs zu diesem Zeitpunkt liegen wird. Für dieses Recht bezahlen sie eine Prämie. Liegen sie mit ihrer Annahme richtig, können sie über die Differenz zwischen dem im Optionsschein verbrieften Preis und dem aktuellen Aktienkurs eine Rendite einfahren. Eine Rendite ist es natürlich nur, wenn die Differenz höher ist als die bezahlte Prämie. Haben sie unrecht und der Kurs fällt, verlieren sie die Prämie. Der Call-Optionsschein ist dann wertlos.
Wie funktioniert ein Put-Optionsschein?
Wenn Anlegende von fallenden Kursen – beispielsweise einer Aktie – ausgehen, können sie sich mit einem Put-Optionsschein (oder oft mehreren) das Recht sichern, die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt oder in einem Zeitraum zu einem Preis zu verkaufen, der ihrer Meinung nach über dem voraussichtlichen Aktienkurs zu diesem Zeitpunkt liegen wird. Für dieses Recht bezahlen sie eine Prämie. Liegen sie mit ihrer Annahme richtig, können sie über die Differenz zwischen dem im Optionsschein verbrieften Preis und dem aktuellen Aktienkurs eine Rendite erzielen. Eine Rendite ist es natürlich nur, wenn die Differenz höher ist als die bezahlte Prämie. Haben sie unrecht und der Kurs steigt, verlieren sie die Prämie. Der Put-Optionsschein ist dann wertlos.
Was muss ich bei Optionsscheinen beachten?
Anlegerinnen und Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass Hebelprodukte wie Optionsscheine zwar große Renditechancen mit sich bringen, aber auch hohe Risiken – bis hin zum Komplettverlust. Es gibt auch Produkte, die eine Nachschusspflicht enthalten, sodass der Verlust das ursprünglich investierte Kapital übersteigen kann.
Gern beraten wir Sie zu passenden Geldanlageprodukten für Ihren individuellen Anlagetyp.
Wir gehen in diesem Artikel davon aus, dass der Basiswert eines Optionsscheins eine Aktie ist. Das muss aber nicht zwangsläufig so sein. Der Basiswert kann sich auch auf einen ganzen Index, einen Rohstoff, eine Währung oder eine Anleihe beziehen. In Deutschland ist es häufig der Deutsche Aktienindex (DAX).