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Hände halten einen alten Fußball hoch

Investieren in Fußball-Aktien

Wertpapiere von BVB und Co.
Geld schießt keine Tore, heißt es. Doch helfen Tore beim Geldverdienen? An der Börse können Sie in Fußball-Clubs investieren und so direkt an deren Erfolgen teilhaben. Ob sich das lohnt und wer neben Borussia Dortmund der wenig bekannte zweite deutsche Verein ist, von dem Sie statt Trikots auch Anteile kaufen können.

Als Fan von Borussia Dortmund liegen große Siege und bittere Niederlagen nahe beieinander. In der Saison 2022/23 fehlte nur ein Tor am letzten Spieltag zum Sieg gegen Mainz – und damit zur deutschen Meisterschaft. Stattdessen überholte Bayern München noch den BVB und stand abermals am Saisonende auf Platz 1. Ein Jahr später ist der Titel schon lange vergeben, doch dafür schlägt Dortmund in der Champions League alle Erwartungen. Praktischerweise ist die Borussia auch an der Börse notiert. Und sportlicher Erfolg spült im modernen Fußball bekanntlich zusätzlich Geld in die Vereinskassen. Doch lohnen sich Fußball-Aktien?

Die Bedeutung von Fußballaktien insgesamt hat zugenommen. Bislang sind es vor allem große Traditionsvereine, die ihre Profi-Abteilung ausgegliedert und in eine Aktiengesellschaft überführt haben: Manchester United, Juventus Turin, Ajax Amsterdam, der FC Porto und Borussia Dortmund – um nur einige der Klubs zu nennen, deren Papiere gekauft werden können. Für die Vereine ist der Aktienmarkt eine gute Möglichkeit, um an Kapital zu kommen.

Kurse auf Achterbahnfahrt

Doch aus Anlegersicht sind beispielsweise die Erfolge von Borussia Dortmund an der Börse bescheiden. Vor der Corona-Pandemie kostete eine Aktie 9 Euro. In der Saison 2023/24 sind es fast durchgehend weniger als 4 Euro. Immerhin: Als die Meisterschaft im Jahr zuvor zum Greifen nah war, schoss der Kurs auf knapp 6 Euro in die Höhe – nur um mit dem Sieg der Bayern jäh zu fallen.

Die Volatilität ist noch größer, wenn man sich die Kursentwicklung des Clubs auf längere Sicht anschaut. Die Aktie von Borussia Dortmund verlor in den Jahren nach dem Börsengang fast 90 Prozent an Wert, ehe sie sich bis 2018 fast verzehnfachte und den Ausgabekurs sogar knapp übertraf. 2024 notiert sie wieder in der unteren Hälfte.

Warum das Investieren in Fußball risikoreich ist

Dabei zeigt sich ein Problem von Fußball-Aktien. Anlageentscheidungen sollten stets rational getroffen werden. Doch wer Fan ist, handelt häufig emotional. Bei Aktien kann das nach hinten losgehen. Denn wenn genügend Menschen vom Erfolg berauscht die Aktien kaufen, gibt es Preisübertreibungen, die nicht zwingend durch die Mehreinnahmen bei Fernsehgeldern und Prämien gerechtfertigt sind. In der Folge pendeln sich die Kurse wieder auf einem normalen Niveau ein – und bescheren dem Erfolgsfan einen Verlust.

Ein anderes Beispiel lieferte Ajax Amsterdam: In der Saison 2018/19 übertraf der niederländische Traditionsclub alle Erwartungen, als der Verein ins Halbfinale der Champions League einzog, dem sportlich und wirtschaftlich wichtigsten Wettbewerb des Kontinents.

Als Ajax im Hinspiel des Halbfinals Gegner Tottenham Hotspur aus England an den Rand einer Niederlage brachte, schnellte die Aktie rasant in die Höhe. Für Ajax folgte dann aber im Rückspiel das Aus – und die Aktie verlor innerhalb eines Tages ein Drittel ihres Wertes. Über die gesamte Saison hinweg war es weniger der Verlauf der Meisterschaft, sondern das Abschneiden in der lukrativen Champions League, das den Kursverlauf diktierte.

Spiel mit eigenen Gesetzen

Das Beispiel Amsterdam zeigt die hohe Volatilität der Fußball-Papiere. Gleichzeitig macht es auch deren Einzigartigkeit deutlich: Der Erfolg von Aktien im Fußballgeschäft unterliegt eigenen Gesetzen.

Während bei normalen Unternehmen und Konzernen Quartalszahlen und Gewinnerwartungen entscheidend sind, dominieren im Fußball andere Faktoren: Der Einzug in einen lukrativen Wettbewerb, der Auf- oder Abstieg, die Verpflichtung eines überragenden Spielers oder auch die schwere Verletzung eines Leistungsträgers können den Kurs in Bewegung bringen. Das macht die Aktien auch für Experten und Expertinnen schwieriger einschätzbar und risikoreich.

Ein wachsender Markt

Interessant ist hingegen, dass sich das Geschäft mit dem Sport – und speziell mit Fußball – noch immer rasant entwickelt. Die Vereine der 1. Bundesliga vervierfachten ihren Umsatz innerhalb von 20 Jahren. Laut DFL Wirtschaftsreport  setzten sie 2004/05 1,3 Milliarden Euro um, 2022/23 knapp 4,5 Milliarden Euro. Nur die Corona-Pandemie brachte einen deutlichen Einbruch, weil die Stadien mehrere Monate komplett leer bleiben mussten. Dieser Einschnitt ist jedoch längst überwunden.

0 Millionen Euro

Umsatz erwirtschaftete der Marktführer Real Madrid 2022/23.

Weitere börsennotierte deutsche Fußballvereine

Insgesamt sind 13 europäische Fußballvereine als Aktiengesellschaften an der Börse notiert. Sie bilden gewissermaßen eine eigene Super League mit Ajax Amsterdam, Celtic Glasgow, Manchester United, Lazio Rom und Sporting Lissabon. Doch auch ein Kuriosum findet sich: Die Spielvereinigung Unterhaching ist die zweite Mannschaft aus Deutschland, die in der Börsenliga mitspielt. Dabei spielt der Verein 2023/24 in der 3. Liga, war erst in der Saison zuvor aus der Regionalliga aufgestiegen.

Entsprechend gering ist die Marktkapitalisierung, also der gesamte Börsenwert. Diese liegt, Stand April 2024, bei nur 15 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der BVB kommt auf gut 400 Millionen Euro. Selbst im Vergleich mit anderen Unternehmen an der Börse ist Unterhaching damit außergewöhnlich klein.

Beinahe hätte sich ein weiterer deutscher Fußballclub dazugesellt. Ein Börsengang des Vereins Türkgücü München war zwar 2021 in Planung, aber dann doch nicht zustande gekommen. Die Zweitliga-Ambitionen wurden begraben. Mittlerweile spielt der Club wieder in der Regionalliga.

Diese Fußballvereine sind an der Börse notiert:

·       Aarhus (AGF A/S)

·       Ajax Amsterdam

·       Benfica Lissabon (Sport Lisboa e Benfica Futebol)

·       Borussia Dortmund

·       Bröndby IF

·       Celtic Glasgow

·       FC Kopenhagen (Parken Sport Entertainment)

·       Futebol Club FC Porto

·       Manchester United

·       Olympique Lyonnais (OL Groupe)

·       Società Sportiva Lazio Rom

·       Sporting Lissabon

·       SpVgg Unterhaching Fußball

Einflussnahme auf der Hauptversammlung

Die Aktionäre üben Einfluss auf die Geschicke des Vereins im Rahmen der Hauptversammlung aus, die einmal jährlich stattfindet. So auch bei Borussia Dortmund.

Knapp 70 Prozent der Aktien sind in Streubesitz – und dürften damit vor allem in Händen von BVB-Fans sein. 20 Prozent gehören den Sponsoren Evonik, Signal Iduna und Puma (der Puma-Anteil wird offiziell als Streubesitz gewertet), gut 9 Prozent Aufsichtsratsmitglied Bernd Geske. Die Kleinaktionäre melden sich auf der Hauptversammlung zu Wort, sie stellen Fragen und Anträge.

Letztendlich geht es beim Revierklub aber nicht viel anders zu als bei anderen Aktiengesellschaften: Es wird diskutiert über Investments, den Gewinn und die Dividende. Letztere gab es zuletzt im Jahr 2019 und betrug 6 Cent, was bei einem damaligen Kurs von gut 8 Euro weniger als 1 Prozent Rendite bedeutete.

Fürs Sportliche bleibt auch bei der Borussia die Mitgliederversammlung das wichtigere Gremium. Dort wird über Zu- und Abgänge, die Konkurrenzsituation mit dem FC Bayern und die Perspektiven in der Champions League diskutiert.

Apropos Bayern: Wenn Sie gerne Aktien des deutschen Rekordmeisters zu Ihrem Portfolio hinzufügen möchten, haben Sie Pech gehabt. Die Münchner haben zwar 2001 eine Aktiengesellschaft gegründet, die Papiere werden aber nicht an der Börse gehandelt. Stattdessen hält der Verein selbst 75 Prozent der Aktien, der Rest verteilt sich auf die Sponsoren Audi, Allianz und Adidas.

Fazit: Nur für Fans und Spekulationsfreudige

Neben eingefleischten Fans sind es bei den Aktionären vor allem Spekulanten, die auf Fußball-Aktien setzen. Das klingt negativ, ist es aber nicht. Die Investoren sind sich der Risiken auf diesem besonderen Spielfeld bewusst.

Egal ob Unterhaching oder Juventus: Wer hier zuschlägt, tut dies eher nicht zur Altersvorsorge. Sondern weiß, dass die Anlage sehr spekulativ ist. Für die Vorsorge eignen sich deshalb Aktienfonds besser.

Diese Form der Anlage ist vorrangig für Liebhaber oder für spekulative Anleger.
Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft Deka
Zwei lachende Fußballspieler mit Ball im Gespräch auf einem asphaltierten Fußballplatz. Sie umarmen sich und lachen ausgelassen.
Im Gespräch mit

Dr. Holger Bahr

Leiter Volkswirtschaft der DekaBank

Dr. Holger Bahr leitet seit 2004 die Einheit Volkswirtschaft der DekaBank. Er promovierte zum Thema „Konjunkturelle Gesamtindikatoren“ und ist seit 2014 als Dozent bei der DVFA in Frankfurt und an der Sparkassenakademie Bayern in Landshut tätig.

Herr Dr. Bahr, was unterscheidet Fußball-Aktien von „normalen“ Aktien?

Vielfach werden sich Fans und Vereinsmitglieder die Aktien des eigenen Klubs kaufen. Dadurch ist bei dieser Anlage viel mehr Herzblut im Spiel als bei Aktien klassischer Unternehmen. Der Anlageerfolg steht meist nicht im Vordergrund.

Darüber hinaus ist bei Fußballaktien nicht nur das wirtschaftliche Ergebnis relevant. Der sportliche Erfolg – ebenso wie der Misserfolg – ist laufend sichtbar. Daher ist mit höherer Schwankungsanfälligkeit als bei normalen Aktien zu rechnen.

Hat der Ausgang jedes Spiels Einfluss auf den Aktienwert?

Bei einem Ligaspiel dürfte das selten der Fall sein und im Rahmen der üblichen Volatilität von Aktienwerten liegen. Geht es jedoch um die Qualifikation zu einem geldträchtigen europäischen Wettbewerb oder das Ausscheiden aus diesem, dann kann dies den Kurs beeinflussen. Damit sehen künftige Gewinne des Klubs schließlich anders aus. Ein prominenter Kurstreiber ergibt sich aus Auf- oder Abstieg.

Können Fans über Aktien echten Einfluss ausüben?

Die Möglichkeit der Einflussnahme unterscheidet sich nicht wesentlich von der bei anderen Aktiengesellschaften. Für Vereinsmitglieder ist die Einflussnahme über die Mitgliederversammlung naheliegender.

Für wen kommt ein Investment in Fußball-Aktien in Frage?

Diese Form der Anlage ist vorrangig für Liebhaber oder für spekulative Anleger.

Haben Sie selbst Aktien von Fußball-Vereinen?

Nein. Für meinen Schwiegervater, einen BVB-Fan, wollte ich nach dem Börsengang der Borussia ein effektives Stück als Geschenk erwerben. Das war dann letztlich aber doch unverhältnismäßig teuer.

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