Der Blick in die Payment-Glaskugel
Willkommen im Jahr 2030. Willkommen in der Spätphase des Internet of Things (IoT). In jedem Ihrer Alltagsprodukte, jedem Kleidungsstück und sogar in Ihrem Körper befinden sich mittlerweile Sensoren, Kameras, Mikrofone und Prozessoren. Alles ist miteinander vernetzt.
Ihr Zuhause reagiert komplett auf Gesten und Sprachbefehle. Digital, intelligent, ohne Grenzen zwischen der physischen und der virtuellen Welt. Von der Künstlichen Intelligenz (KI) gesteuerte Maschinen, Apps und Haushaltsgeräte kommunizieren selbständig, kontrollieren Ihren Gesundheitszustand, bestellen vorausschauend Waren oder erledigen Aufgaben für Sie.
Aus heutiger Sicht ist dies ein absolut denkbares Szenario unserer nicht allzu fernen Zukunft. Technisch möglich ist alles – Hochrechnungen zufolge soll die Anzahl weltweit vernetzter Geräte in den nächsten zwei Jahren bereits auf über 50 Milliarden ansteigen.
Stellt sich die Frage: Auf welche Weise werden wir in einer derart innovativen und mobilen Welt bezahlen – zum Beispiel für unser übliches Franzbrötchen beim Bäcker? Ganz gewöhnlich mit Bargeld wohl eher nicht. Ein Ausblick:
Smarte Technik macht Bezahlen schnell und bequem
Die Welt des Zahlungsverkehrs verändert sich – nicht radikal und schlagartig, aber jeden Tag ein bisschen. Bezahlen wird dabei immer komfortabler. Kleingeld zählen? Das war gestern.
Wenn wir heute etwas im Netz bestellen, bezahlen wir den Einkauf selbstverständlich digital. Auch der Einkauf im Einzelhandel ist komfortabler geworden: Inzwischen besitzt fast jeder eine Debitkarte oder Kreditkarte mit Kontaktlos-Funktion. Dank Near Field Communication (NFC) zahlen wir selbst kleinste Beträge im Handumdrehen durch einfaches Vorhalten der Karte am Terminal. Doch die NFC-Technik kann noch mehr.
Mobile Payment mit dem Handy
Das Smartphone ist heute Ersatz für die Geldbörse. Bezahlen mit dem Handy funktioniert wie das kontaktlose Bezahlen mithilfe der NFC-Technologie – und dem Fingerabdruck, der Gesichtserkennung oder dem Gerätecode zur Autorisierung. Das ist genauso komfortabel und sicher wie das Bezahlen mit Ihrer Karte.
Statt der physischen Karte bedient sich das mobile Bezahlen digitalisierter Karten. Wie das geht? Fügen Sie einfach Ihre Karte in die Wallet App Ihres Apple-Geräts hinzu, um Apple Pay zu nutzen. Oder laden Sie für Ihr Android-Smartphone die App „Mobiles Bezahlen“ bei Google Play herunter.
Oder umgekehrt: Kleinere oder mobile Händler, wie etwa Imbiss- oder Wochenmarktstände, können ihr Smartphone mit der App „Sparkasse POS“ auch als Kartenlesegerät einsetzen. Aber beim Handy als Endgerät ist noch lange nicht Schluss.
Bezahlen per Wearable
Fitnessarmbänder, Smartwatches, Datenbrillen und andere tragbare Elektronik unterstützen immer öfter ebenfalls Bezahlvorgänge. Das Ganze nennt sich dementsprechend Wearable Payment (etwa Bezahlen per tragbarem Gerät) und basiert wie das kontaktlose und mobile Zahlen auf der NFC-Technologie. Zahlungen im Einzelhandel sind über das Wearable in der Regel ohne zusätzliche Authentifizierung möglich.
Mit Hilfe von VR-Brillen könnte sich auch das Online-Shopping verändern. Denn die Datenbrille lässt uns bequem vom heimischen Sofa aus durch virtuelle Läden bummeln. Der Kauf ließe sich dann zum Beispiel mit einfachem Augenzwinkern in den digitalen Warenkorb legen und die Zahlung per Netzhaut-Scan verifizieren. Noch ist das Zukunftsmusik.
Bezahlen ohne Kasse
Stellen Sie sich vor: Sie gehen in den Laden, nehmen einfach die Ware aus dem Regal und gehen wieder hinaus. Bezahlen? Das läuft automatisch im Hintergrund ab. In amerikanischen „Amazon Go“ Stores ist das längst Realität. Und auch anderswo im stationären Handel gibt es Pilotversuche dazu.
Das Funktionsprinzip dahinter ist: die totale Überwachung. Zumindest sobald Sie den Laden betreten – und sich so zugleich über die entsprechende App im Geschäft anmelden. Sensoren und Kameras in den Geschäften erfassen dann Ihr Verhalten. Dinge, die Sie aus dem Regal nehmen, werden in Ihren Einkäufen gelistet. Stellen Sie sie zurück, werden Sie digital wieder gestrichen. Die Abrechnung erfolgt beim Verlassen des Geschäfts – automatisch über eine App, in der Sie vorab eine Zahlungsmethode hinterlegt haben.
Aufgrund der strengeren Datenschutzbedingungen ist man in Europa noch nicht ganz so weit. Per Self-Checkout kann man aber auch hierzulande die Kassenschlange vermeiden. Immer mehr Geschäft bieten die Möglichkeit, Waren selbst zu scannen und am Terminal zu bezahlen oder über mobile Endgeräte direkt beim beratenden Verkäufer oder bei der beratenden Verkäuferin zu bezahlen, ganz ohne den Umweg an eine Kasse.
Blockchain und Kryptowährung
Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. wurden als Alternative zum klassischen Zahlungsverkehrssystem entwickelt und sind zulässige Zahlungsmittel. Das System dahinter nennt sich Blockchain. Es sichert die digitale Währung kryptografisch ab und erfasst und verschlüsselt alle Transaktionen. Kryptogeld diente ursprünglich der Zahlung im Internet, wird aber mittlerweile auch in diversen Geschäften, Restaurants und Cafés vor Ort akzeptiert.
Wer mit Bitcoin bezahlen möchte, benötigt eine spezielle App, die Bitcoin-Wallet. Sie ist die digitale Geldbörse, in der die Kryptowährung gespeichert ist. Der Shop, der den Bitcoin akzeptiert, hat eine individuelle Bezahladresse. An diesen sogenannten öffentlichen Schlüssel wird die Zahlung dann geleistet, entweder durch einfaches Abtippen der Bitcoin-Adresse oder über einen QR-Code.
Kryptogeld unterliegt zum Teil extremen Kursschwankungen. Ein zweites Problem ist die große Anzahl digitaler Währungen. Es gibt inzwischen Tausende verschiedene Internet-Währungen auf Basis unterschiedlicher technischer Prinzipien. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte also lieber die Finger davon lassen. Denn jede der Währungen kann auch wieder komplett vom Markt verschwinden.
Zahlen per Fingerzeig
Fingerabdrücke sind einzigartig. Das wissen wir nicht zuletzt dank des sonntäglichen Tatorts. Dort werden immer wieder unvorsichtige Bösewichte überführt, weil sie Spuren hinterlassen haben. Weltweit gibt es keine zwei Menschen, deren Fingerkuppen sich gleichen. Eine praktische Möglichkeit also, um sich auch beim Bezahlen damit auszuweisen. Schließlich können Sie Ihre Fingerabdrücke nicht vergessen oder verlieren.
Was wir vom Entsperren des Handys oder der Zwei-Faktor-Autorisierung kennen, ist heute auch direkt in Geschäften möglich. Bei McDonald's in den USA zahlen Kunden und Kundinnen bereits, indem Sie an der Kasse ihren Fingerabdruck einscannen. Auch in einem Supermarkt in Nordrhein-Westfalen funktioniert das bereits. Ein spezieller Scanner am Kassenterminal liest Ihren Fingerabdruck ein und verknüpft diesen mit Ihren Bankinformationen.
Das Verfahren hat aber auch Gegner. Denn mit den richtigen Kniffen lassen sich selbst Fingerabdrücke kopieren. Und anders als ein Passwort können Sie Ihre Fingerabdrücke nicht ändern, wenn sie einmal „gehackt“ wurden.
Oder gleich die ganze Hand?
Sicherer als der Fingerabdruck ist angeblich das Venenmuster im Inneren Ihrer Hand. Es bleibt unverändert, egal, ob Sie sich schneiden oder verbrennen.
Und die Zirkulation Ihres Blutes spielt bei der Authentifizierung an der Kasse eine Rolle. Das heißt: Das Kopieren Ihres Venenmusters reicht nicht aus, um dem Kassenterminal etwas vorzugaukeln. Das ist ebenfalls ein Schutz für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihnen jemand die Hand klaut. Ihr Blut muss in Bewegung sein, damit eine Zahlung ausgelöst werden kann.
Augen, Herzschlag, Lächeln oder Stimme
Ideen zum Bezahlen der Zukunft gibt es viele. Und dabei spielen nicht nur die Finger oder die Hand eine große Rolle. Auch die Iris eines Menschen unterscheidet ihn von anderen und kann deshalb zur Authentifizierung beim Bezahlen genutzt werden. Genauso ist es mit dem Herzschlag oder der Stimme eines Menschen.
Biometrische Merkmale wie Gesicht und Mimik werden bereits für Bezahlvorgänge genutzt. Über AliPay in China reicht zum Beispiel ein Lächeln zum Bezahlen: „Smile to Pay“.
Wie sieht die Zukunft aus?
In einer dieser derzeit noch visionären Ideen könnte die wahre Zukunft der Zahlungssysteme liegen. Wie sie aussieht, weiß niemand genau. Denn der technologische Fortschritt ist abhängig von zum Beispiel der zunehmenden Leistung von Quantencomputern oder der sicheren Verschlüsselung digitaler Transaktionen über die Blockchain.
Die gute Nachricht: Am Ende werden Sie als Kunde oder Kundin selbst bestimmen, welche Zahlungsauslösedienste, Bezahlsysteme und Authentifizierungsverfahren sich durchsetzen. Denn nur die Produkte, die Sie gerne und jeden Tag benutzen, werden unsere Art zu bezahlen nachhaltig verändern. Wir sind gespannt auf Ihre Entscheidung.