Verbraucherinnen und Verbraucher stehen auf der Konsumbremse
Laut einer im April 2023 veröffentlichten Umfrage der Beratungsgesellschaft Simon-Kucher wollen 44 Prozent der Befragten seltener und 45 Prozent weniger einkaufen. Mehr als jeder dritte (36 Prozent) will bei Ausgaben für Sport, Unterhaltung, Restaurantbesuche, Elektronikprodukte und Mode sparen. Fazit: Die Verbraucherinnen und Verbraucher stehen weiterhin auf der Konsumbremse.
Die aktuelle Situation
Die Inflationsrate in Deutschland lag im Juni 2023 bei 6,4 Prozent, so das Statistische Bundesamt . Konkret bedeutet das: Die Preise sind nach drei rückgängigen Monaten in Folge nun wieder deutlich angestiegen. Besonders Nahrungsmittel sind dabei mit 13,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat echte Preistreiber. Aber auch Waren haben sich mit 7,3 Prozent und Dienstleistungen mit 5,3 Prozent stark erhöht.
Wie verhalten wir uns: zyklisch, inflationstolerant oder antizyklisch?
Bei anhaltenden Teuerungen entwickeln sich 3 Verhaltensmuster:
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Wenn die Inflation hoch ist und die Preise
steigen, neigen die Menschen dazu, weniger Geld auszugeben und sich
einzuschränken – das ist ein typisches zyklisches Verhalten.
- Haben sie die Fähigkeit, steigende Preise und eine erhöhte Inflation zu akzeptieren, sich also an die veränderten Preise anzupassen, ohne dass dies die eigene finanzielle Situation stark beeinträchtigt – dann haben sie eine hohe Inflationstoleranz.
- Handeln Privatpersonen gegen den Trend und konsumieren beispielsweise sogar mehr als zuvor, kann das riskant sein. Es macht nur Sinn, wenn klug budgetiert und nach Schnäppchen oder günstigen Alternativen gesucht wird. Das kann bei einigen Anschaffungen wegen stark herabgesetzter Preise oder Ausverkauf manchmal gewinnbringend sein. In jedem Fall ist antizyklisches Verhalten von den individuellen Finanzen und Zielen abhängig.
10 Dinge, an denen wir nicht sparen sollten
Um Sicherheit und Wohlbefinden zu erhalten, sollte – trotz Inflation und soweit es die Umstände erlauben – an einigen Dingen nicht gespart werden:
Gesundheit: Medizinische Versorgung und Vorsorgeuntersuchungen, eine gesunde Ernährung und ein achtsamer Lebensstil ermöglichen es, ein erfülltes und aktives Leben zu führen. Gesundheit ist Lebensqualität.
Lebensmittel: Essen ist nicht nur ein Grundbedürfnis, sondern auch der Treibstoff für unseren Körper, um richtig zu funktionieren. Es liefert Energie, Nährstoffe und stärkt unser Immunsystem. Wenn an Essen gespart wird, kann dies zu gesundheitlichen Problemen, Mangelernährung und einer beeinträchtigten Lebensqualität führen.
Wohnen: Auch ein angenehmes Zuhause zählt zu den Grundbedürfnissen. Die Privatsphäre ist ein Ort zum Ausruhen und Energietanken, bietet Komfort und Stabilität. Wer hier zu sehr spart, spart auch am Wohlbefinden und somit an einem essenziellen Anspruch.
Bildung: Investitionen in Bildung sind wichtig und langfristig immer lohnend. Bildungsausgaben sollten möglichst aufrechterhalten werden, um sowohl die persönliche Entwicklung als auch die berufliche Perspektive voranzubringen. Denn es gibt auch ein Leben nach der Inflation.
Notfallfonds: Ein finanzielles Polster für Unvorhergesehenes ist auch während einer Inflation von großer Bedeutung. Es ist ratsam, sich über alle Ausgaben einen Überblick zu verschaffen, Finanzen neu zu ordnen und einen persönlichen Notfallfonds aufzubauen, der ausreichend Geld für unerwartete Situationen bereithält.
Altersvorsorge: Die Absicherung für später sollte keinesfalls vernachlässigt werden. Langfristige Ziele für Rentenkonten, Aktien oder andere Vorsorgemodelle sind relevant, um erst recht auch im Ruhestand finanziell abgesichert zu sein.
Versicherungen: Auf bestimmte Schutzmaßnahmen wie Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung und Kfz-Versicherung kann auch in Zeiten der Teuerungen nicht verzichtet werden. Wesentliche Versicherungen sollten deshalb aufrechterhalten werden, um mögliche finanzielle Risiken abzudecken. Denn unerwartete Ereignisse fragen nicht, ob gerade Inflation ist.
Schuldenabbau: In Zeiten hoher Inflation ist es wichtig, möglichst weiterhin Schulden abzubauen, insbesondere wenn die Zinsen steigen. Erst durch die Reduzierung von Schulden lässt sich finanzielle Flexibilität und Unabhängigkeit gewinnen.
Investitionen: Das Wesen der Inflation ist auch, dass sie den Wert von Bargeld verringert. Eine Investition in reale Werte wie Immobilien, Edelmetalle oder andere Sachwerte kann helfen, den Wert des Vermögens gegen die Inflation zu schützen.
Nähe: Corona hat es gezeigt – mit Homeoffice, Homeschooling, Kontaktbeschränkungen: Belastungen, die vielen Menschen schwerfielen, an den Kräften zehrten und mitunter zu Ängsten und Depressionen führten. Solche Restriktionen sind wegen einer Inflation zum Glück nicht notwendig. Doch auch Zeiten der Teuerungen können finanziellen Druck und Unsicherheit mit sich bringen, was zu Stress und Belastung führt. Durch soziale Nähe und Kommunikation können sich Menschen gegenseitig helfen und emotional unterstützen. Deshalb ist Kontaktpflege – erst einmal unabhängig davon, ob sie digital oder analog ist – ein wichtiges Grundbedürfnis. Wenn nicht sogar das Wichtigste.
Ja und Nein zur Inflation
Ja: Es kann erforderlich sein, den Lebensstil anzupassen, die Ausgaben zu überprüfen, vielleicht sogar einen Nebenjob in Betracht zu ziehen.
Aber Nein: Sie sollten nicht am Zwischenmenschlichen sparen. Dazu ist es zu viel wert.
Stand: 19.07.2023