Unternehmen müssen oft mehrere Wochen warten, bis ihre Rechnungen bezahlt werden. In vielen Fällen kommt es gar zum Zahlungsverzug. Für kleine und mittelständische Betriebe kann das zu Problemen führen. Während sie auf die Begleichung ihrer Rechnung warten, haben sie weiterhin laufende Kosten. Sie müssen Mitarbeiter, Miete und Strom bezahlen. Sie benötigen Rohstoffe für neue Aufträge und unter Umständen müssen sie sogar Maschinen oder andere teure Güter anschaffen.
Was ist Supply Chain Finance?
Abhilfe schafft die Supply-Chain-Finanzierung. Ihr Ziel: die Kapitalbindung in der Lieferkette niedrig halten.
Supply Chain Finance kann bei jedem größeren Handel zum Einsatz kommen. Dabei arbeiten der Käufer und der Lieferant mit einer Bank zusammen. Während der Käufer normalerweise den Lieferanten direkt bezahlt, übernimmt das bei der Supply-Chain-Finanzierung die Bank für ihn. Sie kauft die Forderungen des Lieferanten an und zahlt damit den Rechnungsbetrag sofort nach der Lieferung. Der Vorteil für den Käufer: Er kann mit der Bank ein individuelles Zahlungsziel vereinbaren. So gewinnt er Zeit bei der Finanzierung der Waren oder kann auf Raten zahlen.
So funktioniert die Supply-Chain-Finanzierung
Der Ablauf
Käuferin bzw. Käufer gibt eine Bestellung auf
Lieferantin bzw. Lieferant liefert die Waren aus und stellt eine Rechnung
Käuferin bzw. Käufer prüft Rechnung und sendet sie der Sparkasse
Sofortige Bezahlung mit Skontoertrag
Bezahlung nach gewünschtem Zahlungsziel
Supply Chain Finance wirkt damit einer Entwicklung entgegen, die insbesondere während und nach der Finanzkrise ab 2007 zu beobachten war: Unternehmen wälzten ihre Finanzierungskosten oft auf ihre Lieferanten ab, indem sie ihre Zahlungsfristen immer weiter ausdehnten. Für kurze Zeit erleichterte das das Handeln der Unternehmen. Doch viele Lieferanten gerieten unter Druck und drohten auszufallen.
Vorteile der Supply-Chain-Finanzierung für Käufer
Bereits vor dem Geschäft hat der Käufer eine bessere Verhandlungsposition, da er dem Lieferanten eine sofortige Zahlung anbieten kann.
Der Käufer erhält möglicherweise günstigere Zahlungsbedingungen, zum Beispiel durch die Gewährung von Skonto.
Durch längere Zahlungsziele bleibt der Käufer liquide.
Der Käufer stärkt seine Beziehung zum Lieferanten, da die Bezahlung schnell und ohne Komplikationen bezahlt wird.
Der Käufer senkt das Lieferantenausfallrisiko.
Vorteile der Supply-Chain-Finanzierung für Lieferanten
Der Lieferant erhält sein Geld sofort.
Seine Finanzierungskosten verringern sich, da er beispielsweise nicht auf eine eingeräumte Kontoüberziehung zur Zwischenfinanzierung angewiesen ist.
Für ihn werden die Zahlungsströme transparenter.
Er kann besser planen, wie er sein Kapital einsetzt.
Nachfrage nach Supply Chain Finance-Lösungen steigt
Die Zahlungsströme in den Lieferketten zu optimieren, wird für immer mehr Unternehmen wichtig. Denn auch Mittelständler handeln zunehmend international – ihre Wertschöpfungsketten werden immer komplexer. Das führt dazu, dass viel Kapital gebunden ist. Mit der Supply-Chain-Finanzierung bleiben sie flüssig und können das Geld anderweitig einsetzen.
Dennoch lassen viele Mittelständler die Chancen durch Supply Chain Finance bislang ungenutzt. Ein Hindernis ist, dass sie nicht nur die eigenen Abteilungen überzeugen müssen, sondern sich auch die Zulieferer auf die neue Methode einlassen müssen.