Ein Arbeitszeitkonto erfasst die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden von Beschäftigten. Diese können Mehr- und Minderstunden später durch Freizeit oder zusätzliche Arbeit ausgleichen.
Unabhängig von Auftragsschwankungen, Überstunden oder Fehlzeiten bleibt das monatliche Entgelt konstant.
Das Konto kann sowohl für kurze Zeiträume, wie bei Gleitzeit oder Überstunden, als auch für längere Planungen, als Lebensarbeitszeitkonto, genutzt werden.
Das Arbeitszeitkonto schafft Flexibilität für Beschäftigte und Unternehmen
Ein Arbeitszeitkonto (Abkürzung: Azk) hilft Unternehmen dabei, flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen und zu steuern. Anstelle einer festen Wochenarbeitszeit sammelt jede beschäftigte Person flexibel Stunden auf einem eigenen Konto. Überstunden und Fehlzeiten kann sie selbstständig ausgleichen. So können Unternehmen das Arbeitsvolumen ihrer Belegschaft mit den vertraglich vereinbarten Stunden in Einklang bringen – und Beschäftigte erhalten ihr festes Entgelt, auch wenn sie in einem Monat mal mehr oder weniger arbeiten.
Die Zeitkonten funktionieren dabei im Prinzip wie Girokonten – aber mit Arbeitszeit statt Geld. Mal ein paar Stunden länger geschuftet? Pling – aufs Konto damit. Früher in den Feierabend? Pling – Abhebung erfolgt. Das Arbeitszeitkonto führt Buch über das persönliche Stunden-Vermögen. Sogenannte Kurzzeitkonten, wie Überstundenkonten, Gleitzeitkonten, Ampelkonten oder Zeitwertkonten, eignen sich dabei für Jahresplanungen. Langzeitkonten, auch Lebensarbeitszeitkonten genannt, dienen dagegen der längerfristigen Planung.
Arbeitszeiterfassung und Arbeitszeitkonten
Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten zu erfassen. Diese Pflicht ergibt sich aus einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) und einer Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) zum Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass die tägliche Arbeitszeit, Pausen und Überstunden dokumentiert werden, um die gesetzlichen Höchstarbeitszeiten einzuhalten.
Arbeitszeitkonten unterstützen diese Erfassung – Unternehmen sind aber nicht verpflichtet, ein Zeitkonto einzurichten. Ob Beschäftigte diese Form nutzen können, hängt vom individuellen Arbeitsvertrag, einer Betriebsvereinbarung oder einem Tarifvertrag ab. Ein Arbeitszeitkonto bietet jedoch Vorteile, da es einen flexiblen Ausgleich von Überstunden und Fehlzeiten ermöglicht.
Die Arten von Arbeitszeitkonten im Überblick
Kurzzeitkonten
Sie erfassen die Arbeitsstunden über einen begrenzten Zeitraum. In der Regel müssen Plus- oder Minusstunden innerhalb eines Jahres oder bis zum Jahresende ausgeglichen werden. Dies ist besonders geeignet, um saisonale Schwankungen oder kurzfristige Auftragsspitzen auszugleichen.
Überstundenkonto
Es ist die einfachste Form des Kurzzeitkontos: Hier werden Mehr- oder Minderarbeitsstunden erfasst, ohne dass damit automatisch flexible Arbeitszeiten verbunden sind.
einfache Handhabung
klare Übersicht über die geleistete Mehrarbeit
wenig flexibel
zu viele Überstunden könnten angehäuft werden
Gleitzeitkonto
Bei Gleitzeit gibt es in der Regel eine Kernarbeitszeit, in der die Angestellten anwesend sein müssen. Die Arbeitszeiten um diese Kernzeit herum können flexibel gestaltet werden.
hohe Flexibilität für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
bessere Work-Life-Balance
komplexere Verwaltung
mögliche Konflikte beim Abstimmen von Anwesenheitszeiten
Ampelkonto
Es arbeitet mit einem Farbsystem, das Unternehmen und Angestellten einen schnellen Überblick über den aktuellen Saldo der vertraglich vereinbarten Stunden ermöglicht.
schnelle visuelle Erfassung der Arbeitszeitlage
Probleme frühzeitige erkennbar
zusätzlicher Verwaltungsaufwand
mögliche psychologische Belastung durch ständige „Ampelkontrolle“
Zeitwertkonto
In einem Zeitwertkonto werden Arbeitsstunden in Geldwerte umgerechnet und – beispielsweise für die Rente – angespart.
angespartes Guthaben ist flexibel einsetzbar
langfristig planbar
komplexe steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Aspekte
Risiko bei Insolvenz des Arbeitgebers
Langzeitkonten/Lebensarbeitszeitkonten
Langzeitkonten haben eine Laufzeit von mehr als einem Jahr. Sie ermöglichen es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, über lange Zeiträume hinweg Arbeitsstunden anzusparen.
längere Auszeiten (etwa Sabbaticals) können angespart werden
flexibler Übergang in den Ruhestand möglich
komplexe rechtliche und steuerliche Regelungen
hoher Verwaltungsaufwand
Risiko bei Arbeitgeberwechsel oder Insolvenz
Rechtliche Grundlagen
Ein Zeitkonto muss vertraglich klar geregelt sein. Grundlage dafür ist eine individuelle Vereinbarung, ein Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung. Dabei müssen Unternehmen die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) einhalten, das tägliche Höchstarbeitszeiten, Ruhezeiten und Pausen vorschreibt. Zusätzlich spielen das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) sowie arbeitsvertragliche Regelungen eine Rolle.
Wichtige Punkte, die bei der Einführung eines Arbeitszeitkontos geregelt werden sollten, sind:
- Ausgleichszeitraum: Es muss festgelegt werden, wie lange Beschäftigte Zeit haben, Überstunden abzubauen oder Fehlstunden nachzuarbeiten. Bei Kurzzeitkonten liegt der Zeitraum oft bei einigen Monaten bis zu einem Jahr, bei Langzeitkonten kann er sich über mehrere Jahre erstrecken.
- Obergrenzen für Zeitguthaben und -schulden: Zeitkonten müssen klare Grenzen für Plus- und Minusstunden vorsehen. Dies schützt sowohl Beschäftigte vor Überlastung als auch Arbeitgeber vor unkontrollierten Fehlzeiten.
- Regelungen bei Vertragsende (Guthaben oder Schulden): Paragraph 611 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) bildet die Grundlage für den Arbeitsvertrag und erlaubt es, Zeitguthaben bei Vertragsende auszuzahlen oder in Freizeit abzugelten. Minusstunden können nach vorheriger Vereinbarung ausgeglichen werden.
- Verfahren zum Abbau von Zeitguthaben: Das Gesetz erlaubt flexible Regelungen, um Zeitguthaben abzubauen, solange die gesetzlichen Arbeitszeitgrenzen eingehalten werden. Mögliche Optionen sind freie Tage, Gleitzeit, Teilzeitarbeit oder längere Auszeiten. Arbeitgeber müssen dabei stets die Vorgaben zu Höchstarbeitszeiten und Ruhezeiten einhalten.
Von einer transparenten und rechtssicheren Regelung profitieren beide Seiten: Unternehmen können die Kapazitäten ihrer Mitarbeitenden besser planen, während Beschäftigte mehr Freiraum für ihre persönliche Work-Life-Balance gewinnen.
Tools zur Verwaltung von Arbeitszeitkonten
Viele Unternehmen nutzen digitale Hilfsmittel, um ihre Arbeitsabläufe zu modernisieren – insbesondere, um Arbeitszeiten leichter zu erfassen und zu verarbeiten. Diese Systeme helfen dabei, geleistete Stunden, Pausen und Überstunden genau zu erfassen – oft per App, am PC oder an einem speziellen Terminal. Sie rechnen Zeitguthaben, Minusstunden und Ausgleichszeiträume automatisch aus. Das spart Zeit und verhindert Fehler, die bei der manuellen Erfassung schnell passieren können. Beispiele sind Lösungen wie TimeTac, Clockodo oder Personio.
- Ein großer Vorteil der Tools ist die Transparenz. Beschäftigte können jederzeit prüfen, wie viele Stunden sie angesammelt haben oder noch ausgleichen müssen – über benutzerfreundliche Dashboards oder Apps, die den Zugriff auch von unterwegs ermöglichen. Unternehmen können die Systeme zudem meist direkt mit Lohnabrechnungs- oder HR-Programmen wie SAP, DATEV oder Lexware verknüpfen. So laufen Prozesse reibungslos, und alle Daten bleiben einheitlich.
- Digitale Tools helfen außerdem, die gesetzlichen Vorgaben des § 16 ArbZG zu erfüllen. Sie erfassen Arbeitszeiten lückenlos und sorgen so für Rechtssicherheit. Unternehmen können die Systeme flexibel anpassen, um Modelle wie Gleitzeit oder klare Obergrenzen für Überstunden einzurichten. Auch individuelle Ausgleichszeiträume lassen sich leicht festlegen.
Einige Anbieter stellen Basisversionen für kleine Teams kostenlos zur Verfügung. Diese Lösungen bieten oft nur eingeschränkte Funktionen, sind aber ein guter Einstieg für kleinere Betriebe. Wer mehr Funktionen benötigt, kann auf kostenpflichtige Abomodelle umsteigen. Hier zahlen Unternehmen meist einen festen Betrag pro Person und Monat. Je nach Anbieter und Funktionsumfang liegen die Kosten in der Regel zwischen 2 und 10 Euro pro Monat und nutzender Person.
Einen Überblick über weitere digitale Arbeitshilfen finden Sie in unserem Beitrag rund um das Digitalisieren von Arbeitsabläufen. Sie möchten mit einer eigenen Geschäftsidee durchstarten und ein Unternehmen neu gründen? Hier finden Sie wertvolle Tipps zur Existenzgründung.
Zeitkonten erleichtern den Alltag im Job
Ein Arbeitszeitkonto bietet sowohl für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch für Unternehmen zahlreiche Vorteile. Beschäftigte können ihre Arbeitszeit besser an persönliche Bedürfnisse anpassen, während Unternehmen Auftragsschwankungen leichter abfedern können. Damit das Konto reibungslos funktioniert, braucht es klare Regeln. Dazu gehören feste Ausgleichszeiträume, Grenzen für Plus- und Minusstunden sowie transparente Vereinbarungen. Richtig umgesetzt sorgt das Zeitkonto für mehr Planungssicherheit, Zufriedenheit und eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Freizeit.
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Die wichtigsten Fragen zum Arbeitszeitkonto
2Ist der Arbeitgeber verpflichtet, ein Arbeitszeitkonto zu führen?
Nein, der Arbeitgeber muss kein Arbeitszeitkonto einrichten. Er
ist aber nach § 16 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) verpflichtet, die Arbeitszeit zu
erfassen. Ein Arbeitszeitkonto ist ein freiwilliges Instrument, das beide
Seiten flexibler arbeiten lässt. Die Regelung erfolgt meist im Arbeitsvertrag,
in einer Betriebsvereinbarung oder einem Tarifvertrag.
3Wann muss das Arbeitszeitkonto ausgeglichen werden?
Der Ausgleich richtet sich nach dem vereinbarten Modell ab. Bei Kurzzeitkonten müssen Plus- oder Minusstunden meist innerhalb weniger Monate oder bis zu einem Jahr ausgeglichen werden. Bei Langzeitkonten kann der Zeitraum auch mehrere Jahre betragen.
4Wer darf das Arbeitszeitkonto einsehen?
Sowohl die beschäftigte Person als auch der Arbeitgeber dürfen das
Arbeitszeitkonto einsehen. Beschäftigte haben jederzeit das Recht, ihren Kontostand
zu prüfen. Der Arbeitgeber kontrolliert den Stand der Stunden, um gesetzliche
Vorgaben zur Arbeitszeit einzuhalten.
5Wie funktioniert ein Arbeitszeitkonto?
Ein Arbeitszeitkonto vergleicht die tatsächlich geleistete Arbeitszeit mit der vereinbarten Sollarbeitszeit. Bei Plusstunden arbeitet die beschäftigte Person mehr als vertraglich vereinbart, bei Minusstunden weniger. Die Stunden werden auf dem Konto gesammelt. Später können Plusstunden durch Freizeit ausgeglichen oder für längere Auszeiten genutzt werden. Minusstunden müssen je nach Vereinbarung nachgearbeitet werden. Das Konto sorgt somit für mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung.