Weihnachtsgeld: 10 Fakten zu Anspruch, Höhe
und Sonderfällen
Weihnachtsgeld ist eine vom Arbeitgeber geleistete Sonderzahlung, die sich oft auf Betriebstreue bezieht und meist im November oder Dezember gezahlt wird. Der Betrag ist nicht steuerfrei.
Die Höhe der Vergütung kann sehr unterschiedlich sein; längst nicht bei allen Unternehmen gibt es sie. So erhalten durchschnittlich 53 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland Weihnachtsgeld.
Ohne Rechtsgrundlage haben Beschäftigte keinen Anspruch auf Weihnachtsgeld. Es handelt sich um eine freiwillige Leistung der Arbeitgeberin oder des Arbeitgebers. Allerdings gibt es Regeln, die die freiwillige Sonderzahlung verpflichtend machen können.
Das ist Weihnachtsgeld
Weihnachtsgeld, oft fälschlich auch 13. Gehalt genannt, ist eine freiwillige Sonderzahlung des Arbeitgebers und stellt wie Urlaubsgeld ein zusätzliches Entgelt dar. In der Regel wird es im November oder Dezember gezahlt. Der Name entstand durch die zeitliche Nähe des Auszahlungszeitpunkts zum Weihnachtsfest. Das Weihnachtsgeld soll Zufriedenheit fördern, motivieren und einen finanziellen Zuschuss für die Weihnachtseinkäufe geben. Betriebe wollen dadurch auch die Treue ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Unternehmen steigern.
Weihnachtsgeld TVöD: So viele Tarifbeschäftigte erhalten es
Rund 53 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland erhielten im vergangenen Jahr laut Hans-Böckler-Stiftung Weihnachtsgeld. Unter den Tarifbeschäftigten sind es aktuell fast 86 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.
Nach wie vor gibt es deutliche Unterschiede zwischen Ost (43 Prozent) und West (55 Prozent) sowie zwischen den Geschlechtern. Insgesamt dürfen sich 55 Prozent der männlichen Beschäftigten über die Sonderzahlung freuen. Bei den weiblichen Beschäftigten sind es hingegen nur 51 Prozent.
Kein Anspruch auf Weihnachtsgeld
Eine Verpflichtung für den Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin zur Zahlung von Weihnachtsgeldern oder einen gesetzlichen Anspruch darauf gibt es grundsätzlich nicht. Es handelt sich um eine freiwillige Sonderzahlung. Nur wenn der Bonus in der Betriebsvereinbarung, im Tarifvertrag oder im Arbeitsvertrag explizit erwähnt wird, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rechtsanspruch darauf.
Die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber kann jedoch freiwillig eine Weihnachtsgeldzahlung an die Belegschaft leisten. Geschieht dies drei Jahre in Folge, gilt der Bonus als betriebliche Übung und wird unter Umständen verpflichtend. Gleiches trifft zu, wenn nur ein bestimmter Personenkreis das Weihnachtsgeld erhält und die anderen leer ausgehen. Die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber widerspräche in diesem Fall dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz und würde gegen das Arbeitsrecht verstoßen sowie Mitarbeitende diskriminieren.
Weihnachtsgeld: Steuern
Weihnachtsgeld muss, wie fast alle anderen Sonderzahlungen, versteuert werden. Es wird unter den sonstigen Bezügen aufgelistet. Je nachdem, wie viele Zusatzzahlungen Arbeitnehmende erhalten, kann sich der Steuersatz aufgrund des progressiven Steuertarifs erhöhen. In diesem Fall könnte sich eine Steuererklärung lohnen, um die zusätzlichen Kosten zurückzuholen.
Weihnachtsgeld: Höhe
Entscheidend für die Höhe des Extrageldes ist unter anderem die Branche. Deutschlandweit betrug das Weihnachtsgeld bei Tarifbeschäftigten im Schnitt 2.809 Euro brutto – 2,3 Prozent mehr als 2022 (2.747 Euro), wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Real war das Weihnachtsgeld allerdings gesunken, weil der Anstieg unter der Inflationsrate von 3,8 Prozent (Stand 2023) lag.
Besonders hohes Weihnachtsgeld gibt es für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Erdöl- und Erdgasindustrie mit durchschnittlich 5.733 Euro. Am wenigsten Extrageld erhalten die Tarifbeschäftigten im Bereich „Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften“. Hier gibt es durchschnittlich 380 Euro.
Wie hoch der Betrag des Weihnachtsgeldes ist, hängt von der jeweiligen Vereinbarung ab. In der Regel werden zwischen 50 bis 100 Prozent eines Monatsgehalts gezahlt. In tarifgebundenen Betrieben wird die Sonderzahlung aus dem monatlichen Durchschnittsgehalt von Juli bis September berechnet. Da Tarife unterschiedlich sind, variieren die Beträge.
Weihnachtsgeld und Inflation
Obwohl durchschnittlich immer mehr Weihnachtsgeld gezahlt wird, ist es real weniger geworden, weil der Anstieg unter der Inflationsrate liegt: So stieg beispielsweise die Sonderzahlung im Jahr 2023 zwar um 2,3 Prozent, dennoch lag sie aber unter der tatsächlichen Inflationsrate von 3,8 Prozent. Wenn der Trend von 2023 auch in diesem Jahr anhält, könnte es auch 2024 zu einem realen Wertverlust kommen. Allerdings können Arbeitgeber bis Ende 2024 eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie zahlen, um den Kaufkraftverlust auszugleichen, ohne es als offizielles „Weihnachtsgeld" zu deklarieren.
Weihnachtsgeld: Dafür wird es meistens ausgegeben
Viele Menschen nutzen ihr Weihnachtsgeld direkt für den Geschenkekauf. Im Jahr 2022 lagen hierzulande die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Weihnachtsgeschenke – mit bevorzugten Waren wie Bücher, Kleidung, Spielwaren, Gutscheine sowie für Freizeitaktivitäten – bei rund 520 Euro, wie eine Umfrage im Auftrag der FOM-Hochschule zeigt. Weihnachten 2023 planten die Menschen laut Studie mit 507 Euro etwas weniger auszugeben. 2024 ist die Kauflaune weiterhin getrübt: Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Appinio möchten 37 Prozent der Menschen in Deutschland weniger Geld für Geschenke und Festessen ausgeben.
Weihnachtsgeld im Krankheitsfall, bei Kündigung oder beim Mutterschutz
- Im Krankheitsfall gilt das Entgeltfortzahlungsgesetz. Beschäftigte haben auch während einer Krankschreibung Anspruch auf Weihnachtsgeld – solange die Sonderzahlung im Arbeitsvertrag vermerkt ist. Die Zahlung des Extrageldes kann jedoch abgelehnt werden, wenn die Arbeitsleistung daran gekoppelt ist und „Entgeltcharakter“ hat. Bei längerer Krankheit kann das Weihnachtsgeld anteilig gekürzt werden oder entfallen. Wenn die betroffene Person die Arbeitsleistung nicht erfüllen kann, hat sie daher keinen Anspruch auf die Einmalzahlung.
- Bei einer Kündigung kommt es auf die vertraglichen Bedingungen an. In Tarifverträgen ist oft eine Rückzahlklausel festgelegt. Diese bezieht sich häufig auf einen bestimmten Zeitraum. Etwa, wenn der Arbeitnehmer beziehungsweise die Arbeitnehmerin binnen eines Quartals nach der Auszahlung die Firma verlässt. In klassischen Arbeitsverträgen gibt es diese Klausel nicht. Hier kann das Weihnachtsgeld nur dann zurückgefordert werden, wenn das Weihnachtsgeld direkt an die Betriebstreue gekoppelt ist.
- Sich im Mutterschutz befindende Arbeitnehmerinnen haben grundsätzlich ein Recht auf die Sonderzahlung. Die Konditionen, wie Höhe und mögliche Kürzungen, hängen auch in diesem Fall von der Ausgestaltung der Regelung im Tarifvertrag, der Betriebsvereinbarung oder der einzelvertraglichen Regelung ab.
Weihnachtsgeld zurückzahlen: Das sollten Sie klären
Es besteht grundsätzlich keine gesetzliche Pflicht zur Rückzahlung von Weihnachtsgeld – beispielsweise bei Kündigung. Diesbezügliche Regelungen müssen vorab eindeutig formuliert werden. Das kann in Form von Betriebsvereinbarungen, Tarifverträgen geregelt oder im Arbeitsvertrag als Rückzahlungsklausel festgesetzt werden.
Fordert Ihr Arbeitgeber bei Kündigung das Weihnachtsgeld oder das 13. Gehalt zurück, sollten Sie Ihre Verträge und Vereinbarungen ordentlich durchlesen, im Zweifelsfall lassen Sie sich arbeitsrechtlich beraten. Oft besteht kein Anspruch auf solche Forderung hinsichtlich des Arbeitgebers.
Vorab müssen Sie klären, zu welchem Zweck Sie von Ihrem Arbeitgeber Weihnachtsgeld bekommen. Weihnachtsgeld wird zwar häufig auch als 13. Gehalt bezeichnet, aber nur, wenn es sich um das „echte“ 13. Monatsgehalt handelt, können Sie das Weihnachtsgeld in jedem Fall behalten. Dann nämlich honoriert Ihr Arbeitgeber damit Ihre bereits erbrachte Arbeitsleistung des abgelaufenen Jahres. Das Weihnachtsgeld wird zusätzlich zu Ihrem normalen Gehalt ausgezahlt und hat in diesem Fall reinen Entgeltcharakter.
Oftmals handelt es sich beim Weihnachtsbonus aber eher um eine Gratifikation. Diese Art der Auszahlung ist nicht an eine konkrete, bereits erbrachte Arbeitsleistung gekoppelt, sondern dient ausschließlich der (langjährigen) Honorierung Ihrer Betriebstreue und soll Sie weiterhin ans Unternehmen binden. Allerdings gibt es für die Rückzahlung durch die Rechtsprechung klare Grenzen.
Weihnachtsgeld und Schulden: Das dürfen Sie behalten
Auch wenn Sie sich in einer Privatinsolvenz befinden, haben Sie in der Regel ein Recht auf Weihnachtgeld. Bis zu 750 Euro bleiben davon pfändungsfrei. Allerdings müssen Arbeitnehmer beziehungsweise Arbeitnehmerinnen unpfändbare Beträge des Weihnachtsgeldes rechtzeitig zusätzlich schützen lassen, teilt die Verbraucherzentrale mit.
Machen Sie mehr aus Ihrem Geld
Die wichtigsten Fragen zum Weihnachtsgeld
2Bis wann muss Weihnachtsgeld ausbezahlt werden?
Da Weihnachtgeld eine freiwillige Sonderzahlung Arbeitgebender ist, gibt es keine rechtlichen Vorgaben, wann das Geld ausbezahlt wird. Die konkreten Fristen können ganz unterschiedlich gehandhabt werden. In der Regel kommt der Bonus zusammen mit dem November- oder Dezembergehalt auf Ihr Konto.
3Warum wird Weihnachtsgeld versteuert?
Das Weihnachtgeld ist steuerlich gesehen eine Art Arbeitslohn
und gehört wie Urlaubsgeld oder Abfindungen zu den sogenannten „sonstigen
Bezügen“. Es muss voll versteuert werden. Für diese Einmalzahlungen wird die
Lohnsteuer nach der Jahreslohnsteuertabelle ermittelt. Durch die Einmalzahlung
steigt in der Regel Ihr Steuersatz. Daher zahlen Sie für das Weihnachtsgeld
mehr Lohnsteuer als für Ihr „normales“ monatliches Gehalt.
4Wann bekommt man Weihnachtsgeld?
Nicht alle Beschäftigten haben Anspruch auf Weihnachtsgeld. Die jährliche Sonderzahlung muss im Arbeits- oder Tarifvertrag beziehungsweise in der Betriebsvereinbarung verankert sein. Erhalten Sie Weihnachtsgeld, obwohl der Bonus bei Ihnen nicht schriftlich geregelt ist, kann sich daraus eventuell ein Anspruch ableiten lassen. Wenn Ihr Arbeitgeber oder Ihre Arbeitgeberin mindestens dreimal Weihnachtsgeld ohne Vorbehalt in Folge gezahlt hat, dann ist er oder sie im vierten Jahr gegebenenfalls auch dazu verpflichtet, wenn die Zahlung im konkreten Fall als „betriebliche Übung“ angesehen werden kann.
Vorsicht: Arbeitgebende können die betriebliche Übung umgehen, indem sie Ihnen gegenüber schriftlich erklären, dass es sich bei dem Bonus um eine einmalige Leistung handelt und sich daraus kein Anspruch für kommende Jahre ergibt.
5Wie viel Weihnachtsgeld bekommt man?
Tarifbeschäftigte bekommen in der Regel mehr Weihnachtsgeld als übrige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ein genauer Betrag ist hier nicht zu nennen, da die Sonderzahlungen in den jeweiligen Tarifverträgen vereinbart sind und recht unterschiedlich ausfallen.
Laut Statistischem Bundesamt liegt das Weihnachtsgeld im Durchschnitt etwa bei Tarifbeschäftigten (2.809 Euro). Die höchsten Beträge erhalten Beschäftigte in der Erdöl- und Erdgasindustrie mit durchschnittlich 5.733 Euro, während im Schnitt Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter mit 380 Euro die geringsten Zahlungen bekommen.
6Wie berechne ich Weihnachtsgeld?
Ist bei Ihnen im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung geregelt, dass Sie Weihnachtsgeld erhalten, ist darin auch die Höhe festgelegt. In der Regel besteht der Bonus aus einem bestimmten Prozentsatz Ihres Monatsgehalts. In tarifgebundenen Betrieben wird die Sonderzahlung häufig nach einer Staffelung gezahlt und ist meist abhängig von der Betriebszugehörigkeit. Das kann zum Beispiel folgendermaßen aussehen:
- 25 Prozent vom Bruttoverdienst nach 6 Monaten Betriebszugehörigkeit
- 35 Prozent vom Bruttoverdienst nach 12 Monaten Betriebszugehörigkeit
- 45 Prozent vom Bruttoverdienst nach 24 Monaten Betriebszugehörigkeit
- 55 Prozent vom Bruttoverdienst nach 36 Monaten Betriebszugehörigkeit