Fast jeder hat sich schon einmal gefragt: Wie viel Trinkgeld muss ich im Restaurant geben? Sollte ich nach der Taxifahrt aufrunden? Bekommt der Kofferträger auch etwas – wenn ja: wie viel? Kann der Obolus gar als Beleidigung aufgefasst werden? Und was, wenn das Essen nicht schmeckt und der Kellner unhöflich ist? Eine einheitliche Antwort gibt es nicht. Die Trinkgeldkultur ist von Nation zu Nation unterschiedlich.
Trinkgeld ist für Arbeitnehmende steuerfrei, wenn es freiwillig von Dritten (Kunden und Kundinnen) gegeben wird und nicht vertraglich oder aufgrund einer Dienstanweisung verlangt wird. Das heißt, wenn ein Kunde einem Kellner oder einer Friseurin Trinkgeld gibt, muss dieser Betrag nicht versteuert werden. Wird dieses Trinkgeld über ein Kartenlesegerät gegeben, wird es häufig doch versteuert.
In einigen Betrieben wird das über die Karte gezahlte Trinkgeld gleichmäßig unter dem gesamten Personal verteilt, was für Gerechtigkeit sorgen soll. Nach Möglichkeit des Lokals oder des Dienstleisters können Sie entscheiden, wie sie Trinkgeld geben möchten. Die meisten freuen sich jedoch nach wie vor über Münzen oder einen kleinen Schein.
Laut einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) hinterlassen die Deutschen immer seltener Geld auf den Tischen in Restaurants. Der Rückgang der Großzügigkeit vieler Gäste sei hauptsächlich auf die Inflation zurückzuführen. Diese veranlasst die Menschen, vorsichtiger mit ihren Ausgaben zu sein und auch beim Trinkgeld etwas zu knausern. Gönnt man sich das Essen im Restaurant, verzichtet man heute womöglich auf teuren Alkohol und spart am Trinkgeld. Daher greift die Gastronomie zu neuen Maßnahmen.
Sicher ist es Ihnen auch schon begegnet: Servicekräfte und Gastronomien weisen beim Bezahlvorgang am Kartenlesegerät auf die Möglichkeit eines Trinkgelds hin – und zwar mit vorgegeben Buttons, versehen mit Prozentzahlen. Hier wird deutlich vermittelt: Trinkgeld ist erwünscht! Oft werden die Optionen 10, 15 und 20 Prozent angeboten, unter den Möglichkeiten befindet sich ein häufig weniger auffällige Option für „kein Trinkgeld“.
Auch in Deutschland verändert sich die Trinkgeld-Kultur: Nicht nur die Gastronomie nutzt die Möglichkeit, Trinkgeld per Kartenleser zu verlangen – auch andere Dienstleister, Bäckereien oder gar große Modeketten weisen beim Bezahlvorgang auf ein Trinkgeld hin – was für Unverständnis sorgen kann. Die Optionen reichen von null, 7 bis 10 Prozent, manchmal sogar bis 15, 20 oder 25 Prozent. Das kann durch den „Hang zur Mitte“ plötzlich Druck auf den Konsumenten oder die Konsumentin ausüben.
Viele fühlen sich durch das Trinkgeldgeben per Touchscreen genötigt, mehr zu zahlen. Dieses „Nudging“, also „Anstupsen“, lenkt das Verhalten der Kunden, manipuliert es oft sogar. Denn es wird nicht nur erwartet, dass Trinkgeld gegeben wird, sondern es wird auch suggeriert, wie hoch es sein sollte.
Das wirft Fragen auf: Woher kommt die Regel, dass vor allem die Gastronomie Trinkgeld erhält? Muss man in jedem Fall Trinkgeld geben? Nein, das müssen Sie nicht. Fühlen Sie sich durch die Vorschläge nicht unter Druck gesetzt. Es gibt in Deutschland keine Pflicht Trinkgeld zu geben.
Während in vielen Ländern das finanzielle Dankeschön zum guten Ton gehört, gilt guter Service anderenorts als Selbstverständlichkeit. Wer sich sicher sein will, bereitet sich vor der Reise mit den folgenden Trinkgeld-Regeln vor:
Schlechter Service und schlechtes Essen müssen nicht honoriert werden. Ein unzufriedener Gast kann seine Kritik über das Trinkgeld höflich erklären.
Zahlen Sie mit Kreditkarte, sollten Sie das Trinkgeld in bar zur Rechnung dazu legen. So geht das Geld komplett an die Servicekraft.
In den meisten Ländern gilt es als unhöflich, das Trinkgeld auf dem Tisch liegen zulassen. Ein persönliches „Dankeschön“ sollten Sie auch persönlich übergeben.
Trinkgelder werden nicht erwartet, sind aber willkommen. Runden Sie einfach auf!
Dem Kellner sollten Sie mehr als zehn Prozent der Rechnung geben. Auch beim Friseur wird hier ein „Bakschisch“ erwartet. Ein touristischer Busfahrer erhält in Ägypten umgerechnet etwa ein bis drei Euro Trinkgeld pro Tag und Person.
Trinkgelder sind eher unüblich – außer in Touristenzentren.
Die Insel ist teuer. Das schlägt sich auch aufs Trinkgeld nieder. In Restaurants werden eher 15 Prozent erwartet. Der Kofferträger sollte ein Pfund bekommen. Im Taxi genügt es, den Betrag aufzurunden.
In Italien ist Trinkgeld nicht obligatorisch, da in vielen Restaurants der Service bereits in der Rechnung enthalten ist. Üblicherweise rundet man in Cafés, Bars und Taxis den Betrag auf oder lässt das Wechselgeld liegen. Bei Hotels und anderen Dienstleistungen sind kleine Beträge als Anerkennung für guten Service angemessen.
In Japan können Sie mit Trinkgeld den einheimischen Gastronomen ungewollt beleidigen. Japaner und Japanerinnen haben eine starke Arbeitsethik und betrachten guten Service als eine selbstverständliche Verpflichtung. Das Anbieten von Trinkgeld könnte als eine Art Bestechung oder als Versuch gesehen werden, jemanden zu bevorzugen.
In den meisten Mittelmeerländern macht der Urlauber im Restaurant mit rund zehn Prozent Trinkgeld nichts falsch. Im Taxi runden Sie den Betrag einfach auf. Wer nichts zusätzlich gibt, könnte als geizig gelten.
Wenn der Kellner trotz Trinkgeldansage das volle Rückgeld bringt, bedeutet das nicht, dass er das Geld nicht will. Lassen Sie den Zuschlag einfach auf dem Tisch zurück.
Die Nordeuropäer sind bescheiden. Selbst das kleinste Trinkgeld ist ein Zeichen für zufriedene Gäste. Aber niemand erwartet dieses finanzielle Dankeschön. Würden Sie gern Ihre Anerkennung ausdrücken, sagen Sie einfach „Tack“, also Danke. Für alles. So oft wie möglich.
Wer es sich in Amerika mit dem Kellner nicht verscherzen will, sollte nie ein Restaurant verlassen, ohne ein Trinkgeld von 20 Prozent zu hinterlassen. Der Grund: Die Gehälter sind sehr niedrig und der Tip wird miteingeplant. Auch die Taxifahrerin geht nicht leer aus: mit 15 Prozent der Fahrtkosten kann ein Ausflug schon mal teuer werden. Der Kofferträger freut sich über einen Dollar.
Ja, es gibt einige allgemeine Faustregeln für das Geben von Trinkgeld. In Restaurants sind etwa 10 Prozent der Rechnungssumme üblich, wenn der Service nicht bereits in der Rechnung enthalten ist. In Cafés und Bars lassen Sie das Wechselgeld oder runden auf den nächsten Euro auf. Bei Taxis können Sie den Fahrpreis aufrunden oder etwa 10 Prozent des Fahrpreises als Trinkgeld geben. Im Hotel sind 1 bis 2 Euro pro Tag für das Zimmermädchen und 1 bis 2 Euro pro Gepäckstück für den Gepäckträger angemessen. Für Friseure, Tourguides und andere Dienstleister sind 5 bis 10 Prozent des Preises ein gutes Trinkgeld, wenn Sie mit dem Service zufrieden sind.
Zu viel Trinkgeld zu geben kann je nach Land und Kultur unterschiedlich wahrgenommen werden. In der Regel wird ein Trinkgeld von mehr als 20 Prozent als außergewöhnlich großzügig betrachtet. Informieren Sie sich vorab zu den örtlichen Gepflogenheiten und achten Sie so darauf, dass das Trinkgeld nicht als unangemessen empfunden wird.
Es gibt einige Situationen, in denen Sie kein Trinkgeld zahlen müssen: