Laut KfW-Gründungsmonitor wollten im Jahr 2019 – vor Beginn der Coronakrise – ein Viertel der 18- bis 66-Jährigen in Deutschland gern als Selbstständige arbeiten. Das sind deutlich weniger als noch vor 20 Jahren – damals träumte fast jeder oder jede Zweite von einem Dasein als Freiberuflerin beziehungsweise Freiberufler oder als Unternehmerin beziehungsweise Unternehmer. Einige Menschen mag es abschrecken, dass eine Existenzgründung auch eine finanzielle Herausforderung ist. Doch lassen Sie sich davon nicht ausbremsen, wenn Sie ein eigenes Business aufziehen wollen und dafür sogar schon eine passende Geschäftsidee haben.
Die Gründung eines Start-ups ist auch mit wenig Eigenkapital möglich.
Für Existenzgründerinnen und Existenzgründer gibt es spezielle Kredit- und Förderprogramme.
Ein gut ausgearbeiteter und durchdachter Businessplan ist die wichtigste Grundlage, um Fremdkapital zu akquirieren.
Das eigene Geld ist ein wichtiger Faktor für Gründerinnen und Gründer. Fehlende finanzielle Mittel sind aber kein Grund, um den Sprung in die Selbstständigkeit nicht zu wagen. Mit der richtigen Geschäftsidee und dem nötigen Wissen können Sie Ihre eigene Firma gründen. Es gibt verschiedene Wege, um ihr eigenes Kapital mit Fremdkapital für Ihr Projekt aufzustocken.
Geschäftsmodelle: nebenberufliche Selbstständigkeit, Freiberufler, E-Commerce
Prüfen Sie, ob Sie sich zunächst nebenberuflich selbstständig machen können. So erwirtschaften Sie in Ihrer Haupttätigkeit Geld und können Ihre Geschäftsidee in abgesichertem Rahmen in die Tat umsetzen.
Miete sparen: Für manche Branchen wie IT- und Medien, ein Online-Business oder auch Freiberuflerinnen und Freiberufler bietet es sich an, in der Startphase von zu Hause zu arbeiten. So sparen Sie Kosten für Büroräume. Oft ist es in jungen Unternehmen möglich, ohne beziehungsweise mit einem kleinen Team zu arbeiten. Auch die Miete für ein Geschäft können Sie sich eventuell sparen, wenn Sie Ihre Produkte über E-Commerce in einem Onlineshop vertreiben.
Warum die Wahl der Rechtsform Geld sparen kann
Angehende Unternehmerinnen und Unternehmer müssen sich in jedem Fall Gedanken machen, in welcher Rechtsform sie ihre Selbstständigkeit ausüben wollen. Wer bei der Gründung aufs Geld achten muss, der sollte sich bei diesem Thema genau informieren. Diese Rücklagen brauche Sie bei den verschiedenen Rechtsformen:
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Mindestens 25.000 Euro Stammkapital sind notwendig. 12.500 Euro sind vor der Eintragung ins Handelsregister erforderlich.
- Unternehmensgesellschaft haftungsbeschränkt (UG)
Pro Gesellschafter muss mindestens 1 Euro Stammeinlage eingebracht werden.
- Aktiengesellschaft
Ein Grundkapital von mindestens 50.000 Euro ist notwendig.
- Freiberuflerinnen und Freiberufler
Freiberuflerinnen und -berufler müssen nicht zwingend eine Rechtsform wählen. Sie können somit ohne die damit verbundenen Kosten eine selbstständige Tätigkeit ausüben.
- Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
Für die Gründung einer GbR ist kein Stammkapital notwendig.
Geld aus externen Quellen: Darlehen und Kreditprogramme
Reicht das Eigenkapital nicht aus, um in die Selbstständigkeit zu starten, haben Sie die Möglichkeit, Fremdkapital zu akquirieren – zum Beispiel in Form eines Darlehens. Kredite sind die wichtigste Finanzierungsquelle von Gründerinnen und Gründern. Welche Finanzierung zu Ihrer Geschäftsidee passt, finden die Beraterinnen und Berater der Sparkassen mit Ihnen zusammen heraus.
Gibt es nicht genug Sicherheiten für einen klassischen Kredit, können Sie über eine geförderte Bürgschaft durch eine Bürgschaftsbank nachdenken.
Fördermittel und Förderprogramme von KfW und Staat
Neben
Übersicht über die verschiedenen Angebote und Produkte der KfW für Gründerinnen und Gründer
- ERP-Gründerkredit – StartGeld
Bis zu 125.000 Euro für Gründervorhaben. Finanzierung von Investitionen und laufenden Kosten. Nutzbar für Existenzgründung und Festigung im Neben- oder Vollerwerb bis zu 5 Jahre nach Gründung. Die KfW übernimmt 80% des Kreditrisikos.
- ERP-Kapital für Gründung
Bis zu 500.000 Euro Tilgungsfreiheit in den ersten sieben Jahren. Nutzbar für Existenzgründungen und Festigungen bis zu 3 Jahre nach Gründung. Die KfW übernimmt das Kreditrisiko.
- ERP-Förderkredit KMU
Bis zu 25 Millionen Euro für Neustart und Finanzierung. Zielgruppe: Kleine und mittlere Unternehmen sowie Freiberufler und Freiberuflerinnen. Leichterer Kreditzugang und Zinsvorteile möglich.
Der Gründerkredit ERP-Kapital richtet sich an die Macherinnen und Macher von Start-ups. Bis zu 500.000 Euro können dabei zur Stärkung des Eigenkapitals beantragt werden. Vorteile der KfW-Gründerkredite: Es gibt tilgungsfreie Jahre, in denen Sie lediglich die Zinsen für das Darlehen begleichen müssen.
Wer aus der Arbeitslosigkeit heraus in die Selbstständigkeit starten will, kann den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit beantragen. Über bis zu 15 Monate erhalten Sie so finanzielle Unterstützung vom Staat in der Gründungsphase.
Auch für Studentinnen und Studenten sowie wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit einer eigenen Geschäftsidee gründen möchten, gibt es Unterstützung. Sie können sich für das EXIST-Gründerstipendium bewerben.
Franchise-Systeme – eine etablierte Geschäftsidee übernehmen
Wer mithilfe eines Franchise-Unternehmens gründet, braucht oft kein oder nur wenig Eigenkapital. Ein weiterer Vorteil: Sie übernehmen ein bereits eingeführtes und etabliertes Geschäftsmodell. Als Franchise-Nehmer oder Franchise-Nehmerin zahlen Sie Gebühren an den Franchise-Geber beziehungsweise die Franchise-Geberin. Im Gegenzug erhalten Sie Nutzungsrechte und die Erlaubnis, das Geschäftskonzept umzusetzen.
Beteiligungskapital: Holen Sie Investorinnen oder Investoren mit ins Boot
Damit Sie die Finanzierung Ihres Start-ups absichern, können Sie sich Partner als Co-Founder an die Seite holen. Es gibt aber auch andere Modelle, um Investorinnen oder Investoren an Ihrem Unternehmen zu beteiligen. Dabei unterscheidet man:
- private Geldgeberinnen oder Geldgeber aus dem familiären Umfeld, Freundes- und Bekanntenkreis
- stille Teilhaberinnen beziehungsweise Teilhaber oder mitwirkende Teilhaberinnen beziehungsweise Teilhaber
- Business Angels, die neben einer finanziellen Beteiligung auch mit ihrem Know-how als Unterstützung während der Gründungsphase zur Seite stehen
- Beteiligungsgesellschaften
- Gründerfonds
- Venture Capital
Das Beteiligungskapital, das Investorinnen und Investoren in Ihre Unternehmen einbringen erscheint in der er unternehmerischen Buchhaltung als Eigenkapital. Mit der höheren Eigenkapitalquote haben Sie nun auch wieder bessere Voraussetzungen bei der Beantragung von Krediten.
Wichtig: Egal, ob Sie Investorinnen oder Investoren, Sparkassen, Banken oder Stiftungen für die Finanzierung Ihres Unternehmens gewinnen wollen, gelingen wird das nur durch einen gut ausgearbeiteten und stimmigen Businessplan. Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Geschäftsidee und den Finanzplan für Ihr Unternehmen auszuarbeiten.
Crowd-Finanzierung: Wenn die Menge Ihre Geschäftsidee finanziert
Sie können viele Leute von Ihrer Geschäftsidee begeistern? Dann kann Crowdfunding eine Chance sein, Ihre finanziellen Mittel aufzustocken. Bei Crowdfunding beteiligen sich viele Kapitalgeberinnen und Kapitalgeber an einem Projekt – oftmals auch mit kleinen Beträgen. In der Regel können Sie eine Crowdfunding-Kampagne über Online-Anbieter starten.
Weitere Möglichkeiten sind das Crowdlending – das sind Mikrokredite für Selbstständige, oder Crowdinvesting – dabei erhalten die Investorinnen und Investoren einen Anteil am Gewinn oder am Unternehmen.
Bootstrapping: Gründen auf Sparflamme
Wenn Sie ohne Fremdkapital den Weg in die Selbstständigkeit gehen möchten, kann das sogenannte Bootstrapping eine geeignete Finanzierungsmethode sein. Voraussetzung für das Gelingen: Sie müssen mit möglichst wenig Kosten und Investitionen in der Startphase zurechtkommen. Das bedeutet, die Gründung erfolgt zunächst im kleinen Rahmen und Gewinne sollen dafür in kurzer Zeit erzielt werden.
So reduzieren Sie Kosten und das finanzielle Risiko bei der Gründung
- Nebenberufliche Gründung
Weniger finanzielles Risiko durch ein gesichertes Haupteinkommen
- Büro zu Hause einrichten
Sparen Sie Miete für Büroräume
- E-Commerce statt Ladengeschäft
Sparen Sie Ausgaben für Personal und Miete, indem Sie Ihre Produkte zunächst über einen Onlineshop anbieten
Häufige Fragen zum Selbständig machen ohne Eigenkapital
1Was ist Eigenkapital?
Was ist Eigenkapital?
Zum Eigenkapital zählen neben den finanziellen Rücklagen auch andere Sach- und Geldwerte wie Lebensversicherungen, Immobilien, Grundstücke, Schmuck oder Fahrzeuge. Bei Unternehmen ergibt sich aus Eigenkapital und Fremdkapital das Gesamtkapital.
2Wie viel Startkapital brauche ich für ein Unternehmen?
Wie viel Startkapital brauche ich für ein Unternehmen?
Wie viel Geld die Gründung eines Unternehmens oder einer Selbstständigkeit kostet, ist von vielen Faktoren abhängig – etwa, in welcher Branche Sie arbeiten, ob Sie von zu Hause aus tätig sein können oder ein produzierendes Gewerbe planen. Expertinnen und Experten raten für eine Existenzgründung 15 bis 20 Prozent der Gesamtinvestition als Eigenkapital einzubringen. Sie können unter bestimmten Voraussetzungen aber auch mit weniger Geld ihre Geschäftsidee umsetzen. Wie viel Sie für Ihr individuelles Gründungsvorhaben tatsächlich benötigen, können Sie in einer persönlichen Beratung mit Ihrem Sparkassen-Berater oder ihrer Sparkassen-Beraterin klären.
3Wie viel Kapital benötige ich, um mich selbstständig zu machen?
Wie viel Kapital benötige ich, um mich selbstständig zu machen?
Damit Sie mit einer sicheren finanziellen Basis in die Selbstständigkeit starten, beraten Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkassen. Fehlendes Eigenkapital ist kein Grund, sich nicht mit einer eigenen Geschäftsidee selbstständig zu machen. Ihr Startkapital lässt sich durch unterschiedliche Fördermöglichkeiten, Kredite oder auch Investorinnen oder Investoren akquirieren.
4Wie bekomme ich Startkapital für meine Selbstständigkeit?
Wie bekomme ich Startkapital für meine Selbstständigkeit?
Um Ihre Existenzgründung zu finanzieren, sollten Sie zunächst auf Ihr Eigenkapital zurückgreifen. Reicht dieses nicht aus, können Sie über Kreditgeberinnen und -geber, Investorinnen und Investoren, Förderprogramme oder Crowdfunding Fremdkapital zusammentragen. Ihr Startkapital können Sie zudem erhöhen, wenn Sie Familie und Freunde um Hilfe bitten.
5Welche Fördermittel gibt es für Existenzgründerinnen und Existenzgründer?
Welche Fördermittel gibt es für Existenzgründerinnen und Existenzgründer?
Gründerinnen und Gründer können für ihr Start-up Kreditprogramme der KfW-Bank in Anspruch nehmen. Studentinnen und Studenten sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sich für die Existenzgründung um das sogenannte EXIST-Gründerstipendium bewerben. Wer aus der Arbeitslosigkeit heraus gründet, kann den Gründungzuschuss der Agentur für Arbeit beantragen.
6Wie hoch ist der Existenzgründerzuschuss?
Wie hoch ist der Existenzgründerzuschuss?
Der Existenzgründerzuschuss setzt sich aus der Höhe Ihres Arbeitslosengeldes und einem Zuschuss zur sozialen Absicherung in Höhe von 300 Euro zusammen. Nach sechs Monaten kann eine Verlängerung des Gründungszuschusses um weitere neun Monate beantragt werden. Sie erhalten dann monatlich 300 Euro als Pauschale für die Sozialversicherungen.
7Wie kann ich mich ohne Eigenkapital selbstständig machen?
Wie kann ich mich ohne Eigenkapital selbstständig machen?
Der Beginn einer selbstständigen Tätigkeit ist auch möglich, wenn Sie nicht viel eigenes Geld auf der Seite haben. Je nach Branche sind die Kosten in der Gründungsphase gering (zum Beispiel bei freien Berufen oder im Online-Business). Auch die Gründung im Rahmen eines Franchise-Modells oder einer nebenberuflichen Selbstständigkeit können die Gründung eines eigenen Unternehmens ohne Eigenkapital ermöglichen. Um ein Start-up zu finanzieren, können Sie außerdem Förderprogramme in Anspruch nehmen oder Investorinnen und Investoren an ihrer Geschäftsidee beteiligen.