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Junge Frau mit Locken steht lächeln am Eingang eines Cafes. Sie hat Unterlagen in der Hand und lehnt sich an die Glastür.

Gender Pay Gap: Frauen bekommen weiterhin weniger Gehalt als Männer

Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen
Frauen haben häufig schon während ihres Berufslebens weniger Geld zur Verfügung. Das macht sich später auch bei der Rente bemerkbar. Die wichtigsten Fakten – und worauf Frauen achten können.
Das Wichtigste in Kürze:
  • Noch immer bekommen Frauen in Deutschland durchschnittlich weniger Gehalt als Männer. Doch der Verdienstunterschied ist noch nie so stark zurückgegangen wie im Jahr 2024.

  • Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, die Differenz bis 2030 bundesweit auf 10 Prozent zu reduzieren.

  • Maßnahmen wie das Entgelttransparenzgesetz sollen dazu beitragen, dass für gleichwertige Arbeit der gleiche Lohn gezahlt wird.

  • Die geringere Bezahlung während des Berufslebens führt auch zu einer geringeren gesetzlichen Rente. Rund jede fünfte Frau über 65 Jahren gilt aktuell als armutsgefährdet. Insbesondere für Frauen ist daher eine gute private Altersvorsorge wichtig.

Der unbereinigte Gender Pay Gap – so viel weniger Geld bekommen Frauen

Die letzte repräsentative Erhebung des Statistischen Bundesamts  für das Jahr 2024 ergab, dass Frauen in Deutschland durchschnittlich insgesamt 16 Prozent weniger pro Stunde verdienen als Männer (Vergleich des Bruttostundenverdiensts). Die Bundesregierung hat sich vorgenommen diese Differenz bis 2030 bundesweit auf 10 Prozent zu reduzieren.

In einem Gehaltsreport der Stellenplattform Stepstone  für 2024 wird ein Gender Pay Gap von 12,4 Prozent ermittelt. Demnach verdienen Frauen und Männer insgesamt auf Bundesebene und über alle Berufe und Branchen zusammen betrachtet mittlerweile 12,4 Prozent weniger als Männer. Dabei vergleicht der Report das Brutto-Mediangehalt. Es handelt sich also nicht um das Durchschnittseinkommen.

Diese 12,4 Prozent bezeichnen den sogenannten unbereinigten Gender Pay Gap. Das ist der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern, ohne dabei Faktoren wie Beruf, Branche, Arbeitszeit oder Qualifikation zu berücksichtigen. Er zeigt also konkret, wie viel Frauen brutto pro Stunde oder pro Jahr weniger verdienen als Männer – ohne die Gründe für diese Unterschiede mit einzuberechnen.

Mittleres Nettohaushaltseinkommen (Medianeinkommen)

Das mittlere Nettohaushaltseinkommen, auch Medianeinkommen genannt, kennzeichnet die Einkommenshöhe, von der aus die Anzahl der Haushalte mit niedrigeren Einkommen gleich groß ist wie die der Haushalte mit höheren Einkommen. Das heißt: Das Medianeinkommen liegt genau in der Mitte: Es teilt die Einkommensbezieherinnen und -bezieher in zwei genau gleich große Hälften – die untere Hälfte hat höchstens, die obere mindestens das Medianeinkommen. Im Gegensatz dazu werden beim Durchschnittseinkommen alle Einkommen addiert und durch die Zahl an Einkommensbeziehenden geteilt.

Der bereinigte Gender Pay Gap – so viel weniger Geld bekommen Frauen für eine vergleichbare Arbeit

Wie viel Gehalt jemand verdient, hängt natürlich wesentlich von dessen oder deren Beruf, Erfahrung und Qualifikationen ab – aber auch davon, ob die Person in Teilzeit oder Vollzeit arbeitet. Solche Faktoren berücksichtigt der bereinigte Gender Pay Gap. Er ist also der geschlechtsspezifische Lohnunterschied, der bleibt, nachdem solche Faktoren wie Beruf, Qualifikation, Berufserfahrung oder Arbeitszeit berücksichtigt wurden. Damit zeigt er, wie viel Frauen und Männer für eine vergleichbare Arbeit tatsächlich unterschiedlich verdienen.

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weniger Gehalt bekommen Frauen in Deutschland durchschnittlich für eine vergleichbare Tätigkeit wie ihre Kollegen.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Beim Blick auf den bereinigten Gender Pay Gap fällt auf:

  • Frauen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit als Männer. Während etwa jede zweite Frau einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht, liegt die Teilzeitquote unter den Männern laut Statistischem Bundesamt  bei nur 13 Prozent. Aus einer Teilzeittätigkeit ergibt sich im Vergleich zur gleichen Tätigkeit in Vollzeit natürlich in der Regel ein geringeres Gehalt.
  • Frauen in Führung sollten heutzutage eine Selbstverständlichkeit sein – gleichauf mit Männern. Dennoch erreichen Frauen noch immer deutlich seltener Führungspositionen als Männer. So ist laut Statistischem Bundesamt  nur knapp jede dritte Führungskraft eine Frau. Niedrigere Positionen haben natürlich oft ein niedrigeres Gehalt zur Folge.
  • Frauen nehmen durchschnittlich längere Auszeiten für Care-Arbeit , also unbezahlte Tätigkeiten wie zum Beispiel Kinderbetreuung oder Pflege von älteren Angehörigen. Auch wenn Kinder durch die Mütterrente die gesetzliche Rente erhöhen, können sich durch die Auszeiten Karrierenachteile ergeben und die Care-Tätigkeiten selbst bleiben unbezahlt.
  • Frauen wählen häufiger als Männer Berufe, die vergleichsweise schlechter bezahlt werden. Dazu gehören beispielsweise die Kranken- und Altenpflege sowie der soziale Bereich.

Die Gründe für diese Fakten sind unterschiedlich. Unter anderem spielen auch traditionelle Rollenbilder und Kinderbetreuungsangebote eine Rolle. Fest steht: Rechnet man all diese Aspekte mit ein, bleibt dennoch ein Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen – selbst für eine vergleichbare Tätigkeit in einem vergleichbaren Umfang:

  • Betrachten wir die Gehälter von Frau und Mann mit derselben Erfahrung, Tätigkeit und Karrierestufe, kommt das Statistische Bundesamt auf einen Lohnunterschied von durchschnittlich 6 Prozent zugunsten des Mannes – der bereinigte Gender Pay Gap.
  • Im Gehaltsreport von Stepstone 2024 ergeben sich mit 5,5 Prozent ähnliche Werte.

Auf den ersten Blick mag diese Lohnlücke nicht allzu groß erscheinen. Auf ein ganzes Berufsleben betrachtet, entgeht betroffenen Frauen jedoch eine Menge Geld – fürs Hier und Jetzt und für die Zukunft.

Ein Beispiel: So wirkt sich der bereinigte Gender Pay Gap aus

Angenommen, ein Mann verdient über 35 Jahre hinweg im Schnitt 3.500 Euro brutto im Monat, also 42.000 Euro im Jahr. Eine gleich qualifizierte Frau erhält für dieselbe Arbeit 6 Prozent weniger. Monatlich bekommt sie damit 210 Euro und jährlich 2.520 Euro weniger als ihr Kollege. Über 35 Jahre hinweg sind das 88.200 Euro. Und die fehlen sowohl akut als auch in der Rente.

Warum das Gehalt folgenschwer für die Rente ist

Denn wer weniger Gehalt bekommt, zahlt auch weniger Geld in die gesetzliche Rentenversicherung ein und hat weniger zur Verfügung, um privat für das Alter vorzusorgen. So fällt die Rente von Frauen durchschnittlich wesentlich geringer aus als von Männern. Dementsprechend sind besonders Frauen von Altersarmut bedroht.

Dafür gibt es seit einigen Jahren sogar einen neuen Begriff: den Gender Pension Gap – die Geschlechter-Rentenlücke. Das Statistische Bundesamt  veröffentlichte im April 2024 Daten, denen zufolge Frauen in Deutschland aktuell 27,1 Prozent weniger Alterseinkünfte haben als Männer. 20,8 Prozent der Frauen über 65 Jahren gelten sogar als armutsgefährdet. Bei den Männern über 65 Jahren sind es zum Vergleich 15,9 Prozent.

Eine private Altersvorsorge ist sowohl für Frauen als auch für Männer wichtig. Bei Frauen ist der Handlungsbedarf aufgrund der aktuellen Situation jedoch noch höher als bei Männern. Eine eigene Altersvorsorge ist unabdingbar.

6 Aspekte: So verkleinern Sie Lohnlücken

Politik und Gesellschaft versuchen der Lohnungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen mit Gesetzen und Aktionstagen wie dem Weltfrauentag oder dem Equal Pay Day entgegenzuwirken. Für die einzelne Frau, die ungerecht bezahlt wird, mag das ungenügend wirken. Was also können Sie möglicherweise selbst tun, um sich für die gerechte Bezahlung von Frauen in Ihrem Bereich einzusetzen?

Gehaltsverhandlungen aktiv führen

Frauen sollten sich gründlich auf Gehaltsverhandlungen vorbereiten. Recherchieren Sie übliche Gehaltsniveaus in Ihrer Branche. Heben Sie Ihre eigenen Leistungen selbstbewusst hervor. Letztlich gilt das natürlich unabhängig vom Geschlecht. Führen Sie regelmäßig Gehaltsverhandlungen.

Netzwerken und Mentoring suchen

Je nach Situation kann es hilfreich sein, sich in fachspezifischen Netzwerken zu engagieren und gegebenenfalls Mentoring-Programme zu nutzen, um sich mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und bessere Einblicke in Gehaltsstrukturen zu erhalten.

Transparenz einfordern

Indem Frauen bei Vorgesetzten oder in der Personalabteilung gezielt nach Informationen zur Gehaltsstruktur fragen, schaffen sie mehr Klarheit und tragen dazu bei, mögliche Ungleichheiten aufzudecken. In diesem Zusammenhang stellt das Entgelttransparenzgesetz  einen wichtigen Schritt dar:

  • Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten müssen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Anfrage Auskunft geben, nach welchen Kriterien sie wie bezahlt werden.
  • Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten müssen regelmäßig überprüfen, dass gleiche Arbeit auch zu gleichem Lohn führt.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken

Eine gleichmäßigere Verteilung von Pflege- und Familienaufgaben, zum Beispiel durch flexible Arbeitszeitmodelle oder Kinderbetreuungsangebote, kann dazu beitragen, dass Frauen weniger berufliche Nachteile erfahren. Welche Angebote die einzelne Frau dazu nutzen kann, ist letztlich derzeit allerdings noch stark orts-, betriebs- und situationsabhängig.

Selbstvermarktung und Sichtbarkeit

Frauen können ihre beruflichen Erfolge sichtbar machen, indem sie ihre Leistungen in Teamsitzungen oder Mitarbeitergesprächen betonen und sich gezielt für anspruchsvolle Projekte und Beförderungen bewerben.

Politisches und betriebliches Engagement

Indem Frauen Gleichstellungsbeauftragte in Unternehmen unterstützen, Missstände ansprechen und sich in Gewerkschaften oder Berufsverbänden engagieren, können sie zu strukturellen Veränderungen für mehr Lohngerechtigkeit beitragen.

Tipp: Lesen Sie auch unsere Karrieretipps für Frauen.

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Häufige Fragen zur Gender Pay Gap

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Was ist mit der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen gemeint?

Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen (auch: Gender Pay Gap) beschreibt den durchschnittlichen Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern. Man unterscheidet dabei zwischen dem unbereinigten (ohne Berücksichtigung von Faktoren wie Arbeitszeit oder Beruf) und dem bereinigten (unter Einbeziehung dieser Faktoren) Gender Pay Gap. Diese Lohnlücke zeigt, dass Frauen oft trotz vergleichbarer Arbeit und Qualifikation geringere Gehälter erhalten als Männer.

Der Gender Pay Gap kann immer nur rückwirkend für ein Jahr erhoben werden. Derzeit (Stand: Februar 2025) kann es also noch keine Daten zum Gender Pay Gap 2025 geben.

Laut Statistischem Bundesamts haben Frauen in Deutschland 2024 durchschnittlich insgesamt 16 Prozent weniger pro Stunde verdient als Männer. Die Stellenplattform Stepstone  hat in ihrem Gehaltsreport für 2024 einen Gender Pay Gap von 12,4 Prozent ermittelt. Bei diesen Ergebnissen handelt es sich um den unbereinigten Gender Pay Gap anhand des Brutto-Mediangehalts.

Der unbereinigte Gender Pay Gap bezeichnet den durchschnittlichen Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen, ohne Faktoren wie Beruf, Qualifikation oder Arbeitszeit zu berücksichtigen.

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