
Seltene Erden sind 17 Metalle, die vor allem in der Hightech-Industrie gebraucht werden.
Trotz ihres Namens kommen sie relativ häufig vor, sind aber schwer zugänglich und aufwendig zu verarbeiten.
Ihre besonderen Eigenschaften wie etwa Magnetismus oder Hitzebeständigkeit machen sie für moderne Technologien unverzichtbar.
Seltene Erden im Alltag
Ohne sie läuft (fast) nichts: Seltene Erden stecken in Smartphones, Elektroautos, Windrädern und zahllosen anderen Hightech-Geräten. Sie begegnen Ihnen täglich – meist unsichtbar, aber sie sind unverzichtbar und machen unser Leben komfortabler, digitaler und nachhaltiger. Denn die 17 Metalle dieser Gruppe sorgen für Leistung, Effizienz und Miniaturisierung (Dinge werden kleiner – bei gleicher oder sogar besserer Leistung). Ohne sie gäbe es keine leuchtenden Handy-Displays, keine leistungsstarken Akkus und keine leisen Elektromotoren. Auch die Energiewende ist auf sie angewiesen: Windkraftanlagen, Photovoltaik und E-Mobilität funktionieren nur mit den richtigen Materialien – und dazu gehören Seltene Erden.
Trotz ihres Namens sind sie nicht unbedingt selten: In der Erdkruste kommen viele von ihnen sogar häufiger vor als Blei oder Kupfer. Doch sie liegen nur in sehr geringen Konzentrationen vor und sind meist schwer aus dem Gestein zu lösen – das macht Förderung und Verarbeitung so komplex.
Warum sind sie so gefragt – und umkämpft?
Die globale Nachfrage wächst rapide, nicht zuletzt durch die Energiewende, die Elektrifizierung des Verkehrs und neue Militär- und Medizintechnologien. Doch das Angebot kann mit dieser Entwicklung kaum Schritt halten. Der Abbau ist technisch anspruchsvoll, teuer und ökologisch problematisch. Gleichzeitig ist der Markt stark konzentriert – wenige Länder kontrollieren große Teile der globalen Versorgung.
Das sorgt für Unsicherheit und politische Spannungen: Wer Zugang zu Seltenen Erden hat, verfügt über einen strategischen Vorteil. In einer Welt, die immer stärker von Technologie abhängig ist, wird dieser Vorteil zum geopolitischen Machtfaktor.
Wer kontrolliert den Markt?
China verarbeitet rund 70 Prozent der weltweit gewonnenen Seltenen Erden – und nutzt diese Vormachtstellung seit Jahren gezielt aus. Bereits in der Vergangenheit hat die chinesische Regierung Exportbeschränkungen als politisches Druckmittel eingesetzt.
Doch die Marktdynamik ändert sich: Bis Ende dieses Jahrzehnts könnte China seine Monopolstellung verlieren. Länder wie die USA und Australien bauen derzeit ihre Förder- und Verarbeitungskapazitäten aus. Auch in Europa tut sich etwas: Die EU hat Seltene Erden inzwischen als strategisch kritische Rohstoffe eingestuft – und hofft auf neue Vorkommen innerhalb der eigenen Grenzen.
Ein Hoffnungsträger liegt im Norden Europas: In Schweden hat das staatliche Bergbauunternehmen LKAB kürzlich ein großes Vorkommen Seltener Erden nahe der Stadt Kiruna entdeckt. Der Fund gilt als bedeutend – sowohl für die europäische Industrie als auch für die Energiewende. Doch bis zur Förderung ist es ein weiter Weg. Realistisch sei ein Abbau frühestens in 10 bis 15 Jahren möglich – so lange dürften die nötigen Verfahren und Vorbereitungen dauern.
Diese Seltenen Erden finden sich in Deutschland – und wem sie gehören
Auch in Deutschland gibt es Vorkommen Seltener Erden. Allerdings handelt es sich meist um geringe Mengen, die tief im Gestein liegen und nur mit großem Aufwand zu fördern wären. Das ist in der Regel nicht wirtschaftlich und die Umweltfolgen zu groß.
Grundsätzlich gilt in Deutschland: Der Boden gehört den Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern – die darin enthaltenen Rohstoffe aber nicht unbedingt. Laut Bundesberggesetz zählen Seltene Erden zu den sogenannten „bergfreien Bodenschätzen“. Das bedeutet: Sie stehen im Eigentum des Staates. Wer solche Vorkommen fördern möchte, braucht eine behördliche Genehmigung – unabhängig vom Grundstückseigentum.
Rohstoffe in der Ukraine – ein Überblick
Die Ukraine verfügt über große Vorkommen an strategisch wichtigen Rohstoffen, darunter auch Seltene Erden. Diese Ressourcen könnten in Zukunft eine zentrale Rolle für Europas Rohstoffsicherheit spielen – vor allem als Alternative zur Abhängigkeit von China.
Doch der Krieg blockiert vieles: Infrastruktur wird zerstört, Investitionen bleiben aus, und politische Unsicherheiten verhindern den Ausbau. Gleichzeitig rückt das Land ins Visier internationaler Interessen – nicht nur wegen seiner geografischen Lage, sondern auch wegen seiner Bodenschätze.
Gibt es nachhaltige Alternativen?
Der Abbau Seltener Erden ist mit erheblichen Umwelt- und Sozialfolgen verbunden: Für die Herstellung einer Tonne Seltener Erden entstehen bis zu 200.000 Liter saure Abwässer und 1,4 Tonnen radioaktiver Rückstände. In Abbaugebieten wie Baotou in der Inneren Mongolei leiden Anwohnende unter schweren Gesundheitsproblemen.
Europa versucht nun gegenzusteuern – mit Recycling-Initiativen, dem Aufbau neuer Lieferketten und der Suche nach alternativen Lagerstätten. Doch das ist ein langwieriger Prozess.
Eine der wichtigsten Optionen ist das sogenannte „Urban Mining“ – also das Zurückgewinnen Seltener Erden aus alten Elektrogeräten. Doch noch steckt das Recycling weltweit in den Kinderschuhen.

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der Seltenen Erden werden wiederverwertet.
Neben technologischen Hürden fehlen vor allem wirtschaftliche Anreize und globale Rücknahmesysteme. Fachleute fordern unter anderem verpflichtende Rückgabeprogramme, gezielte Forschung und Investitionen in moderne Recyclinganlagen. Gleichzeitig arbeiten Hersteller an Alternativen – etwa Elektromotoren ohne Seltene Erden oder neuen Materialien mit ähnlichen Eigenschaften.
Was das für Sie bedeutet – auch finanziell
Seltene Erden haben längst auch eine finanzielle Dimension. Denn wenn Rohstoffe knapp oder teuer werden, steigen die Preise für Produkte, in denen sie verbaut sind – ob Smartphone, Wärmepumpe oder E-Auto.
Ein direktes Investment ist nicht möglich, da Seltene Erden nicht an Börsen gehandelt werden. Indirekt gibt es aber mehrere Optionen:
- Aktien von Bergbauunternehmen – Rohstoff-ETFs oder Themenfonds, die auf strategische Metalle oder CleanTech setzen
- ESG-konforme Fonds, die gezielt auf sozial und ökologisch verantwortliche Anbieter achten
Achten Sie dabei auf:
- Starke Kursschwankungen (Volatilität), z. B. durch geopolitische Spannungen – Marktentwicklungen, etwa neue Förderländer oder Veränderungen in der Nachfrage
- Informieren Sie sich vor einer Anlageentscheidung ausführlich – und prüfen Sie, wie hoch Ihr persönliches Risiko- und Nachhaltigkeitsprofil ist.
So können Sie bewusst handeln
Auch wenn Seltene Erden weit weg erscheinen: Als Konsument oder Konsumentin haben Sie mehr Einfluss, als Sie denken. Denn jeder Kauf – oder eben Nicht-Kauf – wirkt sich auf den Markt aus. Wer bewusst konsumiert, Geräte länger nutzt und recycelt, hilft dabei, Ressourcen zu schonen.
Das können Sie konkret tun:
- Elektronik bewusst kaufen und länger nutzen: Muss es wirklich ein neues Gerät sein – oder tuts das alte noch?
- Defekte Geräte reparieren (lassen): Das spart Ressourcen – und dank EU-weitem „Recht auf Reparatur“ können Sie in vielen Regionen sogar Fördergelder dafür beantragen.
- Altgeräte richtig entsorgen: Nur so gelangen wertvolle Metalle wieder in den Kreislauf.
- Bei Geldanlagen auf Nachhaltigkeit achten: Fonds mit ESG-Kriterien bevorzugen.
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Stand: 14. April 2025