Im Folgenden lernen Sie 5 bekannte Anlagestrategien für die Investition in Aktien kennen. Ob diese für Sie geeignet sind, hängt unter anderem von Ihren Zielen, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Anlagehorizont (der gewünschten Dauer Ihrer Anlage) ab.
Aktienstrategien liegt der Versuch zugrunde, aus Mustern in der Vergangenheit oder aus der aktuellen Situation heraus auf zukünftige Entwicklungen zu schließen – um bei Investitionen dementsprechend planvoll handeln zu können.
Eine kluge Strategie kann die Chancen auf eine vernünftige Rendite bei Aktieninvestments deutlich erhöhen – und gleichzeitig Risiken (etwa über gezieltes Streuen) reduzieren.
Jede Strategie birgt jedoch auch ihre eigenen Risiken: Es gibt keine Garantie dafür, dass sich bisherige Entwicklungen in die Zukunft fortschreiben beziehungsweise bisherige Muster sich in der Zukunft wiederholen werden.
Was es Ihnen bringt, verschiedene Aktienstrategien zu kennen
Ob mit aktiv gemanagten Fonds, passiv gemanagten Exchange Traded Funds (ETFs; auf Deutsch: börsengehandelten Indexfonds), gezielt kombinierten Einzelaktien oder auch mit anderen Wertpapieren: Je besser Sie sich auskennen, desto einfacher wird es Ihnen fallen, die passenden Produkte für Ihre Ziele und Bedürfnisse beziehungsweise Ihren Anlagetyp auszuwählen. Neben der Unterstützung durch Ihren Sparkassen-Berater oder Ihre -Beraterin kann dafür auch die Kenntnis verschiedener Investmentstrategien hilfreich sein.
Das bedeutet nicht, dass diese Strategien stets zum Erfolg führen. Letztlich weiß niemand, was die Zukunft genau bringen wird. Doch indem Sie Anlagestrategien kennenlernen und miteinander vergleichen, können Sie eigene Präferenzen erkennen. Das kann vorteilhaft sein: Wer gezielt einer Strategie folgt, statt immer wieder kurzfristig abzuwägen, welche Option er oder sie gerade bevorzugt, lässt sich beispielsweise weniger leicht zu gefühlsgeleiteten Kurzschlussreaktionen verleiten.
Natürlich sollten Sie keiner Strategie blind folgen. Die Kenntnis von Aktienstrategien kann Ihnen jedoch dabei helfen, einen Überblick über mögliche Vorgehensweisen zu bekommen. Dadurch können Sie auch schneller auf veränderte Marktbedingungen reagieren und gegebenenfalls Ihr Portfolio nachjustieren, wenn das nötig ist. Denn auch das gehört zu einer guten Strategie: Sie lässt sich notfalls immer wieder anpassen.
1. Buy-and-Hold-Strategie
Die Strategie für die langfristige Geldanlage basiert auf der Prämisse, dass die Kurse am Aktienmarkt insgesamt über einen langen Zeitraum tendenziell steigen. Anlegerinnen und Anleger kaufen Aktien oder andere Wertpapiere und halten diese deshalb langfristig. Kurzfristige Wertschwankungen lassen sich so bei einem breit gestreuten Portfolio erfolgreicher Anlagetitel aussitzen. Einzelne Ausreißer sollen sich durch andere erfolgreiche Titel ausgleichen lassen. Dadurch – und durch den langen Anlagezeitraum – wird das Anlagerisiko gesenkt. Erst am Ende des langen Anlagehorizonts wird verkauft. Ziel ist es natürlich, mit dem Investment eine sinnvolle Rendite einzufahren. Für diese Strategie brauchen Sie besonders viel Geduld.
Chancen auf eine Rendite durch Kurssteigerungen und Dividendenausschüttungen
Chancen auf einen Zinseszinseffekt, wenn Sie Dividendenerträge erneut anlegen
Oft geringere Transaktionskosten, da weniger Käufe und Verkäufe getätigt werden
Investoren und Investorinnen müssen nicht täglich ins Depot schauen
Geringerer Zeitaufwand
Das investierte Geld ist lange nicht verfügbar
Sie verpassen gegebenenfalls kurzfristige Gewinnchancen
In schnelllebigen Branchen können die jeweiligen Unternehmen am Ende des Anlagehorizonts möglicherweise nicht mehr relevant sein.
Auch bei langfristiger Investition sind Verluste möglich
2. Dividendenstrategie
Anlegerinnen und Anleger gehen bei dieser Aktienstrategie für die langfristige Geldanlage davon aus, dass Unternehmen, die in der Vergangenheit häufig Dividenden an ihre Aktionäre und Aktionärinnen ausgeschüttet haben, dies auch weiterhin tun. Außerdem spekulieren sie darauf, dass Unternehmen, die ihren Gewinn teilweise ausschütten, generell gut für die Zukunft aufgestellt sind und ihren Investitionsbedarf bereits abgedeckt haben.
Überlegungen dieser Art bringen Anlegerinnen und Anleger, die der Dividendenstrategie folgen, dazu, bevorzugt in Aktien zu investieren, die regelmäßig hohe Dividenden ausschütten. Alternativ kommen beispielsweise auch Dividenden-ETFs in Frage. Ziel der Strategie ist es oft, ein passives Einkommen durch die Dividendenerträge zu erzielen.
Wichtig: Es bringt nichts, Aktien kurz vor der Hauptversammlung zu kaufen, die Dividenden mitzunehmen und danach schnell wieder zu verkaufen. Denn durch den sogenannten Dividendenabschlag fällt der Aktienkurs nach Ausschüttung der Dividende, sodass der Betrag ausgeglichen wird. Sie müssen die Aktien also längerfristig halten. Dividendenausschüttungen in der Vergangenheit lassen außerdem auch hier nicht den Schluss zu, dass die Unternehmen in Zukunft ähnlich verfahren.
Chancen auf eine Rendite durch Kurssteigerungen und Dividendenausschüttungen
Chancen auf Zinseszinseffekt, wenn Sie Dividendenerträge erneut anlegen
Anlegerinnen und Anleger hoffen hier oft auf ein regelmäßiges passives Einkommen durch Dividendenrenditen.
Möglicherweise sind Unternehmen, die regelmäßig Dividenden ausschütten, finanziell stabil aufgestellt.
Dividendenausschüttungen können ausbleiben
Schütten Unternehmen hohe Dividenden aus, kann es sein, dass sie stattdessen weniger in die eigene Weiterentwicklung investieren.
Bei zu starkem Fokus auf Dividendenaktien möglicherweise zu wenig Streuung im Portfolio, da sich Dividendenaktien oft auf bestimmte Branchen beziehen, zum Beispiel Finanzen oder Energie.
Bei fallenden Kursen Verlustrisiko bei Verkauf
3. Wachstumsstrategie (auch: Growth-Strategie)
Diese Strategie für die mittel- bis langfristige Geldanlage fokussiert sich auf Aktien von Unternehmen, denen ein hohes Wachstumspotenzial zugeschrieben wird. Es wird also auf zukünftige Gewinne von Unternehmen spekuliert, auch wenn diese aktuell noch in den Kinderschuhen stecken. Oft handelt es sich um junge Aktiengesellschaften mit zukunftsweisenden Technologien oder Dienstleistungen. Anlegerinnen und Anleger trauen es sich zu, den zukünftigen Erfolg dieser Unternehmen richtig einschätzen zu können.
Haben sie Recht und der Kurs steigt, können sie unter Umständen mit einer hohen Rendite verkaufen. Liegen sie falsch, sind bei Kursabsturz hohe Verluste möglich. Eine Dividendenrendite gibt es eher selten, weil diese Art von Unternehmen ins eigene Wachstum investieren muss. Möglicherweise wird der Kurs dadurch in die Höhe getrieben, dass zahlreiche Investierende ein hohes Wachstumspotenzial erwarten. Bewahrheitet sich das nicht, kann er rasch und stark fallen. Für diese Strategie sind gute Markt- und Branchenkenntnisse notwendig.
Chancen auf eine überdurchschnittliche Rendite durch Kurssteigerungen (Fokus nicht auf Dividendenerträgen)
Weil oft in Aktien von Unternehmen mit zukunftsweisenden Technologien oder Dienstleistungen investiert wird, kann auch schon eine mittelfristige Investition durch schnelles Wachstum ertragreich sein.
Hohes Risiko, weil die Unternehmen in der Regel noch am Anfang stehen
Möglicherweise sind die Aktien überbewertet, weil die Kurse durch zahlreiche Anlegende getrieben werden, die darin ein Wachstumspotenzial sehen.
Häufig unterliegen Wachstumsaktien starken Marktschwankungen.
Das Wachstumspotenzial muss immer wieder neu überprüft werden, was zeitaufwendig sein kann.
Hohe Verluste sind möglich, wenn sich die Wachstumsprognosen als falsch herausstellen.
4. Value-Strategie (auch: Value Investing)
Bei der durch die Investorenlegenden Benjamin Graham und Warren Buffett berühmt gewordenen Strategie für die langfristige Geldanlage suchen Anlegerinnen und Anleger gezielt nach Aktien, die unterbewertet sind – also solchen, deren Marktpreis derzeit unter dem tatsächlichen Wert des Unternehmens liegt. Zeigt sich dann der wahre Wert und die Kurse steigen, lassen sich bei Verkauf attraktive Renditen erzielen.
Im Unterschied zu den Growth-Aktien bei der Wachstumsstrategie handelt es sich bei den Value-Aktien häufig um bereits etablierte Unternehmen. Möglichweise schütten sie regelmäßig Dividenden aus. Die Aktionärinnen und Aktionäre legen den Fokus auch nicht auf die Vorhersage möglicher zukünftiger Gewinne – etwa aufgrund einer bestimmten Ausrichtung der Unternehmen –, sondern prüfen für ihre Einschätzung vielmehr, was die jeweiligen Unternehmen bereits erreicht haben. Es kann unterschiedliche Gründe geben, warum die Aktien zum Kaufzeitpunkt unterbewertet sind, beispielsweise ein Unternehmensskandal oder einfach ein momentan fehlender Trend.
Mit speziellen aktiv gemanagten Fonds oder passiv gemanagten ETFs, die solche potenziellen Value-Aktien bündeln, ist es möglich zu streuen. Damit können Sie Ihr Anlagerisiko gegenüber dem Kauf von Einzelaktien reduzieren. Für die Value-Strategie ist in der Regel viel Geduld nötig.
Chancen auf eine überdurchschnittliche Rendite durch Kurssteigerungen und Chancen auf eine Dividendenrendite
Chancen auf Zinseszinseffekt, wenn Sie Dividendenerträge erneut anlegen
Möglicherweise sind Value-Aktien in Krisenzeiten resistenter, weil sie weniger spekulativ und stabiler bewertet sind.
Besonders hohe Herausforderung, den passenden Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt abzupassen
Verlustrisiko bei Fehleinschätzung
Möglicherweise zu wenig Streuung im Portfolio, da sich Value-Aktien oft auf bestimmte Branchen konzentrieren
5. Momentum-Strategie
Anlegerinnen und Anleger, die diese Strategie für die kurz- bis mittelfristige Geldanlage verfolgen, kaufen Aktien, die in der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart eine stabile Kursentwicklung gezeigt haben. Sie tun dies in der Hoffnung, dass sich der Trend fortsetzt. Hintergrund ist also die statistische Annahme, dass eine begonnene Entwicklung mit einer entsprechenden Wahrscheinlichkeit in der Zukunft Bestand hat. Sobald sich der Trend abschwächt, werden die Titel verkauft.
Die Aktien werden unter Umständen auch nur kurz gehalten. Ein Risiko besteht darin, dass sich der Markt nach dem Kauf der durch die gute Performance teuren Wertpapiere dreht. Dann kommt es bei Verkauf zu Verlusten. Grundsätzlich kann eine frühere Entwicklung keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.
In entsprechenden Marktphasen sind bei gezielter Auswahl hohe Renditen möglich.
Eine bisherige gute Performance ist ein Auswahlkriterium, das auch Investierende ohne große Marktkenntnisse anwenden können.
Flexible Strategie, die zulässt, dass sich Investoren und Investorinnen schnell an wandelnde Marktbedingungen anpassen
Hohes Verlustrisiko, wenn sich der Trend umkehrt
Risiko bei schlechten Marktnachrichten vorschnell zu reagieren
Höhere Transaktionskosten, da oft viele Käufe und Verkäufe getätigt werden
Notwendigkeit ständig informiert zu sein, dadurch hoher Zeitaufwand
Möglichkeiten für Aktienanfänger und -anfängerinnen
Eine stringente und passende Strategie kann die Chancen auf Erfolg an der Börse deutlich verbessern. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie als eher unerfahrener Anleger oder unerfahrene Anlegerin nicht von diesen Chancen profitieren können. Eine Möglichkeit für alle, die sich nicht selbst mit dem Thema Anlagestrategie auseinandersetzen wollen, sind Fonds. Dabei übernimmt ein professionelles Fondsmanagement die Auswahl der Titel für Sie und kann jederzeit entsprechend nachjustieren. Da Fonds stets in mehrere Titel investieren, erreichen Sie gegenüber der Investition in Einzelaktien bereits eine erste Streuung: Das reduziert Ihr Verlustrisiko.