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Fahrer mit Mütze und Warnweste, der sich an einen LKW lehnt.

So optimieren Sie Ihr Supply-Chain-Management

Lieferketten krisensicher aufstellen
Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und stark steigende CO2-Kosten tragen unter anderem dazu bei, dass die weltweiten Lieferketten unsicherer und teurer werden. Aber Unternehmen können mit verschiedenen Strategien die Widerstandsfähigkeit ihrer (gestörten) Lieferketten stärken. Unsere Tipps helfen Ihnen, Risiken in Ihrem Supply-Chain-Management erfolgreich zu verringern.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie krisenanfällig und verwundbar die globale, arbeitsteilige Wirtschaft ist. Überall gab es Störungen in den Lieferketten. Als zuerst China, später Europa und Nordamerika ihre Grenzen schlossen, stockte der internationale Handels- und Warenverkehr, und die Frachtraten für Container vervielfachten sich.

Engpässe in den Supply Chains führten zu Produktionsproblemen und bremsten die wirtschaftliche Erholung von Unternehmen. Die Botschaft ist dabei klar geworden: Neben einem akuten Krisenmanagement gilt es, die Lieferketten durch Optimierung so aufzustellen, dass sie bei künftigen Krisen weniger anfällig sind.

Das Wichtigste in Kürze:
  • Unternehmen sollten ihre Lieferanten für sämtliche Projekte mit wenigen Klicks visualisieren können.

  • Smart Data kann helfen, geschäftskritische Risiken und deren Auswirkungen auf die Lieferketten kontinuierlich zu überwachen.

  • Zulieferer in unterschiedlichen Regionen zu haben, reduziert das Risiko von Komplettausfällen in der Supply Chain. Der EuropaService der Sparkassen hilft bei der Suche nach Geschäftspartnern im Ausland.

Dass sich Containerpreise innerhalb von Wochen verfünffachen könnten, hätte ich mir nie träumen lassen.
Jan Philippi, Unternehmer
Hafenarbeiter mit Helm und Lärmschutzkopfhörern steht vor Containertürmen und schaut nach oben

In Krisenzeiten

Die Handlungsfähigkeit von Einkauf und Supply-Chain-Management (SCM) ist entscheidend für den Geschäftserfolg von produzierenden Unternehmen – während und nach der Coronakrise und des Ukraine-Krieges: Sie müssen die Versorgung sichern und damit die Arbeitsfähigkeit aufrechterhalten.

Einkauf und Lieferkettenmanagement sind Frühwarnindikatoren für Krisen. Mit jedem neuen Krisenherd wächst die Zahl der Unternehmen, die mit Störungen in der Lieferkette umgehen müssen: „Durch die Störung der Lieferketten ist nichts mehr sicher“, erklärt Jan Philippi, Eigentümer des gleichnamigen Design-Labels. „Dass sich Containerpreise innerhalb von Wochen verfünffachen könnten, hätte ich mir nie träumen lassen. Wann kommt die bestellte Ware, in welcher Qualität wird sie geliefert, zu welchem Preis kann ich nachbestellen? Die Beschaffung wurde zum Lotteriespiel.“

Lieferketten auf dem Prüfstand

Um Lieferkettenunterbrechungen zu vermeiden, haben 13 Prozent befragter Unternehmen Zulieferteile selbst hergestellt. 38 Prozent der Industriefirmen sortierten beispielsweise bestehende Lieferanten um, so das Ifo-Zentrum für Außenwirtschaft  in einer Studie vom November 2022. „Jedes dritte Unternehmen hat bereits neue oder zusätzliche Lieferanten für benötigte Rohstoffe, Vorprodukte oder Waren gefunden“, analysiert Carolin Herweg, Referatsleiterin Internationale Konjunktur bei der DIHK (Deutsche Industrie- und Handelskammer). Weitere 30 Prozent seien noch auf der Suche.

Das Unternehmen Philippi hat während der Corona-Pandemie Container aus China per Bahn statt per Schiff verladen lassen. „Zusätzlich haben wir die Produktion diverser Artikel von China nach Indien verlagert“, erläutert der Eigentümer. „Zurzeit sehen wir uns wieder stärker in Europa um. Welche Produktionsstätten gibt es beispielsweise in Osteuropa und was könnten wir dort fertigen lassen.“

„Neben der Überprüfung von Lieferketten und Standorten ergreifen die Unternehmen noch weitere Maßnahmen zur Stabilisierung ihrer Geschäfte: 41 Prozent geben an, den hohen Kostendruck bereits an die Kundschaft weitergegeben zu haben, weitere 34 Prozent planen noch Preiserhöhungen“, prognostiziert Herweg. Die Inflation bleibt auch 2023 ein weltweit prägendes Thema.

5 Schritte zum krisenfesten Lieferkettenmanagement

Interdisziplinär arbeiten

In der Coronakrise haben viele Unternehmen Taskforces ins Leben gerufen und die damit verbundene schnelle Entscheidungsfindung schätzen gelernt. Vertreterinnen und Vertreter aller Abteilungen stimmen sich in kurzen Intervallen ab. Der Bereich Lieferkettenmanagement spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wichtig ist nicht nur die interdisziplinäre Zusammenarbeit, sondern auch Agilität: Was am Vortag sinnvoll erschien, ist einen Tag später möglicherweise schon wieder überholt.

Diese in der Krise gezeigte Lern- und Anpassungsfähigkeit wird auch nach der Pandemie helfen, wenn es gelingt, diesen Schwung mitzunehmen. Digitale Kollaborationsplattformen können dabei unterstützen.

Transparenz schaffen

Unternehmen sollten ihre Lieferanten für sämtliche Projekte im Blick haben und sie mit wenigen Klicks visualisieren können. Oft liegen die Daten aber in verschiedenen technischen Systemen – mit jeweils unterschiedlichen Datenhoheiten.

Investitionen in die Harmonisierung von Daten zahlen sich schnell aus. Mit Process Mining lassen sich komplexe Verbindungen und Prozessverläufe in den Lieferketten transparent darstellen – so wie sie tatsächlich ablaufen und wie sie idealerweise ablaufen sollten. Dieser Vergleich ermöglicht es, Optimierungspotenziale entlang der gesamten Lieferkette aufzudecken und SCM-Prozesse anzupassen.

Risiken früh erkennen

Geschäftskritische Risiken und deren Auswirkungen auf die Lieferkette sollten kontinuierlich überwacht werden. Dafür braucht es ein Risikomanagement, das im besten Fall auch auf Smart Data aus externen Quellen zurückgreift. Dazu können Wetterdaten ebenso gehören wie Streikankündigungen, Hinweise auf politische Konflikte – oder eben Informationen über die Ausbreitung von Virusinfektionen.

Genauso wichtig sind Informationen über die Lieferanten und das Transportmanagement. Digitale Lösungen helfen Firmen dabei, besser mit Lieferanten und Logistikpartnern zusammenzuarbeiten. Dadurch können die Partner wiederum effizienter planen und Informationen über mögliche Engpässe frühzeitig an ihre Kundinnen und Kunden übermitteln.

Die Blockchain-Technologie, eine Art dezentrales Logbuch für Daten, kann unter Umständen viele Vorteile für die Überwachung von Lieferketten bieten: Daten werden verifizierbar übermittelt und aktuell und sicher vorgehalten.

Lieferanten diversifizieren

Was für die Produktion von Atemschutzmasken und für Grundstoffe für Medikamente gilt, gilt auch für andere Güter: Das Outsourcing ganzer Produktionsbereiche nach Asien hat europäische Firmen in Zeiten von Corona verwundbar gemacht. Keine gute Idee, nur auf einen Lieferanten zu setzen oder nur mit Lieferanten aus einer Region zusammenzuarbeiten. Nicht nur Epidemien und Kriege, sondern auch Naturkatastrophen oder die Änderung von politischen oder gesetzlichen Rahmenbedingungen können schnell zu Störungen in der Lieferkette führen.

Unternehmen sollten ihre Lieferanten also diversifizieren, um das Risiko zu streuen. Dann wirken sich Erschütterungen in einzelnen Liefermärkten weniger gravierend aus. Daher steht nun bei vielen Unternehmen mit globalen Lieferketten weit oben auf der Agenda, Kapazitäten im heimischen Markt beziehungsweise in der Europäischen Union (EU) neu oder wieder aufzubauen.

Sowohl in Europa als auch in gut 30 anderen Ländern kann der EuropaService  der Sparkassen-Finanzgruppe weiterhelfen. Im Rahmen seines Kooperationsservices  bietet er Sparkassen-Firmenkunden und -Firmenkundinnen die Unterstützung bei der Suche nach Geschäftspartnern im Ausland an. Das erleichtert ihnen die Diversifizierung ihrer Lieferanten.  

Compliance-Risiken im Blick behalten

Auch wenn viele Entscheidungen in der Krise besonders schnell getroffen werden müssen, sollten Sie Ihre Firma keinen neuen Compliance-Risiken aussetzen, etwa in Hinblick auf Korruption, Embargos oder die Verletzung von Menschenrechten.

Die Überwachung auch neuer Lieferanten ist daher zentral. Die Auslagerung bestimmter Prüf- und Kontrollaufgaben an einen Dienstleister kann hier helfen. Bestimmte Schritte im SCM lassen sich auch automatisieren.

Blick in eine Regalflucht in einem großen Lagerhaus

Das neue Lieferkettengesetz

Seit dem 1. Januar 2023 müssen deutsche Firmen mit mindestens 3.000 in Deutschland Beschäftigten ihre weltweiten Zulieferer strenger überwachen. Ab 2024 sollen die Vorgaben auch für Firmen ab 1.000 Beschäftigten gelten. Mit dem neuen Lieferkettengesetz sollen Missstände wie Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Umweltzerstörung eingedämmt werden. Bei Verfehlungen drohen Bußgelder von bis zu zwei Prozent des jährlichen Umsatzes. Laut einer Umfrage des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik sind die meisten Betriebe in Deutschland allerdings nur mittelmäßig bis schlecht auf das seit 1. Januar geltende Gesetz eingestellt:

„Angesichts von drohenden Bußgeldern und Sanktionen verwundert es, dass Unternehmen, die bis zu 20.000 oder gar mehr Lieferanten beschäftigen, glauben, die Masse der anfallenden Daten und Informationen entlang der eigenen Lieferketten allein manuell erfassen, auswerten und berichten zu können“, erklärt osapiens-Gründer Stefan Wawrzinek. Das Start-up hat eine Softwarelösung entwickelt, die in der Lage ist, alle Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu sammeln – vom Rohmaterial über das fertige Produkt bis zum Verkauf an den Endkunden. Erfasst werden außerdem Ereignisse außerhalb des Produktionsprozesses.

Arbeitsteilung bleibt das überlegene ökonomische Prinzip.
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank
Interview mit

Joachim Schallmayer

Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank

Herr Dr. Kater, verabschieden sich Unternehmen von globalen Lieferketten?

Arbeitsteilung bleibt das überlegene ökonomische Prinzip. Je nach Branche werden die Lieferketten in der Tendenz wohl etwas verkürzt werden. Doch der Versuch, sich durch einen Komplettumbau der Lieferketten auf aktuelle Krisen vorbereiten zu wollen, hätte nicht akzeptable Kosten und Produktivitätseinbußen zur Folge.

Hat Corona protektionistische Tendenzen verstärkt?

Grundsätzlich sollte die Pandemie nicht als Brandbeschleuniger für Protektionismus missbraucht werden. Ein konstruktiver globaler Geist würde im Gegenteil bei der Bewältigung der Krise helfen.

Doch ich vermute einen stärkeren Trend zum Regionalismus, der schon vor der Ausbreitung des Coronavirus angelegt war. Die drei großen Wirtschaftsräume Asien, Europa und Amerika könnten auch im Hinblick auf die Lieferketten regionale Schwerpunkte setzen.

Welche Chancen bietet Digitalisierung im Supply-Chain-Management?

Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass die Digitalisierung der Volkswirtschaften durch die Coronakrise einen Schub bekommen hat. Eines der bekannten Gesichter der Digitalisierung, der 3-D-Drucker, dürfte eine große Rolle für die Lieferketten und SCM spielen.

Tatsächlich bietet sich für Hochlohnländer wie jene in Europa nun wieder eine Möglichkeit, die Produktion von Vorprodukten selbst zu übernehmen, also die eigene Wertschöpfung zu erhöhen und die Abhängigkeit von Lieferketten zu verringern.

Was hilft noch dabei, Lieferketten krisenfest zu machen?

Die scheinbar einfache Antwort lautet: Lagerhaltung. Aber genau das kostet Geld, das wir bis zuletzt mit der Just-in-time-Produktion sparen wollten. Es wird also zwischen den Risiken abreißender Lieferketten und den Kosten der zusätzlichen Lagerhaltung abzuwägen sein. Sicherlich wird auch helfen, mehr Lieferanten als bisher zu suchen, also durch Streuung, auch im regionalen Sinne, die Risiken beeinträchtigter Lieferketten zu verringern.

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Häufige Fragen zum Supply-Chain-Management

Unter Supply-Chain-Management wird der Aufbau und die Verwaltung von Logistikprozessen entlang der gesamten Lieferkette (Supply Chain) eines Unternehmens verstanden. Darunter fallen alle Stufen von der Rohstoffgewinnung bis zur Auslieferung eines Produkts an den Endkunden oder die Endkundin.

Damit das SCM gut funktioniert, braucht es einen transparenten Informationsfluss zwischen allen Beteiligten und einen möglichst hohen Grad an Vernetzung. Digitale Lösungen können die Integration fördern, Prozesse verschlanken und die Reaktionsfähigkeit des Unternehmens bei Störungen in der Lieferkette erhöhen.

Supply-Chain-Manager und -Managerinnen verfolgen das Ziel, die Leistungsfähigkeit der Lieferkette im Verhältnis zu den eingesetzten Kosten zu optimieren, zum Beispiel durch:

  • Senkung der Kosten für Material oder Lagerhalterung,
  • Verkürzung von Produktions- oder Lieferzeiten,
  • Einsatz digitaler Technologien – beispielsweise bei der Nachverfolgung von Waren,
  • Verbesserung der Produktqualität.

Supply-Chain-Management trägt dazu bei, dass Unternehmen Waren termingerecht und zur Zufriedenheit ihrer Kundinnen und Kunden produzieren (lassen) und ausliefern können. SCM ist also ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit. Je größer das Unternehmen und je komplexer der Beschaffungs- oder Herstellungsprozess ist, desto wichtiger wird das effiziente Management aller Prozesse entlang der gesamten Supply Chain.

Logistiker und Logistikerinnen sind dafür da, dass Rohstoffe und Waren reibungslos ihren Weg zu ihrem Bestimmungsort finden. Nach der sogenannten „Seven-Rights-Definition“ des US-amerikanischen Eisenbahn-Transport-Experten E. Grosvenor Plowman stellt Logistik sicher, dass

  • das richtige Gut
  • in der richtigen Menge
  • im richtigen Zustand
  • am richtigen Ort
  • zur richtigen Zeit
  • für den richtigen Kunden oder die richtige Kundin
  • zu den richtigen Kosten

verfügbar ist.

Experten und Expertinnen für Supply-Chain-Management haben noch stärker den Gesamtprozess im Blick. Was lässt sich in der Wertschöpfungskette optimieren? Welche Fehler tauchen gehäuft auf? In welche digitalen Systeme sollte investiert werden?

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