Unzählige Stufen bis zur Wohnungstür, der Einstieg in die Dusche eine Kletterpartie, der Weg in die Abstellkammer ein Nadelöhr – so sehen heute viele Wohnungen und Häuser in Deutschland aus. Diese Barrieren nehmen Sie vielleicht noch hin, wenn Sie jung und gesund sind. Aber bei vielen Menschen kommt irgendwann der Punkt, an dem der Abbau von Barrieren Freiheit bedeutet: die Freiheit, das Leben weiterhin selbstbestimmt zu genießen.
Das barrierefreie Haus
Mit diesen Maßnahmen entfernen Sie Barrieren und erhöhen Sie Ihren Wohnkomfort.
- Raumaufteilung
Ist die Küche zu groß und das Wohnzimmer zu klein? Passen Sie die Raumaufteilung an und versetzen Sie Wände – zum Beispiel in Küchen, Wohn- und Schlafräumen oder in Fluren. Damit Sie sich zu Hause frei bewegen und rundum wohlfühlen können.
- Bad und Sanitäranlagen
Ein Badezimmer ohne Barrieren? Dazu gehört zum Beispiel:
- ein Waschbecken, das Beinfreiheit bietet oder höhenverstellbar ist
- eine Badewanne mit niedriger Einstiegshöhe, mit Türeinstieg oder Liftsystem,
- eine bodengleiche Dusche,
- ein WC, dessen Sitzhöhe angepasst oder flexibel verstellbar ist.
Wichtig ist außerdem, dass Sie genügend Bewegungsfläche um die Sanitärobjekte herum haben. Deshalb sollte die Tür auch nach außen öffnen oder als Schiebetür eingerichtet sein.
- Kommunikation
Durch intelligente Assistenzsysteme lassen sich viele Funktionen bequem steuern. Dazu gehören etwa Türsprechanlagen, Beleuchtung, Heizung und Klimatechnik, Überfall- und Einbruchmeldeanlagen, Ruf-, Notruf- und Unterstützungssysteme.
Die KfW fördert:
- die Nachrüstung mit automatischen Tür-, Tor- oder Fensterantrieben
- Maßnahmen zur Verbesserung der Orientierung und Kommunikation wie zum Beispiel Beleuchtung, Gegensprech- oder Briefkastenanlagen
- Sicherheits- und Notrufsysteme
- Balkon und Terrasse
Ein Sitzplatz im Freien ist für jede Wohnung ein Gewinn. Wenn der Zugang allerdings eine Schwelle aufweist, kann man nur allzu leicht stolpern.
- Eingangsbereich
Der Eingang zu Haus und Wohnung sollte vor allem:
- ausreichend Bewegungsfläche bieten,
- stufen- und schwellenlos sein,
- eine leichtgängige, breite und einbruchsichere Tür haben,
- über einen Wetterschutz verfügen (zum Beispiel eine Überdachung).
- Türschilder und Briefkästen können Sie durch Braille oder Reliefschrift barrierefrei gestalten.
- Rampen erleichtern den Zugang zum Haus – für Familien mit Kinderwagen, Menschen mit Gehhilfe und Rollstuhlfahrer. Die Rampen sollten breit sein und nur wenig ansteigen.
- Beidseitige Handläufe machen es möglich, sich abzustützen.
- Wege und Stellplätze
Legen Sie Wege ausreichend breit an – ohne Schwellen oder Stufen und mit rutschhemmenden Belag. Förderfähig sind Wege zum Hauseingang, zu Stellplätzen und Garagen, zu Spielplätzen und zu Mülltonnen.
Zusätzlich fördert die KfW:
- die Schaffung und Überdachung von Abstellplätzen für Kinderwagen, Gehhilfen und Rollstühle
- den Bau von altersgerechten Kfz-Stellplätzen und den Einbau von automatischen Antrieben für Garagentore
Bei Gebäuden mit mehr als drei Wohnungen fördert die KfW auch den Bau von Spielplätzen und Sitzgelegenheiten.
- Beratung durch Experten
Lassen Sie sich von einem Wohnberater, Architekten oder Handwerker beraten – am besten von Anfang an. Der Experte kann Ihnen Umbauten empfehlen, die für Sie besonders sinnvoll sind. Oft reichen schon einzelne Maßnahmen aus, um ihr persönliches Umfeld barrierearm und komfortabel zu gestalten.
Barrierefreies Bauen wird verbreiteter
Weil dieses Thema immer mehr ins Bewusstsein von Architekten und Häuslebauern rückt, wird heute oftmals barrierefrei gebaut. Im Neubau planen Fachleute zum Beispiel meist den Eingangsbereich mit rutschfesten Stufen.
Meistens besteht auch die Möglichkeit, nachträglich ohne großen Aufwand eine Rampe zu bauen. Diesen Trend gibt es noch nicht lange. Vor allem bei älteren Häusern ist der Zugang für Menschen mit Behinderungen schwierig.
Nicht erst im Alter an Umbau denken
Viele Menschen verbinden eingeschränkte Mobilität ausschließlich mit dem Alter. Doch es gibt viele Gründe, sich schon früher damit auseinander zu setzen. Ein Kind mit Einschränkungen, ein erkrankter Partner oder ein Elternteil, der einzieht: Die Frage der Barrierefreiheit kann sich schneller stellen, als Sie vielleicht annehmen. Besser also, Sie informieren sich rechtzeitig, welche Möglichkeiten es gibt, damit Sie barrierefrei Wohnen können.
Was immer wieder auffällt: Die meisten denken an Treppe und Bad, wenn sie über Hindernisse in ihrem Eigenheim reden. Dabei betrifft das Thema nahezu alle Bereiche: Sind die Küchenschränke auch von einem Rollstuhl aus erreichbar? Kommen Sie gut an die Steckdosen, auch wenn Sie sich schlecht bücken können? Ist der Weg auf den Balkon stufenlos?
Was gehört zu einem barrierefreien Zuhause?
Auch wenn Wohnungen und Häuser unterschiedlich sind, gibt es typische Problembereiche, die Barrieren für Menschen mit Bewegungseinschränkungen darstellen. Die Förderbank KfW hat deshalb den Standard „Altersgerechtes Haus“ entwickelt. Der Standard gilt nicht nur fürs Alter, sondern hilft auch Menschen mit Behinderungen, ihr Zuhause barrierefrei zu gestalten.
Eingangsbereich
Schon der Zugang zur Wohnung oder zum Haus ist oft schwierig. Wichtig ist, dass der Eingang stufen- und schwellenlos ist und genügend Platz bietet. Rampen erleichtern den Zugang, zum Beispiel für Menschen im Rollstuhl und Familien mit Kinderwagen.
Treppen und Stufen
Schwellen, Stufen und Absätze erschweren den Zugang zur Wohnung. Das merken Sie schon, wenn Sie den Großeinkauf hereintragen wollen. Für Ältere und Menschen mit Gehbehinderungen wird eine Treppe schnell zum großen Hindernis.
Am einfachsten ist es, wenn Sie Höhenunterschiede einfach per Fahrstuhl überwinden. Manchmal ist es möglich, mit einer Umbaumaßnahme einen Treppenlift anzubringen. Mindestens sollten aber Handläufe ohne Unterbrechungen und rutschfeste Stufen vorhanden sein.
Bad und Sanitäranlagen
Es gibt viele Möglichkeiten, das Bad barrierefrei zu gestalten. Das geht heute ganz ohne Krankenhaus-Optik: Neue Designs machen die Bäder und Sanitäranlagen sogar richtig schick.
Dazu gehört eine ebenerdige Dusche mit einfachem Einstieg. Höhenverstellbare Toiletten und Waschbecken machen das Bad für alle benutzbar. Wichtig ist auch, dass es genügend Platz um WC, Dusche und Waschbecken gibt.
Raumaufteilung
Damit Sie sich frei bewegen können und Küche, Bad und andere Räume weiter benutzbar bleiben, müssen manchmal buchstäblich Wände versetzt werden. In diesem Fall sind größere Umbauarbeiten unerlässlich.
Kommunikation
Das Smart Home kann eine große Erleichterung für Menschen mit Einschränkungen sein. Mit den Assistenzsystemen lassen sich viele Funktionen in Ihrem Zuhause steuern: Wichtig sind vor allem Notrufsysteme, mit denen Sie von überall aus Alarm geben können. Auch Türsprechanlage, Beleuchtung und Heizung lassen sich mit dem entsprechenden System per App steuern.
Wege und Stellplätze
Der Weg zwischen Hauseingang und Garage oder Stellplatz sowie zu den Mülltonnen sollte ohne Stufen erreichbar sein. Außerdem muss es Platz für Gehhilfen und Rollstühle geben.
Balkon und Terrasse
So schön es ist, Balkon oder Terrasse sein Eigen zu nennen: Oft ist der Zugang eine Stolperfalle. Deshalb sollte der Weg nach draußen auch hier schwellenlos sein.
Was kostet der Umbau zum barrierefreien Haus?
Am einfachsten ist es, barrierefrei zu bauen. Dann können Sie alle Maßnahmen schon in der Planungsphase mitdenken und Ihren Neubau zugänglich und altersgerecht gestalten. Häufig sind es aber Bestandsimmobilien, die nachträglich umgebaut werden müssen. In diesem Fall sind manchmal weitreichende und kostspielige Umbauarbeiten nötig.
Weil die Immobilien so unterschiedlich sind und jede Maßnahme individuell geplant werden muss, lässt sich die Frage nach den Kosten für einen barrierefreien Umbau nicht pauschal beantworten.
Sie sollten die Ausgaben aber auf keinen Fall unterschätzen. Damit Sie ein Gefühl dafür bekommen: Der Einbau einer höhenverstellbaren Toilette kostet zum Beispiel im Durchschnitt mindestens 4.620 Euro, schätzen Experten . Für das Errichten einer ebenerdigen Dusche müssen Sie mit mindestens 1.200 Euro rechnen. Ein Treppenlift bei einer geraden Treppe kostet mindestens 4.000 Euro.
Sie sehen: Der Umbau zum barrierefreien Wohnraum kann schnell sehr kostspielig werden. Die gute Nachricht für Sie ist, dass der Staat Sie unterstützt. Mit einem Zuschuss und einem günstigen Kredit von der Förderbank KfW sowie einer Finanzierung bei Ihrer Hausbank wird Ihr Vorhaben gleich viel realistischer.
Förderung über die KfW
Weil die Baumaßnahmen relativ teuer werden können, gibt es von der KfW zwei Programme:
- Mit dem Kredit "Altersgerecht Umbauen " (159) werden Baumaßnahmen gefördert, die sich für die Reduzierung von Barrieren in Ihrem Wohnraum eignen. Bis zu 50.000 Euro gibt es als zinsgünstiges Darlehen.
Zu diesem Förderprogramm gehört auch die Umrüstung auf SmartHome. - Außerdem gibt es den Zuschuss zur „Barrierereduzierung “ (Investitionszuschuss 455-B ). Bis zu 6.250 Euro erhalten Sie von der KfW für Maßnahmen, die Barrieren in Ihrem Zuhause abbauen helfen.
Anträge für den Investitionszuschuss
zur Barrierereduzierung (455 B) können seit dem 19. Februar 2024 wieder gestellt werden.
Der Kredit "Altersgerecht Umbauen für den Abbau von Barrieren und besseren Einbruchschutz" (159), ist von den aktuellen Antragsstopps nicht betroffen und kann als Förderung beansprucht werden.
Die Extra-Förderung für den "Einbruchschutz " (Investitionszuschuss 455-E) wurde eingestellt.
Erst planen, dann beantragen
Damit Sie von der Förderung profitieren können, müssen Standards erfüllt sein. Deshalb sollten Sie nicht einfach so drauflos bauen und sich erst hinterher fragen, ob Sie vielleicht Unterstützung bekommen!
Die Anforderungen der KfW sind oft an DIN-Normen geknüpft und sehr detailliert. Deshalb gibt es ein Merkblatt zu den technischen Spezifikationen bei den einzelnen Baumaßnahmen.
Außerdem sollten Fachleute den barrierefreien Umbau durchführen. Das empfiehlt sich ohnehin zu Ihrer eigenen Sicherheit. Nicht gefördert werden dagegen Eigenleistungen.
Lassen Sie sich beraten
Weil barrierefreies Bauen oft kompliziert und umfangreich ist, sollten Sie sich von Experten beraten lassen. Das gilt gleich in zweierlei Hinsicht: Zum einen sollten die baulichen Maßnahmen von einem Profi geplant und durchgeführt werden. Das gewährleistet Sicherheit und Funktionstüchtigkeit. Schauen Sie zur ersten Orientierung oben unsere interaktive Grafik an. Dort sind Maßnahmen aufgeführt, die zum Standard „Altersgerechtes Haus“ gehören.
Zum anderen sollten Sie sich auch bei Finanzierung und Förderung beraten lassen. Ihr Berater bei der Sparkasse kennt sich mit dem Thema aus und hilft Ihnen bei der Finanzplanung und beim Antrag von Darlehen und Zuschüssen.
Neben Zuschuss und Kredit über die KfW-Bank gibt es teilweise auch lokale Fördermittel von Gemeinden. Auch hier hilft Ihnen Ihr Ansprechpartner oder Ihre Ansprechpartnerin bei Ihrer Sparkasse gern weiter.
Stand: 20.02.2024