Die Inflationswelle der letzten zwei Jahre ist überstanden. Preise, die für viele Produkte sprunghaft um 10 Prozent und mehr gestiegen sind, haben sich nun stabilisiert. Manches ist sogar wieder etwas günstiger. Doch was heißt Inflation eigentlich konkret für Ihr Geld, für Ihr Erspartes? Wie bewahren Sie Ihr Vermögen dabei am besten? Und wie halten da die Renten mit?
So wenig ist ein Euro noch wert
Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Inflation den Wert unseres Geldes beeinflusst, zeigt das folgende Schaubild. Es verdeutlicht, wie sich die Kaufkraft des Euro seit seiner Einführung 2002 entwickelt hat.
Der Graph zeigt den Wert von 1 Euro im Jahr 2002 im Laufe der Jahre bis 2023. Durch die kontinuierliche Inflation hat der Euro an Kaufkraft verloren. Das bedeutet, dass Sie mit 1 Euro heute weniger kaufen können als noch vor 20 Jahren. Der Kaufkraftverlust beträgt fast 40 Prozent.
Die Entwicklung lässt sich dabei in 3 Phasen einteilen. In den ersten fünf Jahren nach der Einführung des Euro lag die Inflation stabil bei knapp über 2 Prozent pro Jahr. In den darauffolgenden Jahren bis 2019 stiegen die Preise nur langsam. Die Inflationsrate bewegte sich in dieser Periode meist unter 2 Prozent, oftmals sogar nahe Null.
Besonders auffällig ist der starke Kaufkraftverlust ab 2020. Der Inflationsschock von 2022, bei dem die Preise – bezogen auf die gesamte Eurozone – um 8,4 Prozent stiegen, hatte einen dramatischen Einfluss. Der Wert von 1 Euro im Jahr 2002 fiel auf rund 0,62 Euro im Jahr 2023. Dies verdeutlicht, wie schnell und stark sich die Inflation auf den Wert des Geldes auswirken kann.
Auch deswegen ist es so wichtig, Ihr Erspartes so anzulegen, dass es zumindest mit der Inflation Schritt hält. Wer Schulden hat, wie der Staat, kann sich hingegen freuen. Die Schulden werden immer weniger zur Belastung. Zumindest solange die Einkommen (und damit die Steuereinnahmen) auch steigen. Dazu lohnt ein Blick auf den nächsten Graphen.
Die Löhne steigen schneller als die Verbraucherpreise
Wie stark die Preise in Deutschland steigen, hält das Statistische Bundesamt (Destatis) im Verbraucherpreisindex fest. Demzufolge müssen Menschen verglichen mit 2007 mittlerweile 38 Prozent mehr für Waren, Dienstleistungen und Mieten zahlen.
Jedoch stiegen die Löhne und Gehälter im gleichen Zeitraum etwas stärker – um 48 Prozent. Die Menschen in Deutschland können sich also mehr leisten als noch vor gut 15 Jahren. Das gilt insbesondere für die, die am wenigsten verdienen. 2015 wurde der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde eingeführt. Mittlerweile liegt er bei 12,41 Euro – ein Plus von 46 Prozent. Vergleicht man die Zeiträume 2015 bis 2023 wurden die Preise um durchschnittlich 23 Prozent, der Mindestlohn (2023 bei 12 Euro) um 41 Prozent.
Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung stieg der Anteil, der netto vom Brutto bleibt sogar leicht um etwa 1 bis 2 Prozentpunkte innerhalb der vergangenen 10 Jahre, wie Destatis ermittelt hat.
Und die Renten? Schon in den 80ern wurde diskutiert, ob das Rentensystem zusammenbrechen wird, was den damaligen Minister Norbert Blüm (CDU) zu dem berühmten Satz „Die Renten sind sicher“ veranlasste. Die vergangenen Jahre geben ihm Recht. Denn auch die Renten sind kontinuierlich gestiegen, wie die Deutsche Rentenversicherung festgehalten hat. Im Westen lagen die Renten 2023 damit um 43 Prozent über dem Niveau von 2007. Im Osten stiegen sie sogar um 63 Prozent. Seit diesem Jahr steigen sie übrigens in allen Regionen Deutschlands um den gleichen Faktor.
Rentendauer steigt
Reformiert wird die Rente jedoch ständig. Gerade erst wurde beschlossen, die Finanzierung um ein Generationenkapital, das am Aktienmarkt investiert wird, zu ergänzen. Lohnenswert ist daher der Blick auf die Bezugsdauer der Renten. Die Menschen in Deutschland werden immer älter – das spiegelt sich trotz des steigenden Renteneintrittsalters in der Bezugsdauer wider.
2022 lebten die Rentner und Rentnerinnen durchschnittlich etwa 20,5 Jahre von der Rente. Dieser Wert ist um 4 Jahre gestiegen seit 2002, wie Daten der Rentenversicherung zeigen.
Deutsche sparen viel, aber risiko- und renditearm
Aber nicht nur die Gehälter und Renten steigen, auch die Vermögen an sich. Laut Bundesbank besaßen die Menschen in Deutschland Anfang 2024 knapp 8 Billionen Euro.
Das liegt unter anderem an der hohen Sparquote. Von 100 Euro verfügbaren Einkommen, legten die Menschen in Deutschland durchschnittlich gut 11 Euro zur Seite. Wie die OECD ermittelte, ist das im internationalen Vergleich ein relativ hoher Wert.
Dabei konstatiert die Bundesbank eine „recht hohe Vermögensungleichheit in Deutschland“. So gehören den reichsten 10 Prozent 70 Prozent des Nettogeldvermögens. Die untere Hälfte der Haushalte in Deutschland kommt zusammen auf weniger als 1 Prozent.
Die Menschen legen mehr Geld in besserverzinsten Anlagen an, also weg vom Girokonto und Co. hin zu Festgeld, Anleihen und ähnlichen Produkten. Dennoch stecken 41 Prozent des Geldvermögens in Bargeld und Einlagen, 30 Prozent in Lebensversicherungen und ähnlichen Produkten, 13 Prozent in Investmentfonds und weitere 13 Prozent in Aktien. Die restlichen knapp 3 Prozent sind Schuldverschreibungen.
Dabei ergeben die Zahlen der Bundesbank: Wer in Aktien oder Investmentfonds Geld angelegt hatte, konnte sich über die höchsten Wertsteigerungen freuen. Bargeldbestände verloren allerdings der Inflation wegen an Wert.
Die besten Aktienindizes
Wichtig ist also für den Vermögensaufbau und -erhalt, dass das Ersparte gut angelegt ist. Daher lohnt ein Blick auf bekannte Börsenindizes und die durchschnittliche Rendite, die sie über einen längeren Zeitraum erzielt haben. Um die verschiedenen Börsenindizes vergleichen zu können, blicken wir jeweils auf die sogenannten Performance- oder Total-Return-Indizes (TR), bei denen Dividendenzahlungen berücksichtigt werden – beim Dax ist das Standard, beim Dow Jones beispielsweise nicht. Der Dow Jones aus den Nachrichten liegt im Juli 2024 bei etwa 40.000 Punkten, der Dow Jones Total Return Index hingegen bei gut 100.000 Punkten.
Es zeigt sich, dass vom 1. Januar 2004 bis zum 31. Dezember 2023 betrachtet, der beste Index der Nasdaq Composite war, der im Wesentlichen die US-amerikanischen Techfirmen bündelt. Doch die deutschen Aktienunternehmen brauchen sich nicht verstecken. Jedoch ist nicht der Leitindex Dax40 ganz vorne, sondern der TecDax und der MDax. Sie erzielten fast 10 Prozent Rendite pro Jahr – und damit deutlich über der durchschnittlichen Inflationsrate. Hätten Sie damals 1.000 Euro angelegt, wären diese 20 Jahre später etwa 6.500 Euro wert.
Beachten Sie jedoch, dass bei Investments im Ausland und auch Gold Währungsschwankungen eine Rolle spielen können. Mitunter müssen neben der Kapitalertragsteuer auch Quellensteuern abgeführt werden. Diese Faktoren konnten bei dem Vergleich nicht berücksichtigt werden.
Grundsätzlich hängt viel davon ab, wann sie mit dem Sparen begonnen haben und wie lange Sie sparen. Aufschlussreich ist daher das Renditedreieck der Deka , dem Wertpapierhaus der Sparkassen. Dort können Sie die durchschnittliche Rendite für verschiedenen Einstiegs- und Ausstiegsjahre sehen. Mit ETFs und Investmentfonds können Sie an den Entwicklungen der Börsen teilhaben – und gegen die Geldentwertung ansparen.
Der unterschätzte Zinseszinseffekt
Wie stark sich die unterschiedlichen Renditen auf Ihr Geld auswirken, zeigt die letzte Grafik. Dafür haben wir beispielhaft dargestellt, wie sich Ihr Geld entwickelt, wenn Sie 1.000 Euro vor 20 Jahren angelegt hätten, ohne es anzutasten. Sie sehen die Magie des Zinseszinseffekt. Denn auf die Rendite, die Sie in einem Jahr erzielen, gibt es auch im folgenden Jahr „Zinsen“ – und im darauffolgenden und so weiter.
In dem Graph haben wir mit den weiter oben ermittelten Durchschnittswerten für jedes Jahr gerechnet sowie eine beispielhafte Festgeldanlage mit 2,5 Prozent jährlicher Verzinsung ergänzt. An der Börse schwanken die Indizes – in einem Jahr ist die Rendite höher, in anderen niedriger. Für die 20-Jahre-Betrachtung genügen die Durchschnittswerte.
Ein Investment in den Dax am 2. Januar 2004 hat aus Ihren 1.000 Euro bis Ende 2023 stattliche 4.209 Euro werden lassen. Sie haben die 1.000 Euro im Nasdaq angelegt? Dann konnten Sie sich über 9.093 Euro freuen. Allerdings werden auf den Gewinn bei Auszahlung noch 25 Prozent Kapitalertragsteuern (abzüglich Freibetrag) fällig. Bei ausländischen Investments können Währungsschwankungen und Quellensteuer die Rendite beeinflussen. Auch die Gebühren spielen eine Rolle.
Berücksichtigen müssten Sie auch den Kaufkraftverlust, da 20 Jahre lang auch die Preise in fast jedem Jahr gestiegen sind. Real (also nach Inflation) ist jedes Investment – vereinfach gerechnet – etwa 35 Prozent weniger wert. Sie haben die 1.000 Euro 20 Jahre in bar oder zinsfrei liegen lassen? Dann sind diese real nur noch 640 Euro wert. Für das Alter können Sie damit nur schwer vorsorgen.
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Stand: 22. Juli 2024