Wer sich nach den Kaufpreisen von Elektroautos erkundigt, reagiert schnell schockiert: Was, so teuer? Und das bei so geringer Reichweite? Doch ist dieser erste Eindruck immer richtig?
Wie fällt die Bilanz nach Abzug der Umweltprämie aus? Müssten die deutlich niedrigeren Wartungs- und Energiekosten nicht über die Jahre der Nutzung ebenfalls zu Gunsten der Elektroautos durchschlagen?
Vergleich: Elektroautos vs. Verbrenner
Der Autoclub ADAC hat acht Elektroautos mit herkömmlich angetriebenen verglichen – in Ausstattung und Motorleistung vergleichbare Modelle – und legte dafür die sogenannten Vollkosten zugrunde: Also nicht nur den Kaufpreis inklusive Umweltprämie, sondern auch die Betriebs- und Wartungskosten sowie den Wertverlust.
Gleich vier E-Autos schnitten laut ADAC günstiger als die vergleichbaren Verbrenner ab: der BMW i3s, der Hyundai Ioniq Elektro, das smart fortwo coupé EQ prime und das Tesla Model X.
Grundlage der ADAC-Berechnungen war eine fünfjährige Haltedauer mit einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern, also insgesamt 75.000 Kilometer. In die Gesamtkosten flossen Kraftstoff- und Stromkosten, Versicherung und Kfz-Steuer, Werkstattkosten wie Wartung und Reparaturen, Reifenverschleiß, eine Jahrespauschale für die Wagenpflege und der Wertverlust ein.
Fazit des ADAC: Je mehr ein Elektroauto fährt, desto eher rechnet es sich – dank der vergleichsweise geringen Wartungs- und Betriebskosten.
Was kostet mich mein Auto außer dem Kaufpreis?
Was zu den klassischen Unterhaltskosten gehört und wie sie sich im Einzelnen verteilen, lässt sich aus diesem Vergleich entnehmen:
Kraftstoff: Mit Strom kostenlos?
Die Kosten für Diesel, Benzin oder Strom variieren immer wieder. Außerdem ist der Verbrauch je nach Fahrzeugtyp verschieden. Der Stromverbrauch der Elektrofahrzeuge hängt noch mehr von der Fahrweise ab als beim Verbrennungsmotor.
Dieselfahrer profitieren von einem steuerbegünstigten Kraftstoff, der mit etwa 20 Cent je Liter gegenüber Benzin subventioniert wird. Ab 10.000 Kilometern im Jahr fährt ein Dieselfahrer im Allgemeinen günstiger.
Elektrofahrer laden sogar manchmal kostenlos. Viele Parkhäuser und -plätze, Supermärkte, Hotels, Sparkassen und Restaurants stellen Ladepunkte zur Verfügung. Selbst manche Unternehmen tun das für ihre Arbeitnehmer. Das Elektroauto spart bei einem durchschnittlichen Verbrauch jährlich 180 Euro gegenüber Diesel und 400 Euro gegenüber dem Benziner.
Um sich genauer zu informieren, nutzen Sie vor dem Kauf eines neuen Autos unseren Spritkostenrechner. Damit erkennen Sie schnell, was Sie je nach Verbrauch sparen können.
Reinigung: Schönheitskosten für das Kfz
Auch ein Auto muss unter die Dusche. Dazu gehört für die meisten die Fahrt in die Waschanlage – Innenreinigung inklusive. Diese Unterhaltskosten lassen sich nicht vermeiden.
Selbst wer sein Auto gerne persönlich putzt, kommt an Ausgaben für Reinigungsmittel und Co. nicht vorbei. Da spielt die Art des Antriebs keine Rolle.
Wartung und Reparaturen: (Wann) Muss mein Auto in die Werkstatt?
Die regelmäßige Hauptuntersuchung (HU) und die Abgasuntersuchung (AU) sind Pflicht. Nur so erhalten Sie die notwendige TÜV-Plakette für Ihr Fahrzeug. Diese Kosten sind klar kalkulierbar, da es feste Gebühren gibt.
Um die Prüfung zu bestehen, ist es notwendig, das Auto turnusmäßig zur Inspektion zu geben. Oder vor dem Termin zur Hauptuntersuchung das Gefährt auf Vordermann bringen zu lassen. Da fallen immer Kosten an – je älter der Wagen, desto teurer.
Ein weiterer wichtiger Kostenfaktor ist der Verschleiß: Ein Achtzylindermotor hat 1.200, ein Elektromotor nur 17 Teile. Also sind Elektrofahrzeuge deutlich einfacher gebaut – und daher weniger reparaturanfällig. Ähnlich sieht es bei Kupplung und Getriebe aus. Ein Auspuff ist ohnehin nicht vorhanden.
Bei den Wartungskosten ergibt sich einer Studie des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen zufolge ein ähnliches Bild. Sie hat bei elektrisch angetriebenen Kleinwagen allein bei den Kosten für Inspektionen Einsparungen in Höhe von rund 35 Prozent ermittelt.
Der ADAC hat errechnet, dass bei einem Diesel jährlich 972 Euro an Wartungskosten anfallen, bei einem Benziner 936 Euro und 576 Euro bei einem Elektroauto. Nur die Reifen eines Stromers verschleißen schneller: Aufgrund des höheren Drehmoments haben sie nach etwa 25.000 Kilometern ihr Profil verloren.
Garagengold: Wie viel ist ein Stellplatz wert?
Sie haben einen kostenlosen Parkplatz direkt vor der Haustür oder in der Tiefgarage? Dann können Sie sich glücklich schätzen. Falls nicht, fällt Miete für eine eigene Garage oder einen Stellplatz an.
Die variiert preislich sehr stark. Das hängt nicht von dem Antrieb Ihres Autos (Benzin, Diesel oder Strom) aber, sondern von der Region und ob sie auf dem Land oder in der Stadt Leben.
Aufgrund des Immobilienbooms haben die Mietpreise deutlich zugelegt. Sie rangieren derzeit zwischen 20 und 150 Euro im Monat. Das erklärt, warum Finanzzeitschriften Autostellplätze mittlerweile als attraktive Geldanlage empfehlen.
Kfz-Versicherung: E-Autos günstiger als Verbrenner?
Jedes Auto muss eine Kfz-Haftpflichtversicherung haben. Teil- und Vollkasko werden dagegen freiwillig abgeschlossen. Die Höhe der Beiträge ist abhängig von vielen Faktoren.
Sie sind nach Regionalklassen, Schadenfreiheit und vielen anderen individuellen Merkmalen gestaffelt. Deshalb lassen sie sich nicht so einfach vergleichen.
Wer für sein Elektroauto einen Umweltbonus bei seiner Versicherung erhält und eine Vollkasko-Police wählt, die die Akkus abdeckt, zahlt zunächst ungefähr so viel wie für ein Auto mit Verbrennungsmotor.
Aber die Autoversicherungen haben festgestellt, dass die Fahrer der Elektroautos in der Regel vorsichtiger und vorausschauender fahren – und seltener Unfälle verursachen. Im direkten Vergleich fallen Versicherungen für E-Autos daher einem Vergleichsportal zufolge bis zu 22 Prozent günstiger aus als Verbrenner.
Kfz-Steuer: 0 Euro – Nein? Doch!
Die Kraftfahrzeugsteuer, kurz Kfz-Steuer, ist für jedes angemeldete Fahrzeug zu zahlen – außer für E-Autos. Die Höhe der Steuer richtet sich im Wesentlichen nach der Art des Motors, dem Hubraum und der Schadstoffklasse. Sie fällt einmal jährlich an.
Für einen Diesel durchschnittlicher Größe und durchschnittlichen Verbrauchs werden pro Jahr 180 Euro Steuern fällig. Bei zehn Jahren Haltedauer summiert sich das auf knapp 1.800 Euro Steuern. Ein Benziner kommt auf 64 Euro im Jahr bzw. 640 Euro in zehn Jahren.
Für ein Elektroauto zahlen Besitzer in den ersten zehn Jahren 0 Euro Kfz-Steuer. Das gilt aber nur für reine Elektromodelle. Hybrid-Varianten betrifft das nicht.
Gebühren: Welche Kosten entstehen?
An-, Ab- oder Ummeldung: Nicht nur die Kfz-Zulassung kostet Geld. Je nachdem, wie häufig und zu welchem Zweck Sie Ihr Auto nutzen, fallen unterschiedliche Gebühren an. Ob E-Auto oder Verbrenner spielt keine Rolle.
Angefangen von Parkgebühren über Autobahngebühren bei Auslandsreisen bis hin zu Gebühren für die Umweltplakette oder einen Bewohnerparkausweis in einigen Innenstädten. Pauschal sollten Sie mit durchschnittlich 200 Euro pro Jahr rechnen. Eine konkretere Übersicht gibt das Straßenverkehrsamt .
Nicht vergessen: Verwarnungs- und Bußgelder für Verkehrsverstöße gehen ebenfalls ins Geld. Das hängt nun aber ganz von Ihnen ab!
Wertverlust: Der unterschätzte Kostentreiber?
Traurig, aber wahr: Schon im Moment seiner Zulassung verliert ein Fahrzeug an Wert. Nach einem Jahr ist oftmals ein Viertel des Neupreises dahin, nach vier Jahren die Hälfte – manchmal mehr.
Für Käufer ist dieser Verlust nur schwer einschätzbar. Er ist je nach Fahrzeugtyp und Gebrauch verschieden und wird von vielen Faktoren beeinflusst.
An der Frage, ob E-Autos einen höheren oder geringeren Verlust haben als Verbrenner, scheiden sich die Meinungen der Experten. Einig sind sie sich nur darüber, dass mit dem zunehmend breiteren Angebot der Elektro-Fahrzeuge ihr Wertverlust deutlich steigen wird. Vor allem deswegen, weil die neuen Modelle längere Laufzeiten haben werden.
Aber: Regelmäßige Pflege und Wartung können auf keinen Fall schaden.