Urlaubsgeld: Jeder Zweite bekommt es
Urlaubsgeld kann, muss aber nicht gezahlt werden
Historisch betrachtet wurde das Urlaubsgeld oft durch Arbeitskämpfe und Streiks errungen und anschließend in Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern vereinbart. Die Sonderzahlung kann
- in Betriebsvereinbarungen,
- Tarifverträgen,
- aber auch in Einzelverträgen
vereinbart werden. Gesetzlich vorgeschrieben ist diese Bonuszahlung nicht.
Fast jeder zweite Tarifbeschäftigte bekommt die sommerliche Sonderzahlung
Urlaubsgeld als Sonderzahlung ist eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers. Stand Juli 2023 erhält laut Statistischem Bundesamt fast die Hälfte aller Tarifbeschäftigten Urlaubsgeld – genauer: 46,8 Prozent. Zum Vergleich: Einen tariflichen Anspruch auf Weihnachtsgeld haben sogar 85,7 Prozent der Tarifbeschäftigten.
Mehr Chancen auf Urlaubsgeld für Tarifbeschäftigte
Tarifverträge gelten längst nicht für alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland: 46 Prozent der westdeutschen und 55 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten arbeiten in Betrieben, in denen es gar keinen Tarifvertrag gibt. Das hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB ) im Mai 2022 festgestellt. Allerdings orientieren sich viele Betriebe freiwillig an Branchentarifverträgen, sodass Vereinbarungen wie Urlaubsgeld am Ende für rund 75 Prozent aller Beschäftigten angewendet werden.
Sonderzahlung mit Unterschieden
Im Schnitt beträgt bei Tarifbeschäftigten das Urlaubsgeld 1.602 Euro. Laut Statistischem Bundesamt ist somit die sommerliche Sonderzahlung gegenüber dem Vorjahr (2022) um 4,1 Prozent beziehungsweise 63 Euro gestiegen.
- Gleichzeitig haben sich jedoch im selben Zeitraum die Preise für Pauschalreisen um 13,6 Prozent erhöht.
Während sich die Renten seit 1. Juli 2023 in Ost und West angeglichen haben, gibt es bei Urlaubsentgelten noch erhebliche Unterschiede:
- So erhalten Tarifbeschäftigte in Ostdeutschland derzeit durchschnittlich 479 Euro weniger Urlaubsentgelt als Tarifbeschäftigte in Westdeutschland.
Auch werden in den verschiedenen Branchen unterschiedliche Bruttobeträge gezahlt. So gibt es beispielsweise ·
- stattliche 3.615 Euro bei Informationsdienstleistern
- und rund 2.889 Euro im Maschinenbau.
- Nur 325 Euro Urlaubsgeld erhalten Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter
- und gar kein Urlaubsgeld gibt es beispielsweise für die Beschäftigten in der „Öffentlichen Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung“.
Unter dem Vorbehalt der Freiwilligkeit: das Urlaubsgeld als „betriebliche Übung“
Sonderzuwendungen wie Urlaubsgeld kann es auch dann geben, wenn sie nicht im Tarifvertrag stehen – weil es zum Beispiel keinen Tarifvertrag gibt. Wird der Urlaubsbonus über viele Jahre hinweg regelmäßig als Leistung vom Arbeitgeber angeboten, zum Beispiel als freiwilliges Extra aus betrieblicher Tradition heraus, dann handelt es sich um eine betriebliche Übung. Sie ist zwar weder im Arbeitsvertrag noch in einer anderen Vereinbarung ausdrücklich festgelegt, aber wird mit der Zeit von den Arbeitnehmenden als selbstverständlich angesehen. Mitunter kann die Sonderzahlung – wie eine stillschweigende Vereinbarung – zu einer vertraglichen Verpflichtung der Arbeitgeber werden. Deshalb setzen betreffende Unternehmen auf den Freiwilligkeitsvorbehalt: So sind sie rechtlich nicht gebunden, vergangene Sonderleistungen auch für die Zukunft garantieren zu müssen.
Was noch wertvoller und gewinnbringender sein kann als Urlaubsgeld
Urlaubsgeld ist eine zusätzliche Belohnung für die Zeit, in der wir uns erholen und entspannen können. Es dient dazu, den Urlaub angenehmer zu gestalten und finanziell zu unterstützen. Natürlich wird das Urlaubsgeld auch genutzt, um Rechnungen zu begleichen oder Schulden zurückzuzahlen, Anschaffungen zu machen oder zu sparen. Aktuell ist es jedenfalls für viele Menschen auch ein willkommener Puffer, um die hohen Belastungen durch die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten zu tragen. Egal wofür, ein Urlaubs-Bonus ist immer hilfreich. Und doch: Für viele Menschen sind am Ende Zeit und Erlebnisse wertvoller als Geld.
Häufige Fragen zum Urlaubsgeld
Wann bekomme ich Urlaubsgeld?
Meist wird das Urlaubsgeld Mitte des Jahres (um die Sommerferien) gezahlt, um für Beschäftigte die finanzielle Belastung während der Urlaubszeit zu mildern und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre freie Zeit zu genießen, ohne sich um finanzielle Engpässe sorgen zu müssen. Jedes Unternehmen hat für die Zahlung einen eigenen Stichtag.
Wie hoch ist das durchschnittliche Urlaubsgeld?
Da es Tausende Tarifverträge in Deutschland gibt, sind die Brutto-Beträge des vereinbarten Urlaubsgelds sehr unterschiedlich. Zudem ist die Höhe des Urlaubsgeldes auch vom monatlichen Lohnzahlungen abhängig. So reicht die Spanne von 325 Euro bei Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeitern bis hin zu 3.615 Euro bei Informationsdienstleistern.
- Die höchsten Zahlungen erhalten Beschäftigte unter anderem in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, der Metallindustrie, der Papier verarbeitenden Industrie, dem Kfz-Gewerbe, der Druckindustrie, im Versicherungsgewerbe, dem Einzelhandel, dem Bauhauptgewerbe und in der Chemischen Industrie.
- Am wenigsten Urlaubsboni bekommen Angestellte in der Landwirtschaft und im Hotel- und Gaststättengewerbe.
- Im Öffentlichen Dienst gibt es beispielsweise kein extra Urlaubsgeld, denn es wird mit dem Weihnachtsgeld zu einer Jahressonderzahlung zusammengefasst.
Wie hoch ist das gesetzliche Urlaubsgeld?
Da das Urlaubsgeld eine freiwillige Bonuszahlung des Arbeitgebers ist, kann es zwar tariflich vereinbart werden, gesetzlich ist es aber nicht vorgeschrieben. Es gibt hierfür keine Grundlage im Arbeitsrecht. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen haben also keinen automatischen Anspruch darauf.
Gibt es aber einen Anspruch auf die Sonderzahlung, variiert die Höhe je nach Unternehmen und Vereinbarungen. In einigen Fällen entspricht das Urlaubsgeld einem bestimmten Prozentsatz des normalen Gehalts oder einem festen Betrag, der im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag festgelegt ist.
Ist das Urlaubsgeld steuerfrei?
Nein, denn streng genommen ist es eine Sondervergütung mit Entgeltcharakter. Deshalb unterliegt es in Deutschland im Allgemeinen der Einkommensteuer und wird zusammen mit dem regulären Gehalt als steuerpflichtiges Einkommen behandelt. Dabei unterliegt die Zahlung dem entsprechenden Steuersatz des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin: Das Urlaubsgeld wird also wie laufender Arbeitslohn behandelt, daraus ergeben sich auch die üblichen Zahlungen für die Lohnsteuer. Mitunter gibt es bestimmte Freibeträge und Steuervergünstigungen, die sich auf die steuerliche Behandlung des Urlaubsgeldes auswirken können, solange bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Bekomme ich Urlaubsgeld in der Probezeit?
Ob Sie Urlaubsgeld während der Probezeit erhalten oder nicht, hängt von den jeweiligen Vertragsbedingungen und Unternehmensregeln ab. Ansprüche auf Urlaubsgeld (das gilt auch für Weihnachtsgeld) entstehen in der Probezeit dann, wenn sie vorher vertraglich vereinbart wurden. Diese Ansprüche werden meist anteilig aufs Jahr berechnet. Achten Sie auf folgende Punkte:
- Arbeitsvertrag
- Unternehmensrichtlinien
- Tarifvertrag
- mündliche Vereinbarungen
Grundsätzlich sollten Sie sich bei Ihrem Arbeitgeber oder der Personalabteilung nach den genauen Bedingungen für das Urlaubsgeld in der Probezeit erkundigen.
Wann muss der Arbeitgeber Urlaubsgeld zahlen? Und wem?
Beschäftigte in
tarifgebundenen Unternehmen sind klar im Vorteil: Viele von ihnen erhalten
Urlaubsgeld, weil es in den Tarifverträgen meist zwischen Arbeitgeber und
Gewerkschaft so vereinbart wurde. Dann gibt es – auch für Teilzeitbeschäftigte
und Minijobber – einen tariflichen Anspruch. Einen gesetzlichen Urlaubsgeld-Anspruch
gibt es aber nicht, denn diese Sonderzahlung gilt als freiwillige Leistung des
Arbeitgebers.
Wann muss der Arbeitgeber kein Urlaubsgeld zahlen?
Während grundsätzlich jeder Arbeitnehmende in Deutschland Anspruch auf Urlaubsentgelt (Lohnfortzahlung im Urlaub) hat, gibt es keinen Urlaubsgeld-Anspruch (Sonderzahlung). Denn Urlaubsgeld wird in der Regel ohne Anerkennung einer Rechtspflicht und ohne Verpflichtung für die Zukunft gezahlt. Es ist also eine Sonderzahlung unter dem Vorbehalt des ganzen oder teilweisen Widerrufs durch den Arbeitgeber. Der Widerruf kann beispielsweise ausgeübt werden, wenn ein dringendes betriebliches Erfordernis vorliegt. Es gibt also nicht einmal einen anhaltenden Anspruch auf Urlaubsgeld, wenn dieses die Jahre zuvor regelmäßig gezahlt wurde.
Hinweis: Kürzungen der Urlaubssonderleistung bei Kündigungen oder längerer Arbeitsunfähigkeit sind möglich.
Wie berechnet sich das Urlaubsgeld?
Wird Urlaubsgeld gezahlt, kann die Berechnung je nach Unternehmen und vertraglicher Vereinbarung unterschiedlich sein. Es gibt jedoch einige übliche Methoden, nach denen man das Urlaubsgeld berechnen kann:
- Prozentsatz des Gehalts: Oft steht das Urlaubsgeld im prozentualen Verhältnis zum monatlichen Gehalt. Der Prozentsatz wird im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag festgelegt, zum Beispiel zwischen 50 und 100 Prozent.
- Festbetrag pro Urlaubstag: In einigen Fällen berechnen Unternehmen das Urlaubsgeld als festen Betrag pro Urlaubstag. Das bedeutet, dass der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin für jeden Urlaubstag einen festen Geldbetrag erhält.·
- Anzahl der Urlaubstage: Manchmal wird der Berechnung des Urlaubsgeldes auch die Anzahl der genommenen Urlaubstage zugrunde gelegt. Es wird ein bestimmter Betrag pro genommenen Urlaubstag ausgezahlt. Hierfür ist der individuelle Jahresurlaubsanspruch also zentral.·
- Pauschalzahlungen: Das bedeutet, dass das Urlaubsgeld als pauschaler Betrag unabhängig von anderen Faktoren wie dem Gehalt, der Anzahl der Urlaubstage oder der Dauer der Betriebszugehörigkeit ausgezahlt wird. Dieser vorher festgelegte Geldbetrag wird jedem berechtigten Arbeitnehmenden gleichmäßig gewährt.
Gibt es europaweit Urlaubsgeld?
Urlaubsgeld ist in Deutschland recht verbreitet und wird oft vor dem Sommerurlaub gezahlt. Es ist häufig in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen geregelt. In anderen EU-Ländern wie Österreich, Belgien oder Italien haben Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ebenfalls oft Anspruch auf Urlaubsgeld, etwa in Frankreich („13. Monatsgehalt“) oder Spanien („Paga Extra“). In Irland, Zypern, Malta ist dagegen eine zusätzliche Zahlung vor dem Urlaub weniger üblich.