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Eine kranke Frau führt ein Videogespräch mit einem Arzt. Sie hält ein Fieberthermometer in der Hand.

E-Health in Deutschland

Digitalisierung im Gesundheitswesen
Immer mehr Ärztinnen und Ärzte bieten online Rat und Hilfestellungen für Patientinnen und Patienten an. Auch die vielen Wearables und Apps, mit denen heute jeder eigenständig Gesundheitsdaten erfassen kann, erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist also ohne Zweifel auf dem Vormarsch. Doch wie weit sind wir in Deutschland bereits beim Thema E-Health?

Vieles, das mit unserer Gesundheit oder medizinischer Versorgung zu tun hat, können wir heute schon digital erledigen. Wir bestellen online Medikamente, kommunizieren über Apps mit unseren Krankenkassen oder vereinbaren im Internet einen Termin bei unserer Hausärztin oder unserem Zahnarzt. Es gibt Apps, um die eigene Fitness oder den Zyklus zu tracken. In Zeiten von Corona boten Ärztinnen und Ärzte sogar Videosprechstunden an und auch in der Psychotherapie wurden Termine auf einmal digital abgehalten.

Schöner Fortschritt, möchte man sagen: Es geht voran im deutschen E-Health-Sektor. Im Vergleich mit anderen gewerblichen Wirtschaftszweigen fällt das Gesundheitswesen jedoch weit zurück, wenn es um Digitalisierung geht. Das zeigt der Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Als einziger der elf untersuchten Kernbereiche wurde das Gesundheitswesen als „niedrig digitalisiert“ eingestuft und nimmt damit den letzten Platz im Ranking ein. Auch in der zum Report gehörenden Prognose schneidet das Gesundheitswesen nicht besser ab. Einer der Hauptgründe: Die Investitionsbereitschaft für medizinische Digitalisierungsprojekte ist und bleibt gering. Um eine nachhaltige und erfolgreiche Entwicklung der Gesundheitsversorgung in Deutschland zu gewährleisten, ist es jedoch unabdingbar, das Thema Digitalisierung weiter zu forcieren. Unser Gesundheitssystem steht vor Herausforderungen, die verlässliche Lösungen brauchen: Immer mehr ältere Menschen und chronisch Kranke sind zu behandeln. Die Versorgung von denjenigen, die in strukturschwachen oder ländlichen Gebieten leben, muss sichergestellt werden. Digitale Lösungen können Leistungen günstiger machen und deren Qualität verbessern. Mit Gesundheits-Apps und digitaler Terminvereinbarung ist es da noch nicht getan.

Nahaufnahme einer Hand mit Smartwatch und Gesundheits-App auf dem Bildschirm.

Das Gesundheitswesen in Deutschland – der Status quo

Was die Digitalisierung angeht, ist das Gesundheitswesen in Deutschland nicht nur im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen abgeschlagen. Auch im internationalen Vergleich hinken wir hinterher. Im Digital-Health-Index der Bertelsmann Stiftung von 2018 belegt Deutschland Platz 16 von 17.

In Österreich gibt es beispielsweise mit ELGA, der elektronischen Gesundheitsakte, bereits seit Längerem eine Lösung, mit der Patientendaten ganz einfach von Arzt zu Ärztin und sogar ins Krankenhaus „mitgenommen“ werden können. In Schweden, Dänemark und Estland ist es seit Jahren Standard, Rezepte digital auszustellen und an Patientinnen und Patienten oder direkt an Apotheken zu verschicken. In England kooperiert der nationale Gesundheitsdienst mit Google, um mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) die vielen Patientendaten nutzbar zu machen, die sich angesammelt haben.

Hierzulande dauerte die Diskussion um eine elektronische Patientenakte (ePA) lange an. Die ePA steht Patientinnen und Patienten seit 2021 als App zur Verfügung. Darin finden sich alle wichtigen Gesundheitsdaten – Medikamente, Befunde, frühere Operationen – wieder, die von Ärztinnen und Ärzten genutzt und stets erweitert werden können. Auch eRezepte können darin angelegt und direkt in der Apotheke eingelöst werden. Ein wichtiger Schritt in Richtung E-Health in Deutschland. Trotzdem sind die Meinungen zur ePA geteilt. Experten geben beispielsweise zu bedenken, dass sie nicht zu einer besseren Versorgung aller Menschen, sondern nur eines Teils führe. Schließlich habe nicht jeder ein Smartphone und könne die App nutzen. Ärztinnen und Ärzte zeigen sich zudem skeptisch, was den Schutz der sensiblen Patientendaten angeht: Patientinnen und Patienten können in ihrer ePA nicht selber regulieren, welche Ärztin welche Informationen zu Gesicht bekommt. So könne beispielweise eine Zahnärztin auch die Informationen des Psychologen einsehen.

So profitieren Sie

Sie können von Vorreitern des digitalen Gesundheitswesens profitieren. Erkundigen Sie sich bei Krankenkassen oder bei Versicherungsanbietern nach speziellen Services wie beispielsweise einer digitalen Sprechstunde.

Wie sieht die Zukunft aus?

Die schrittweise Einführung der elektronischen Patientenakte als App wird viele der heutigen Probleme im Gesundheitswesen lösen. Zum einen sind Ärztinnen und Ärzte damit immer über alles behandlungsnotwendige informiert, wenn eine neue Patientin oder ein neuer Patient zu ihnen kommt. Sie finden sich schnell in die individuelle Krankengeschichte ein und können die Behandlung in Hinblick darauf abstimmen.

Durch die ePA wird sofort erkennbar, gegen welche Krankheiten ein Patient bereits geimpft wurde oder welche Medikamente er nimmt. Mithilfe gespeicherter Röntgenaufnahmen wird beispielsweise ersichtlich, welche der Zahnfüllungen einer Patientin ausgetauscht werden sollte. Oder wie lange die Krebsvorsorge her ist – ohne, dass neue Untersuchungen angestellt werden müssen. Das spart Zeit und natürlich Geld. Im Notfall kann das Leben retten, wenn nicht erst Befunde gesammelt oder Unverträglichkeiten getestet werden müssen.

Zum anderen trägt die digitale Kommunikation zwischen Patientinnen, Patienten und den behandelnden Ärztinnen und Ärzten dazu bei, dass sich die Versorgungsprozesse positiv verändern. Vor-Ort-Termine in einer Praxis oder Klinik werden nicht mehr der Standard sein. Diagnosen und Behandlungen können immer mehr in das eigene Wohn- beziehungsweise Lebensumfeld von Patientinnen und Patienten verlagert werden. Das ist praktisch, vor allem für diejenigen, die es aufgrund ihrer Krankheit oder der Entfernung schwer haben, ihre Ärztin oder ihren Arzt zu erreichen.

Und auch die Entwicklung von künstlicher Intelligenz wird dem Gesundheitswesen immer mehr Vorteile verschaffen. KI wird zum Beispiel den Behandelnden dabei helfen, schneller Diagnosen zu stellen, indem sie ihnen proaktiv Hinweise oder Hilfestellungen gibt. Das gilt vor allem bei seltenen Krankheiten.

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