
Es gibt verschiedene Methoden zur Berechnung des Unternehmenswerts, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Abhängig von der Art des Unternehmens kann eine Methode mehr oder weniger geeignet sein.
Neben Zahlen aus der Buchhaltung spielen bei der Ermittlung auch zahlreiche weitere Faktoren eine entscheidende Rolle, weshalb die Unterstützung durch erfahrene Beraterinnen und Berater empfehlenswert ist.
Je nach Bewertungsmethode kann der ermittelte Unternehmenswert abweichen
Haben Sie schon einmal ein Ikea-Regal zusammengebaut? Dann haben Sie vielleicht den sogenannten Ikea-Effekt erlebt. Dieser beschreibt, dass wir Dinge, die wir selbst gemacht oder in diesem Fall zusammengebaut haben, als wertvoller empfinden als fertig gekaufte. Zusätzlich gibt es den Besitztumseffekt, der besagt, dass wir Dinge, die uns gehören, ebenfalls als wertvoller wahrnehmen. Beide Effekte zusammen können dazu führen, dass Sie den Wert Ihres Unternehmens bei der Nachfolgeplanung überschätzen. Ein zu hoch angesetzter Unternehmenswert kann zu einer Überschätzung des Kaufpreises führen und potenzielle Käuferinnen und Käufer abschrecken.
Andererseits sollten Sie den Unternehmenswert auch nicht unterschätzen. Für eine realistische Bewertung ist es ratsam, sich auf bewährte Bewertungsmethoden zu verlassen. Beachten Sie jedoch, dass diese Methoden zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können – es gibt also nicht den einen endgültigen Unternehmenswert. Verschiedene Ansätze können jedoch kombiniert werden, um eine fundierte Bewertung zu erzielen.
Diese 3 Methoden zur Unternehmensbewertung sollten Sie kennen
Im Folgenden erfahren Sie mehr über 3 Methoden, mit denen der Unternehmenswert aus unterschiedlichen Perspektiven berechnet werden kann:
Das Substanzwertverfahren bewertet eine Firma basierend auf ihren Vermögensgegenständen. Das kann sinnvoll sein für Unternehmen mit einem hohen Bestand an Maschinen, Gebäuden oder Fahrzeugen, wie zum Beispiel ein Taxiunternehmen.
Für einen Betrieb im Bereich Softwareentwicklung ist diese Methode hingegen meist weniger geeignet. Hier bietet sich zum Beispiel die Ertragswertmethode an, da diese auf den zukünftigen Erträgen basiert. Schließlich können Sie mit der Multiplikatormethode, basierend auf Umsatz oder EBIT (englisch: earnings before interest and taxes; deutsch: Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern), den Wert Ihres Unternehmens im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen auf dem aktuellen Markt schätzen.
1. So funktioniert die Unternehmensbewertung mit dem Substanzwertverfahren
Das Substanzwertverfahren erhebt den Unternehmenswert als die Summe der einzelnen Vermögensgegenstände – wie Gebäude, Vorräte und Maschinen – abzüglich der Schulden. Dabei wird nicht berücksichtigt, ob Ihre Firma derzeit beispielsweise hohe Gewinne erzielt, Ihre Mitarbeitenden über viel Know-how verfügen oder Sie eine große Kundenbasis haben.
Die Formel für das Substanzwertverfahren:
Unternehmenswert = Summe der Vermögensgegenstände – Schulden
Für die Berechnung müssen Sie die aktuellen Marktpreise der einzelnen Gegenstände recherchieren. In der Regel wird hierfür der Reproduktionswert angesetzt, das heißt, der Preis, der erforderlich wäre, um die Vermögensgegenstände heute wiederzubeschaffen (Wiederbeschaffungswert). Alternativ können Sie den Liquidationswert berechnen, also den Preis, den die Vermögensgegenstände bei einem Verkauf im Rahmen einer Liquidation erzielen würden. Dieser Betrag stellt die absolute Untergrenze des Unternehmenswerts nach dem Substanzwertverfahren dar.
Ein kleines Taxiunternehmen besitzt ein einzelnes Fahrzeug. Dieses hat folgenden Wert:
Das Unternehmen hat außerdem Verbindlichkeiten in Höhe von 10.000 Euro. Der Unternehmenswert nach dem Substanzwertverfahren berechnet sich wie folgt:
- Reproduktionswert = 40.000 Euro – 10.000 Euro = 30.000 Euro
- Liquidationswert = 38.000 Euro – 10.000 Euro = 28.000 Euro
Der Unternehmenswert nach dem Substanzwertverfahren liegt also bei 30.000 Euro, wenn Sie den Reproduktionswert erheben und bei 28.000 Euro, wenn Sie den Liquidationswert berücksichtigen.
2. So funktioniert die Unternehmensbewertung mit dem Ertragswertverfahren
Stellen Sie sich vor, Sie wären auf der Käuferseite und würden Ihr Unternehmen erwerben wollen. Dabei möchten Sie sicherstellen, dass Ihre Investition eine angemessene Rendite erzielt – andernfalls könnten Sie Ihr Kapital auch woanders einsetzen.
Um den Wert Ihres Unternehmens in Bezug auf die Rendite zu ermitteln, gibt es das Ertragswertverfahren. Bei diesem wird versucht, die zukünftigen Erträge zu prognostizieren. So kann die Käuferseite herausfinden, ob sich der Kauf für sie lohnt. Weil niemand in die Zukunft schauen kann, besteht hierbei ein Risiko. Auch dieses Risiko muss einberechnet werden. Diese Berechnung kann sehr kompliziert werden. So werden zunächst die erwartbaren Erträge in einem bestimmten Zeitraum prognostiziert. Diese werden dann mit einem bestimmten Zinssatz (Kapitalisierungszinssatz) auf ihren heutigen Wert zurückgerechnet (abgezinst). Es ergibt sich der aktuelle Wert Ihres Unternehmens auf Basis der erwarteten Erträge.
Klingt kompliziert? Es gibt ein vereinfachtes Verfahren: Dabei wird ein gleichbleibender nachhaltiger Gewinn für die Zukunft zugrunde gelegt und der Kapitalisierungszinssatz als eine Art Faktor verwendet. Dafür werden meist die Betriebsgewinne der letzten 3 Jahre herangezogen und ein Durchschnitt berechnet. Um realistisch einzuschätzen, was zukünftig zu erwarten ist, müssen diese Gewinne bereinigt werden. Das bedeutet, dass außerordentliche Aufwendungen und Erträge herausgenommen werden, da sie nicht den normalen Geschäftsverlauf widerspiegeln und die Bewertung verzerren.
Ein Ladengeschäft hat in den letzten 3 Jahren folgende Betriebsgewinne erwirtschaftet:
Der Durchschnitt aus den bereinigten Gewinnen der vergangenen 3 Jahre errechnet sich folgendermaßen:
Nachhaltiger bereinigter Gewinn = (55.000 Euro + 60.000 Euro + 65.000 Euro) / 3 = 60.000 Euro
Als Kapitalisierungszinssatz nehmen wir 2 Prozent (Rendite analog zu einer sicheren Bundesanleihe) plus 8 Prozent Risikozuschlag an. Daraus ergibt sich 2 + 8 = 10
Die Formel für die Unternehmensbewertung mit dem vereinfachten Ertragswertverfahren lautet:
Ertragswert = nachhaltiger bereinigter Gewinn / Kapitalisierungszinssatz * 100
Daraus ergibt sich der folgende Unternehmenswert als Ertragswert:
Ertragswert = 60.000 Euro / 10 * 100 = 600.000 Euro
Der Unternehmenswert nach dem Ertragswertverfahren liegt also bei 600.000 Euro.
Sie sehen anhand der Formel: Der Unternehmenswert sinkt, wenn das Risiko steigt. Obwohl der Unternehmenswert auf diese Weise einfach zu berechnen ist, hängt er stark von der Wahl des Kapitalisierungszinssatzes ab, der jedoch oft zu einem gewissen Grad subjektiv ist.
3. So können Sie mithilfe von Multiplikatoren den Unternehmenswert berechnen
Bei dieser Methode wird der Unternehmenswert auf Basis des Umsatzes oder des EBIT berechnet. EBIT steht für „Earnings Before Interest and Taxes“, also das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern. Das EBIT-Verfahren ermittelt den Unternehmenswert also auf Grundlage des bisherigen und des voraussichtlichen Gewinns vor Zinsen und Steuern, also des Betriebsergebnisses ohne Berücksichtigung von Zinsen und Steuern.
Dafür wird der Durchschnittswert aus insgesamt 6 Jahren gebildet: den vorangehenden 2 Jahren, dem voraussichtlichen Ergebnis im laufenden Jahr und dem der folgenden 3 Jahre (hier wird prognostiziert). Der Durchschnitt daraus wird mit einer Zahl multipliziert, die sich an der jeweiligen Branche orientiert. Diese wird aus den Verkaufspreisen anderer Unternehmen in derselben Branche abgeleitet.
Das Ergebnis hat somit eine ähnliche Problematik wie der Ertragswert: Es stößt an Grenzen bei der Vorhersage zukünftiger Entwicklungen. Außerdem bekommt der Branche eine besonders hohe Bedeutung zu.
Ein Gastronomieunternehmen erhebt folgende Betriebsergebnisse vor Zinsen und Steuern:
Als Durchschnittswert aus 6 Jahren ergibt sich: (190.000 + 210.000 + 200.000 + 200.000 + 200.000 + 200.000) / 6 = 200.000 Euro
In der Multiplikatoren-Tabelle finden Sie für die Branche einen Faktor von 8.
Unternehmenswert = 200.000 Euro x 8 = 1.600.000 Euro
Als Unternehmenswert anhand der Multiplikatorenmethode auf Grundlage des EBIT ergibt sich ein Unternehmenswert von 1.600.000 Euro.
Neben den 3 vorgestellten Methoden gibt es weitere Verfahren, mit denen sich der Firmenwert berechnen lässt. Eines davon ist das Discounted-Cashflow-Verfahren (auch DCF-Verfahren). Es ähnelt dem Ertragswertverfahren, wobei der Fokus nicht auf den zukünftigen Erträgen, sondern auf dem erwarteten Cashflow liegt. Zwar ist es schwierig, den zukünftigen Cashflow präzise vorherzusagen und die Wahl des Kapitalisierungszinssatzes ist teilweise subjektiv. Ein Vorteil dieser Methode ist jedoch, dass das Ergebnis nicht durch Abschreibungen und Rücklagen verzerrt wird. Mit der DCF-Methode erhalten Sie daher oft ein realistischeres Bild der tatsächlichen finanziellen Leistungsfähigkeit Ihres Betriebs.
Sie finden nicht alles in der Buchhaltung
Bei der Unternehmensbewertung geht es nicht nur um Zahlen aus der Buchhaltung. Es gibt entscheidende Faktoren, die den Wert und letztendlich den Verkaufspreis eines Unternehmens beeinflussen, die jedoch nicht in den Büchern zu finden sind. Dazu gehören beispielsweise:
- die Reputation Ihres Unternehmens, sowohl bei Endkundinnen und Endkunden als auch als attraktiver Arbeitgeber, der Talente leicht anzieht,
- das Know-how Ihrer Mitarbeitenden,
- Ihr Kundenstamm
- sowie die Zukunftsperspektiven der Branche, in der Sie tätig sind.
Diese Faktoren wirken sich teilweise auf das Ergebnis einzelner Bewertungsmethoden aus. Bei der Ertragswertmethode können solche Aspekte berücksichtigt werden, indem sie in die Schätzung der zukünftigen Erträge einfließen. Im Gegensatz dazu lassen sich diese Faktoren beim Substanzwertverfahren nicht direkt abbilden, sodass sie auf andere Weise in die Bewertung einfließen müssen.
Um sicherzustellen, dass die Unternehmensbewertung fundiert und realistisch ist, sollten Sie Unterstützung von erfahrenen Beraterinnen und Beratern in Anspruch nehmen, idealerweise mit Expertise in Ihrer Branche. Sie helfen dabei, dass subjektive Einschätzungen auf einer soliden Grundlage beruhen und realitätsnah sind.
Wenn Sie einen Unternehmensverkauf planen und ein Inserat in einer Unternehmensbörse wie Nexxt Change oder der S-Unternehmensbörse einstellen, profitieren Sie von einer fundierten Beratung, etwa durch Ihre Sparkasse vor Ort.
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Häufige Fragen zur Unternehmensbewertung
Bei der Bewertung eines Unternehmens kann beispielsweise das Substanzwertverfahren verwendet werden. Dabei ergibt sich der Unternehmenswert aus dem aktuellen Wert aller Vermögensgegenstände abzüglich der Verbindlichkeiten.
Es wird zwischen dem Liquidationswert und dem Wiederbeschaffungswert unterschieden: Der Liquidationswert entspricht dem Preis, den man bei einer Liquidation für die Vermögensgegenstände erzielen würde, während der Wiederbeschaffungswert den Betrag darstellt, der für die Neuanschaffung dieser Gegenstände erforderlich wäre. Weitere Details zu diesem Verfahren und anderen Bewertungsmethoden finden Sie in diesem Artikel.
Das Ertragswertverfahren ermittelt den Wert eines Unternehmens auf Basis seiner erwarteten zukünftigen Erträge. Diese Erträge werden mit einem Kapitalisierungszinssatz abgezinst, um ihren heutigen Barwert zu bestimmen. Der Kapitalisierungszinssatz setzt sich aus einem Basiszins und einem Risikozuschlag zusammen.