zum Inhalt springen
Seitliche Nahaufnahme von einem Arm mit orangefarbenen Pullover. Die Hand zieht ein Buch aus einem Bücherregal.

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Kurz und einfach erklärt
Das Bruttoinlandsprodukt (auch: BIP) gibt Auskunft über die wirtschaftliche Leistung eines Landes in einem festgelegten Zeitraum.

Mehr zum Bruttoinlandsprodukt:

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein wichtiger Messwert, um die wirtschaftliche Stärke eines Landes zu beurteilen. Je höher das BIP, desto stärker oder größer ist meist die Wirtschaft eines Landes. Wichtig ist vor allem der Vergleich gegenüber den Vorjahren beziehungsweise früheren Werten. Über die Zu- oder Abnahme des BIP in Prozent lässt sich auf wirtschaftliche Entwicklungen schließen, also beispielsweise auf ein Wachstum der Wirtschaft.

Ein häufiger Fehler: Das BIP von Deutschland umfasst nicht die wirtschaftliche Leistung, die die Deutschen erbracht haben. Denn genau genommen ist es die wirtschaftliche Leistung, die alle Menschen und Unternehmen innerhalb von Deutschland erbracht haben, also sozusagen die deutsche Wirtschaft. So zählt auch der Wert der Waren und Dienstleistungen, den alle Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland erarbeitet haben, mit zum BIP. Nicht hinzu zählt hingegen der Wert der Waren und Dienstleistungen, die Deutsche im Ausland erarbeitet haben. Das Geld, das Sie für den Urlaub im Ausland ausgeben, kann hingegen das BIP Ihres Gastlandes erhöhen.

Bruttoinlandsprodukt: 3 Berechnungsmethoden – 1 Ergebnis

Es gibt 3 Methoden, um das BIP zu berechnen: die Entstehungsrechnung, die Verwendungsrechnung und die Verteilungsrechnung. Das Ergebnis des BIP sollte bei korrekter Umsetzung bei allen 3 Methoden dasselbe sein.

So berechnet man das Bruttoinlandsprodukt nach dem Produktionsansatz (auch: Entstehungsrechnung)

Für die Berechnung nach dem Produktionsansatz wird der Wert aller inländischen Güter und Dienstleistungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums zusammengerechnet, zum Beispiel alle innerdeutschen Güter und Services innerhalb eines Jahres. Ob Schraube, Stuhl, Auto, Beratung beim Anwalt oder der Anwältin oder Besuch beim Frisör oder der Frisörin. Wichtig ist, dass kein Posten doppelt in der Berechnung auftaucht. So müssen zum Beispiel von einem Stuhl sogenannte Vorleistungen abgezogen werden – also etwa der Wert der Schrauben, des Leims und des genutzten Stroms. Um die Berechnung abzuschließen, kommen dann Gütersteuern (zum Beispiel Mehrwertsteuer) obendrauf und Subventionen für einzelne Güter werden abgezogen.

Die Entstehungsrechnung fokussiert damit auf die sogenannte Bruttowertschöpfung, also auf den Mehrwert, der durch die wirtschaftlichen Aktivitäten im Land erbracht wird. Das BIP nach der Entstehungsrechnung zeigt die gesamte Bruttowertschöpfung innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem Land samt Gütersteuern ohne Subventionen.

So berechnet man das Bruttoinlandsprodukt nach dem Ausgabenansatz (auch: Verwendungsrechnung)

Beim Ausgabenansatz berechnet man das BIP, indem man alle Ausgaben zusammenzählt, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums für Güter und Dienstleistungen im Land getätigt wurden. Konkret addiert man dabei den privaten Konsum (Ausgaben von Haushalten, zum Beispiel für Lebensmittel, Kleidung oder Freizeit), die Investitionen der Unternehmen (zum Beispiel neue Maschinen oder Gebäude), die Staatsausgaben (für Schulen, Straßen, Krankenhäuser usw.) sowie den Außenbeitrag, also die Exporte ins Ausland minus die Importe aus dem Ausland. Einfach gesagt zeigt dieser Ansatz, wie viel Geld innerhalb eines Jahres insgesamt in einem Land ausgegeben wurde, um Produkte und Dienstleistungen zu kaufen oder zu nutzen.

So berechnet man das Bruttoinlandsprodukt nach dem Einkommensansatz (auch: Verteilungsrechnung)

Bei der Verteilungsrechnung wird das BIP danach berechnet, wie sich das Einkommen, das innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem Land entsteht, auf verschiedene Gruppen verteilt. Dabei betrachtet man, welche Anteile des erwirtschafteten Geldes an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Inland (Löhne, Gehälter), Unternehmen und Eigentümerinnen und Eigentümer (Gewinne, Zinsen, Mieteinnahmen) sowie Produktions- und Importabgaben an den Staat abzüglich Subventionen vom Staat fließen.

Dabei werden auch Abschreibungen und Primäreinkommen aus der beziehungsweise an die übrige Welt berücksichtigt. Solche Primäreinkommen sind Einkommen, die über die Landesgrenzen hinweg fließen, weil sie entweder an das Ausland gezahlt oder vom Ausland empfangen werden, beispielsweise für Grenzpendlerinnen und Grenzpendler.

Die Summe der jeweiligen Einkommensanteile im Inland ergibt das gesamte BIP. Einfach ausgedrückt zeigt dieser Ansatz, wer am Ende von der erwirtschafteten Leistung profitiert und wie die Wirtschaftsleistung eines Landes auf verschiedene Gruppen verteilt ist.

Wichtig: In Deutschland wird die Verteilungsrechnung bei der Berechnung des BIP nach Angaben des Statistischen Bundesamts erst nachträglich verwendet. Die originäre Berechnung erfolgt nach den beiden anderen Methoden.

Das bedeutet das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt

Wer Statistiken zum BIP betrachtet, findet dort häufig den Ausdruck „preisbereinigtes BIP“ oder auch „reales“ BIP. Das bedeutet, dass die Inflation oder Deflation mit den jährlich wechselnden Vorjahrespreisen in der Berechnung berücksichtigt wird, also Preiseinflüsse herausgerechnet werden. So kommt es, dass die Werte in Statistiken zum „preisbereinigten BIP“ von denen vom „BIP in Preisen“ abweichen. Anhand des preisbereinigten BIP lässt sich im Vergleich der Jahre die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes besser nachverfolgen. Zahlen zum Wirtschaftswachstum beziehen sich daher normalerweise auf das preisbereinigte beziehungsweise reale BIP.

Darum bestimmt man das Bruttoinlandsprodukt

Das BIP spiegelt die Wirtschaftskraft eines Landes wider. Erhöht sich das preisbereinigte BIP im Vergleich zum Vorjahr, sprechen wir von einem Wirtschaftswachstum. Eine starke Wirtschaft kann unter anderem zu einem stabilen Jobangebot, neuen Arbeitsplätzen und Lohnerhöhungen führen. Und auch der Staat hat bei wachsender Wirtschaft mehr Möglichkeiten zu investieren, etwa in das Gesundheits-, Schulwesen oder den Straßenbau. Indem Wirtschaftsprofis das BIP bestimmen, vergleichen und analysieren, behalten sie die Entwicklung der Wirtschaft im Auge.

Das Bruttoinlandsprodukt wird dabei für die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung herangezogen. Anhand der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung können unter anderem Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung erstellt werden. Sie ist wichtig für die Politik, Wirtschaft, Banken, einzelne Unternehmen und die Medien.

Machen Sie mehr aus Ihrem Geld

Wir helfen Ihnen bei allen wichtigen Finanzfragen persönlich weiter. Erreichen Sie hier Ihre Sparkasse vor Ort.
Zu meiner Sparkasse

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Frau mittleren Alters mit Hut und Rucksack steht vor dem Bundestag. Sie macht ein Selfie und lächelt in Richtung Smartphone.
Anlageprodukte
Geldanlage in Anleihen
So funktionieren Staatsanleihen
Würden Sie Ihrem Staat oder Bundesland Geld leihen? Die Zinsen dafür steigen seit der Zinswende. Erfahren Sie, wie die Anlage funktioniert, welche Vor- und Nachteile sie hat und wie Sie sie kaufen können.
Weibliche Hände halten eine Euromuenze im Lichtschein
Für die einen ist der Sozialstaat im Sinne der sozialen Absicherung in Notfällen essenziell. Andere sehen in ihm einen Freibrief für Sozialbetrug. Was ist dran an diesen Vorstellungen? Ein Faktencheck.
Lachende Touristinnen mit Stadtplan in einer Stadt.
Bezahlen im Ausland
Sie möchten es während der schönsten Tage des Jahres richtig krachen lassen und mit Ihrem Geld nicht herumgeizen müssen? Dann reisen Sie am besten dorthin, wo der Euro im Vergleich zu Deutschland besonders viel wert ist.