
Warum bekommen Frauen im Alter weniger Rente?
Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Altersversorgung ist eindeutig: Wer mehr verdient, zahlt mehr in die gesetzliche, betriebliche beziehungsweise private Rentenversicherung ein – und ist im Ruhestand besser abgesichert. In Deutschland verdienten Frauen im Jahr 2024 laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 16 Prozent weniger als Männer.
Rund drei Viertel dieses Unterschieds beim Einkommen lassen sich dadurch erklären,
- dass sie häufiger in Teilzeit arbeiten oder geringfügiger beschäftigt sind als Männer,
- öfter in schlechter bezahlten Branchen arbeiten oder
- seltener Führungskräfte werden.
Doch auch mit einer vergleichbaren Qualifikation oder bei einer vergleichbaren Tätigkeit verdienen Frauen in Deutschland immer noch etwa 6 Prozent weniger als Männer. Das Geschlecht ist also der Grund für den Lohnunterschied bei gleicher Arbeit.
Dieses Missverhältnis führt dazu, dass wir im Jahr 2023 laut dem Statistischen Bundesamt einen Gender Pension Gap von 27,1 Prozent verzeichneten.
International sieht es noch schlechter aus: Im Ländervergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) betrug die Rentenlücke zuletzt 43 Prozent. Im Jahr 2021 waren das noch 46 Prozent , 2019 noch 49 Prozent und 2017 sogar 53 Prozent. So oder so weist Deutschland nach wie vor den höchsten Wert unter den OECD-Ländern auf – und belegt damit den letzten Platz.
Der Renten Gap ist im Westen deutlich höher als im Osten
Vor allem in Westdeutschland war lange das Modell des männlichen Familienernährers verbreitet. Frauen sind dort erst in den vergangenen Jahrzehnten stärker ins Berufsleben eingestiegen. In Ostdeutschland hingegen war die weibliche Erwerbstätigkeit traditionell deutlich höher – und ist es bis heute.
Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung zeigt die Auswirkungen: 1992 betrug der Gender Pension Gap in Westdeutschland 73 Prozent, in Ostdeutschland bei 39 Prozent. Bis 2019 reduzierte sich der Abstand auf 55 Prozent im Westen und 23 Prozent im Osten.
Die psychosozialen Konsequenzen
Der Gender Pension Gap betrifft nicht nur finanzielle Aspekte, sondern hat auch psychosoziale Folgen. Finanzielle Unsicherheit im Alter führt oft zu emotionalem und psychischem Stress, der das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen kann. Ein geschlechtsspezifisches Rentengefälle erschwert nicht nur die Finanzplanung, sondern beeinflusst auch das soziale Selbstverständnis und das Gefühl der Unabhängigkeit im Alter. Frauen sollten sich daher nicht nur finanziell, sondern auch emotional auf den Ruhestand vorbereiten, um den Übergang von der Arbeitswelt in den Ruhestand zu erleichtern.
Wie wird der Gender Pension Gap berechnet?
Um die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern zu errechnen, setzt man die persönlichen Alterssicherungseinkommen aller Frauen in einer Region oder in einer Altersgruppe zu denen aller Männer derselben Region oder derselben Altersgruppe in Beziehung. Die relative Differenz wird als Prozentzahl angegeben.
In Deutschland fließen neben den Bezügen aus der gesetzlichen Rentenversicherung in der Regel auch Einkünfte aus Betriebsrenten und der privaten Vorsorge in die Berechnung ein.
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Die Erwerbsbiografien von Männern werden unsteter
Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin zeigt: In den kommenden Jahrzehnten wird die Rentenlücke kleiner werden. Für die Geburtsjahrgänge 1966 bis 1970 wird sie etwa 15 Prozentpunkte geringer ausfallen als bei der Kriegsgeneration, also der Jahrgänge 1936 bis 1945.
Doch es gibt ein großes Aber: Die Lücke wird den Forscherinnen und Forschern zufolge nicht nur dadurch kleiner, dass Frauen höhere Altersrenten erhalten. Sondern auch dadurch, dass Männer niedrigere ausgezahlt bekommen. Mitverantwortlich für diesen Trend sind häufigere Erwerbsunterbrechungen mit längeren Phasen der Arbeitslosigkeit bei jüngeren Männern, längere Ausbildungszeiten sowie die zunehmende Bedeutung von Teilzeitarbeit.
EU-Vergleich: In Estland ist der Gender Pension Gap am geringsten
Rentengleichheit herrscht in Europa nirgendwo: Die mit zuletzt 0,5 Prozent kleinste Lücke existiert derzeit in Estland . Dänemark liegt mit 12,4 Prozent auf Platz 2. Also auch estnische und dänische Frauen erhalten geringere Renten als ihre Landsmänner. Im europaweiten Durchschnitt beträgt der Renten Gap übrigens 25 Prozent. Das bedeutet, dass EU-Bürgerinnen grundsätzlich stärker von Altersarmut bedroht sind als EU-Bürger.
Schauen wir zunächst nach Estland: Dort waren die heutigen Rentenbezieherinnen überwiegend in Vollzeit beschäftigt – so wie es auch in anderen osteuropäischen Ländern und im Osten Deutschlands üblich war. Doch ihre Alterseinkünfte betrugen im Jahr 2021 im Schnitt monatlich knapp 600 Euro. Dementsprechend bezogen die Männer in Estland im vergangenen Jahr einige Euro mehr.
Die Dänen erhalten eine steuerfinanzierte Basisrente
Ganz anders in Dänemark: Hier sind die Rentenzahlungen generell höher als in Deutschland und deshalb liegen die beiden Geschlechter bei ihren Altersbezügen deutlich näher beieinander. Das war nicht immer so. Die Dänen reduzierten ihren Pension Gap zwischen 2010 und 2012: Sie hoben die Altersrenten für Frauen um 17 Prozent an und senkten die der Männer um durchschnittlich 3 Prozent.
Diese Anpassung war möglich, weil das dänische Rentensystem anders funktioniert: Dort gibt es eine steuerfinanzierte Basisrente für alle. Sie hängt nur davon ab, wie lange jemand schon im Land lebt, nicht aber von der Höhe seines oder ihres Einkommens. Weitere Bausteine, wie eine verpflichtende Betriebsrente ab einem gewissen Einkommen und Steuervorteile für die private Vorsorge, kommen hinzu.
Rente Frauen: Altersarmut vorbeugen
Angesichts der großen Lücke und der ständig abnehmenden gesetzlichen Altersversorgung raten Wirtschaftsexpertinnen und -experten dazu, sich unbedingt mit dem Thema Vorsorge auseinanderzusetzen. Sie empfehlen allen Frauen, ganz gleich ob Single oder in einer Partnerschaft, sich um die eigene Altersvorsorge zu kümmern, um eine Versorgungslücke zu vermeiden. Da viele dazu neigen, zuerst für andere zu sorgen, bevor sie an sich denken, raten sie zu einer gesunden Portion Selbstschutz und Achtsamkeit, um die persönliche Zukunft abzusichern.
Bei der gesetzlichen Rente werden Kindererziehungszeiten inzwischen berücksichtigt. Das verringert die Lücke jedoch kaum. Zum einen, weil viele Mütter länger im Beruf aussetzen, als es die zusätzlichen Rentenpunkte ausgleichen könnten. Zum anderen zahlen die Väter, die während dieser Zeit arbeiten, weiter in die Rentenversicherung ein. Der Abstand zwischen wird also dadurch nicht kleiner.
Viele Paare beziehungsweise Neueltern streben mittlerweile einen Ausgleich für die Renteneinzahlungen während der Elternzeit an: Die Person, die weiter arbeiten geht, zahlt in dieser Zeit und darüber hinaus (bei Teilzeit der anderen) den Ausgleich in die Rentenkasse ein.
Diese Vorgehensweise ist aus mehreren Gründen empfehlenswert:
- Fairness: Sie trägt dazu bei, langfristige finanzielle Nachteile für den betreuenden Elternteil zu minimieren.
- Altersvorsorge: Sie hilft, Rentenlücken zu vermeiden, die durch reduzierte Erwerbstätigkeit entstehen können.
- Partnerschaftlichkeit: Sie fördert eine gleichberechtigte Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit.
Um dies umzusetzen, sind folgende Schritte möglich:
- Berechnung der Rentenbeiträge, die der betreuende Elternteil durch reduzierte Arbeitszeit verliert.
- Vereinbarung über einen monatlichen Ausgleichsbetrag, den der erwerbstätige Partner in die Rentenkasse des anderen einzahlt.
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Vereinbarung, besonders bei Änderungen der Arbeitssituation.
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Mögliche politische Maßnahmen für mehr Gleichheit
Zur Reduzierung des Gender Pension Gap sind gezielte politische Maßnahmen notwendig. Eine davon könnte die schrittweise Anhebung der Rentenpunkte für Frauen sein, die aufgrund von Pflege- oder Erziehungszeiten beruflich eingeschränkt sind. Außerdem könnten finanzielle Anreize für Unternehmen geschaffen werden, die ihren weiblichen Angestellten den Aufstieg in Führungspositionen erleichtern.
Zudem wäre eine Anpassung der Beiträge zur Rentenversicherung nötig, um geschlechtsspezifische Unterschiede im Berufsverlauf auszugleichen. Dennoch müssen diese politischen Schritte von individueller Vorsorge begleitet werden, da die Regelaltersgrenze und das Eintrittsalter zusätzliche Herausforderungen darstellen.
Bedeutung gesetzlicher und individueller Alterssicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung bildet das Fundament der Alterssicherung in Deutschland. Doch wir alle müssen auch individuelle Maßnahmen zur Altersvorsorge treffen. Über die Beiträge hinaus, die an die gesetzliche Rentenversicherung abgeführt werden, ist die private Vorsorge eine Option, um mögliche Lücken bei den Alterseinkünften zu schließen.
Besonders Frauen sollten individuelle Strategien entwickeln, um finanzielle Sicherheit im Alter zu garantieren – und Altersarmut zu verhindern. Dies ist relevant, da der geschlechtsspezifische Unterschied in den Rentenansprüchen erheblich ist. Die gesetzliche Altersrente allein reicht oft nicht aus. Deswegen sollten sie zusätzliche Maßnahmen wie private und betriebliche Rentenversicherungen sowie Investitionen in Betracht ziehen.
Rente Frauen: Sofort- und Langfristmaßnahmen für Ihre finanzielle Zukunft
Die Rentenlücke zeigt, wie wichtig die rechtzeitige Vorsorge für Frauen ist, um den eigenen Lebensstandard im Alter halten zu können. Unsere Checkliste hilft Ihnen dabei.
Sofortmaßnahmen: Heute starten
- Verschaffen Sie sich einen Überblick: Prüfen Sie Ihre aktuellen Ansprüche und holen Sie eine Auskunft bei der Deutschen Rentenversicherung ein.
- Sparplan aufsetzen: Beginnen Sie jetzt mit der Altersvorsorge – auch mit kleinen Beträgen. Schon 25 Euro monatlich können langfristig eine große Wirkung haben.
- Eigenes Vermögen aufbauen: Legen Sie Geld auf Ihren eigenen Namen an, um unabhängig zu bleiben – insbesondere bei einer möglichen Trennung oder Scheidung.
- Beratung in Anspruch nehmen: Lassen Sie sich von einer Expertin oder einem Experten zu den besten Vorsorgemöglichkeiten beraten.
- Rentenlücke berechnen: Nutzen Sie unseren Rentenrechner, um herauszufinden, wie groß Ihre persönliche Versorgungslücke ist und wie viel Sie zusätzlich sparen sollten.
Langfristmaßnahmen: Für eine sichere Zukunft
- Strategisch investieren: Legen Sie Ihr Geld so an, dass es eine Rendite oberhalb der Inflationsrate erzielt – etwa in ETF-Sparpläne, Betriebsrenten oder private Rentenversicherungen, Aktien oder Anleihen.
- Vermögen schrittweise ausbauen: Prüfen Sie, ob Sie Ihre Sparraten regelmäßig an Ihr Einkommen anpassen können – zum Beispiel bei einer Gehaltserhöhung.
- Zusätzliche Altersvorsorge nutzen: Falls Sie angestellt sind, fragen Sie nach einer betrieblichen Altersvorsorge. Oder prüfen Sie staatliche Förderungen wie Zulagen und Steuervergünstigungen.
- Kindererziehungszeiten nutzen: Prüfen Sie, ob Sie alle Rentenpunkte für Erziehungszeiten beantragt haben – hier kann Nachbesserung möglich sein.
- Finanzielle Unabhängigkeit sichern: Achten Sie darauf, dass Sie auch bei Teilzeit oder längeren Familienpausen weiterhin Beiträge zur Altersvorsorge leisten.
Altersgrenzen: langfristige Planungsstrategien
Planungsstrategien sind für alle Menschen entscheidend, um den Herausforderungen im Berufsleben zu begegnen. Wir alle sollten uns dessen besonders bewusst sein, dass wir sowohl die gesetzliche als auch die betriebliche und private Altersvorsorge regelmäßig überprüfen und anpassen müssen. Besonders wenn Lebensveränderungen anstehen.
Renteneintrittsalter- und Altersgrenzen-Strategien sollten flexibel gestaltet sein, um finanzielle Bedürfnisse im Alter rechtzeitig zu berücksichtigen. Durch proaktive finanzielle Planung und ein Bewusstsein für individuelle Rentenmöglichkeiten können wir dann zuversichtlich in ihren Ruhestand starten.

Interview mit
Dr. Gabriele Widmann
Frau Dr. Widmann, der Gender Renten Gap hat sich in den vergangenen 8 Jahren (je nach Kalkulationsgrundlage) um 10 Prozentpunkte verringert. Das ist doch eigentlich ein Anlass zur Freude – oder nicht?
Dr. Gabriele Widmann: Dass die strukturelle Lücke zwischen den Renteneinkommen von Frauen und Männern spürbar kleiner geworden ist, ist aus meiner Sicht eine sehr gute Nachricht. Allerdings ist „besser“ gerade in diesem Fall noch längst nicht „gut“. Es muss erklärtes Ziel bleiben, dass die immer noch sehr große Lücke perspektivisch geschlossen wird. Es darf nicht sein, dass Frauen stärker von Altersarmut bedroht sind, weil ihre Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung aus gesellschaftlichen Gründen systematisch niedriger sind als die von Männern.
Was hat zu dieser Entwicklung beigetragen?
Zurzeit gehen die Menschen in Rente, die etwa um das Jahr 1960 zur Welt gekommen sind. In dieser Generation hat der Anteil der Frauen langsam zugenommen, die berufstätig waren. Sie haben also mehr Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung erworben als die Jahrgänge zuvor.
Das gilt insbesondere für die Frauen in den neuen Bundesländern, die während der Zeit der Teilung Deutschlands viel häufiger berufstätig waren als diejenigen in Westdeutschland. Übrigens ist dieser Geschlechterunterschied zwischen den neuen und den alten Bundesländern in Sachen Erwerbstätigkeit heutzutage zwar nicht mehr ganz so groß wie zu DDR-Zeiten, aber er ist weiterhin deutlich sichtbar.
Was sind die zentralen Ursachen dafür, dass die Rentenlücke immer noch so groß ist?
Die Altersrente errechnet sich daraus, wie viel Geld man in seinem Arbeitsleben in die Rentenversicherung einbezahlt hat. Das wiederum hängt davon ab, wie lange man gearbeitet und wie viel man verdient hat. Daraus lässt sich die Antwort leicht ableiten: Frauen nehmen während ihres Lebens häufig berufliche Auszeiten, damit sie sich um die Familie kümmern können – Kinder aufziehen oder alte Familienangehörige pflegen. Oftmals gehen sie nach den Auszeiten nur in Teilzeit arbeiten.
Dadurch machen sie auch weniger Karriere. Außerdem wählen Frauen tendenziell auch eher die Berufe, in denen sie weniger verdienen als in typischen Männerberufen. Das alles führt dazu, dass ihre Bruttoeinkommen während ihres Arbeitslebens im Durchschnitt deutlich niedriger sind als die von Männern. Dieser große Unterschied wurde im Lauf der vergangenen Jahrzehnte aufgrund der zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen etwas geringer, aber ausgeglichen ist er noch längst nicht.
Andere EU-Länder schneiden besser ab als Deutschland – woran liegt das?
Zum Teil liegt es daran, dass in diesen Ländern traditionell die Berufstätigkeit von Frauen als „normaler“ angesehen wird. Man denke beispielsweise an Frankreich mit seinen vielen Kinderkrippen. Dort ist die Kinderbetreuung deutlich unkomplizierter als in Deutschland. In den skandinavischen Ländern ist grundsätzlich die berufliche Gleichberechtigung (auch in Sachen Bezahlung) weiter fortgeschritten als in Deutschland. Und die mittel- und osteuropäischen Länder haben eine vergleichbare Nachkriegsentwicklung wie die ehemalige DDR.
Allerdings sollte man sich nicht von den Statistiken blenden lassen: Oftmals werden bei den Ländervergleichen nur die Werte von Rentenbeziehern verwendet. In Spanien, Italien oder Österreich ist die Rentenlücke nur scheinbar viel geringer als in Deutschland. Bezieht man für diese Länder die vielen Frauen über 65 Jahre in die Berechnungen mit ein, die gar keine Rente erhalten, sind dort die Geschlechterunterschiede sogar höher oder ähnlich hoch wie in Deutschland.
Denken Sie, dass sich die deutsche Rentenlücke in den kommenden Jahren weiter verringern wird?
Ja, davon gehe ich fest aus. Denn hierzulande sind immer mehr Frauen berufstätig und sie nehmen weniger Familien-Auszeiten. Ihre Löhne gleichen sich auch stärker denen der Männer an. Aber das alles ist kein Selbstläufer. Es liegt in unserer Hand, dass wir auch unsere Männer in die Pflicht nehmen, sich um die Familie zu kümmern – und dass wir aktiv daran arbeiten, dass alle Menschen gleich viel Geld für vergleichbare Tätigkeiten bekommen. Das erfordert Durchsetzungswillen. Aber es lohnt sich, denn wir tun damit etwas für unsere finanzielle Unabhängigkeit und unseren eigenen Wohlstand im Alter.
Was können Frauen tun, um auch mit geringeren Rentenansprüchen im Alter finanziell gut über die Runden zu kommen?
Aus meiner Sicht sollten sie – und zwar sogar unabhängig von ihren gesetzlichen Rentenversicherungsansprüchen – frühzeitig anfangen, sich mit ihren eigenen Finanzen zu beschäftigen. Mit regelmäßigen Investitionen in eine breite Vielfalt an Geldanlagen, mit einem nennenswerten Anteil an Wertpapieren, vor allem Aktien, kann man eine Rendite erwirtschaften, die die Inflation ausgleicht und für einen realen Vermögenszuwachs sorgt. Gerade in Phasen, in denen Frauen beruflich wegen der Familie zurückstecken, sollten sie darauf achten, dass sie für sich selbst genug Geld zurücklegen, um die Einbußen bei der gesetzlichen Rente ausgleichen zu können.
Aber ist es nicht schwierig, in der aktuellen unsicheren Zeit die richtigen Geldanlagen auszuwählen?
Meine Erfahrung aus über 30 Jahren Geldanlage ist, dass die Zeiten immer unsicher sind. Klar, gibt es Phasen wie jetzt gerade, in denen sich besonders viel in der Welt verändert und dadurch die Unsicherheit stärker wahrgenommen wird. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch viele Jahrzehnte leben und uns im Alter freuen, wenn wir finanziell gut versorgt sind, ist sehr hoch.
Und gerade wegen der Unsicherheit lege ich so großen Wert auf die breite Streuung der Geldanlagen und auf das regelmäßige – am besten monatliche – Investieren. Denn damit fällt das Problem weg, die richtige Geldanlage und den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg zu finden. Der beste Zeitpunkt, mit der finanziellen Vorsorge für sich selbst zu starten, ist immer „jetzt“.
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Häufige Fragen
2Altersgrenze: Wann gehen Männer und Frauen in Rente?
Altersgrenze: Wann gehen Männer und Frauen in Rente?
In Deutschland liegt das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren. Es gilt für beide Geschlechter. Nur wer vor 1964 geboren ist oder schon 45 Jahre lang in die Rentenkasse einzahlt, kann ohne Abschläge früher in Rente gehen.
3Was bekommen Frauen an Rente?
Was bekommen Frauen an Rente?
Im Jahr 2023 lag ihre gesetzliche Rente im Schnitt bei 908 Euro pro Monat. Zum Vergleich: Männer bezogen 1.348 Euro pro Monat. Das korrespondiert mit den Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach betrug die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen hierzulande zuletzt 43 Prozent.
4Rente Frauen: Was bedeutet Gender Pension Gap?
Rente Frauen: Was bedeutet Gender Pension Gap?
Der Gender Pension Gap bezeichnet die geschlechtsspezifische Rentenlücke in der Altersvorsorge. Die Kennzahl wird auf Basis von Durchschnittswerten erhoben, um den relativen Unterschied der geschlechtsspezifischen Altersvorsorgelücke in Länder und Regionen vergleichbar zu machen.
5Warum bekommen Frauen weniger Rente?
Warum bekommen Frauen weniger Rente?
Einer Studie der Universität Mannheim zufolge liegt der wahrscheinlichste Grund für den Gender Pension Gap darin, dass Mütter häufiger als Väter nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeit reduzieren – mit drastischen Folgen für ihre Finanzen und ihre späteren Alterseinkünfte. In der Literatur hat sich hierfür der Begriff ‚Motherhood Penalty‘ durchgesetzt.
