Eine Frau und ein Mann in gelber Arbeitsbekleidung besprechen einen Bauplan. Im Hintergrund ist ein weiterer Mann in gelber Arbeitskleidung telefonierend zu erkennen.

Crowdinvesting in Immobilien – Chancen & Risiken

Immobilieninvestments
Angesichts niedriger Zinsen suchen viele Anleger nach Alternativen zu Sparbuch, Festgeld & Co. Crowdinvesting-Plattformen für Immobilien versprechen privaten Investoren derzeit hohe Renditen. Was sollten Investoren beachten und wo liegen möglicherweise Risiken? Wir fragen den Finanzexperten Stefan Loipfinger.

Das Prinzip ist einfach: Viele unterschiedliche Anleger finanzieren gemeinsam ein Immobilienprojekt. Das kann die Sanierung eines großen Mehrfamilienhauses sein oder auch der Neubau einer Wohnanlage. Das Geld wird über eine Crowdinvesting-Plattform eingesammelt. Ist das Projekt abgeschlossen, bekommen die Investoren ihr Kapital zurück – plus respektable Zinsen. Wenn, ja wenn alles gut läuft.

Zwei Sprechblasen, die gegeneinander stehen
Interview mit

Stefan Loipfinger

Finanzexperte

Stefan Loipfinger ist Gründer von investmentcheck.de. Dieses Portal setzt sich für Transparenz bei außerbörslichen Vermögensanlagen ein. Kürzlich erschien sein Buch „Achtung, Anlegerfallen!“, das sich auch näher mit Schwarmfinanzierungen beschäftigt

Herr Loipfinger, wie funktioniert Crowdinvesting in Immobilien?

Diese im Vermögensanlagegesetz geregelte Anlagemöglichkeit erfolgt immer online. Der Anleger gibt ein paar persönliche Daten und die Höhe seines Investments auf der Crowdinvesting-Plattform ein. Meist findet er schon Sekunden später die Bestätigung seiner Geldanlage in seinem Postfach. Der besondere Reiz liegt auch in den geringen Einstiegssummen, die häufig schon ab 50 Euro möglich sind.

Die Renditen klingen sehr verlockend. Würden Sie zugreifen?

In sehr viele der Angebote würde ich auf keinen Fall investieren. Die Renditen von vier, fünf oder vielleicht sechs Prozent klingen im Vergleich zu anderen Anlagen zwar verlockend. Allerdings müssen damit auch sehr hohe Risiken bezahlt werden. Und genau hier liegt die Gefahr.

Wo liegen die Risiken?

Ganz entscheidend ist die Nachrangigkeit. Crowd-Kapital hat ein ähnliches Risiko wie Eigenkapital. Wenn irgendetwas bei dem Projekt schiefläuft, müssen sich Anleger, die sich über eine Crowdinvesting-Plattform an der Finanzierung beteiligt haben, in der oft langen Schlange der Gläubiger hinten anstellen. Eben wegen dieser Nachrangigkeit.

Kleinanleger werden also im Fall einer Insolvenz erst nach allen anderen Gläubigern entschädigt. Meist gehen sie dann leer aus.

Wann würden Sie einem Anleger zuraten?

Die gesamte Finanzierungsstruktur sollte sehr genau geprüft werden. Wie hoch ist der Anteil von Bankkrediten, Crowd-Kapital und echtem Eigenkapital? Wenn weniger als zehn Prozent Eigenkapital hinter dem Geld der Schwarmfinanzierer steht, gibt es im Krisenfall im Grunde keinerlei Puffer mehr.

Woran erkennt man eine seriöse Crowdinvesting-Plattform?

Ein Anleger benötigt für seine Entscheidung immer alle relevanten Informationen. Dazu zählen neben dem Vermögensanlageninformationsblatt ein aktueller Jahresabschluss des Emittenten, eine konkrete Projektplanung und eine ausführliche Beschreibung der Risiken. Eine Plattform, die nicht alle wichtigen Informationen automatisch liefert, kann getrost weggeklickt werden.

Kann das investierte Geld auch komplett weg sein?

Ja, denn Crowdinvesting ist eine sehr riskante Anlageform. Sollte während der geplanten Laufzeit eines Crowdinvestments bei der Umsetzung des Projektes etwas nicht plangemäß verlaufen oder vielleicht der Verkauf ins Stocken geraten, ist die Wahrscheinlichkeit, das investierte Geld nie wieder zu sehen, sehr hoch.

Wie sind die Einlagen geschützt?

Gar nicht. Es gibt keinerlei Einlagensicherung oder Ähnliches.

Worauf sollten Anleger achten, wenn sie sich für Crowdinvesting in Immobilien entscheiden?

Ganz wichtig ist eine breite Streuung auf verschiedene Plattformen und Projekte. Insgesamt sollten die Crowdinvestments keinesfalls mehr als zehn Prozent des gesamten liquiden Vermögens ausmachen. Totalausfälle sind möglich und sollten auch verkraftbar sein.

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