Eine junge Frau sitzt in einem Klassenzimmer.Sie hebt die Hand. Im Hintergrund ist eine Weltkarte zu sehen.

Warum wir ein Schulfach „Wirtschaft und Finanzen“ brauchen

Wissen sichert Wohlstand
Geld regiert die Welt. Und die Wirtschaft bestimmt einen großen Teil unseres Lebens. Aber verstehen wir sie? Eher nicht. Daher hat ein eigenes Schulfach dafür wichtige Vorteile. Diese 5 Argumente erklären, warum das so ist.
Das Wichtigste in Kürze

Für eine gute Bildung in den Bereichen Wirtschaft und Finanzen gibt es überzeugende Gründe. Denn das ökonomische Wissen in der deutschen Bevölkerung weist gravierende Lücken auf. Das zeigen Untersuchungen wie die des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung oder der Wochenzeitung „Die Zeit“  über die Jahre immer wieder. Unüberlegte Konsum-, Kredit- oder Anlageentscheidungen führen oft zu großen persönlichen Problemen – bis hin zu Überschuldung. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung der Wirtschaft zu. Immer mehr Dinge in unserem Leben werden davon beeinflusst, wie Geld verdient wird.

Finanzielle Bildung ist der Schlüssel zu nachhaltigem und inklusivem Wirtschaftswachstum

Das betont auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Anlässlich der vom Rat der Europäischen Union (EU) verabschiedeten Empfehlungen zur Stärkung der Finanzkompetenz teilte der DSGV Mitte Mai 2024 mit : „Nur wer über ausreichende Kenntnisse im Umgang mit Finanzen verfügt, kann sicher und selbstbewusst Entscheidungen treffen, von den Chancen der Finanzmärkte profitieren und langfristig für die eigene Zukunft vorsorgen.“ Dies stärke nicht nur den Einzelnen, sondern auch die finanzielle Stabilität und das Wachstumspotenzial der gesamten EU.

Besonders begrüßt der DSGV die Empfehlung des EU-Rats, finanzielle Bildung in den Lehrplänen der Schulen zu verankern und spezifische Programme für finanziell benachteiligte Gruppen zu entwickeln. Die Sparkassen fördern bereits seit Jahrzehnten mit zahlreichen Initiativen und Programmen das Wissen über finanzielle Zusammenhänge in allen Altersgruppen.

Besonders junge Menschen verschulden sich

Die Überschuldung von Verbraucherinnen und Verbrauchern hat zwar 2023 nachgelassen. Laut Schuldner-Atlas  der Wirtschaftsauskunftei Creditreform waren mit 8,15 Prozent 233.000 weniger Menschen überschuldet als ein Jahr zuvor. Aber es steckten noch 5,65 Millionen Menschen in der Schuldenfalle.

Und: Ausgerechnet unter jungen Menschen hat die Verschuldung zugenommen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher zwischen 18 und 30 Jahren sind den Daten zufolge die einzige Gruppe, bei denen mehr Personen überschuldet waren als 2022. Die Anzahl stieg bei ihnen im Jahresvergleich um 3.000 Fälle an.

Wirtschaft bislang nur in zwei Bundesländern im Lehrplan vertreten

Bislang ist Wirtschaft als Fach deutschlandweit vor allem an Berufsschulen verankert. An allgemeinbildenden Schulen ist es eigenständig nur in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zu finden. In den meisten anderen Bundesländern ist es in der Regel nur in Fächer wie Politik, Sozial- oder Gemeinschaftskunde integriert.

Daher fordern Eltern- und Lehrerverbände sowie Wirtschaftsdidaktikerinnen und Wirtschaftspädagogen, aber auch Unternehmens- und Arbeitgeberverbände ein bundesweit eigenständiges Unterrichtsfach Wirtschaft.

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in Deutschland sind überschuldet

Dies sind die 5 wichtigsten Argumente

Verbraucherkompetenz und Nachhaltigkeitsbewusstsein im Alltag stärken

Sei es beim Einkauf, bei der Auswahl von Versicherungen oder der Planung von Investitionen: Wirtschaftliche Entscheidungen begleiten uns tagtäglich. Daher hilft es Schülerinnen und Schüler, schon früh zu lernen, informierte Entscheidungen über ihr Kaufverhalten zu treffen und die Auswirkungen ihres Konsums einzuschätzen. Das gilt auch in Hinblick auf die Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Ein eigenständiges Fach „Wirtschaft und Finanzen“ vermittelt grundlegende Fähigkeiten, um unabhängige informierte Entscheidungen im privaten und beruflichen Alltag zu treffen.

Vermeidung von Finanzproblemen

Viele Menschen geraten im Laufe ihres Lebens in finanzielle Schwierigkeiten, oft aufgrund mangelnder Finanzbildung. Im schlimmsten Fall landen sie in der Überschuldung . Die Verankerung von Finanzwissen wie Haushaltsplanung, Geldanlage oder Kreditaufnahme im Lehrplan könnte diesen Problemen vorbeugen. Das verringert das Risiko von Überschuldung, unklugen Investitionen und anderen finanziellen Problemen.

Wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen

Komplexe wirtschaftliche Entwicklungen wie Konjunkturzyklen, Digitalisierung oder Strukturwandel sind für die meisten Menschen schwer nachvollziehbar. Die Schule könnte diese Zusammenhänge praxisnah vermitteln und so ihr ökonomisches Verständnis fördern. Eine Bevölkerung mit einem soliden Verständnis von Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten ist eine wichtige Ressource für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Mit einem soliden Fundament in Wirtschaft und Finanzen können die Menschen die Wirtschaftskompetenz und Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes stärken – und langfristig zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen.

Vorbereitung auf das Arbeitsleben

Viele Berufe erfordern heute finanzielles und wirtschaftliches Grundwissen. Die Vermittlung dieser Kenntnisse bereitet die jungen Menschen besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vor. So haben sie bessere Chancen auf ihren Wunschjob und eine erfolgreiche berufliche Zukunft.

Förderung unternehmerischen Denkens

Ein eigenständiges Fach „Wirtschaft und Finanzen“ vermittelt Schülerinnen und Schülern auch die Grundlagen unternehmerischen Denkens. Sie lernen, wirtschaftliche Chancen zu erkennen, Geschäftskonzepte zu entwickeln und Risiken abzuwägen. Das trägt nicht nur zur Förderung von Unternehmergeist und Unternehmensgründungen bei, sondern auch zur Schaffung einer Generation von kreativen und innovativen Denkern.

Ein eigenes Fach „Wirtschaft und Finanzen“ an allgemeinbildenden Schulen wäre ein wichtiger Schritt. Denn eine fundierte ökonomische Bildung ist der Schlüssel zu informierten Entscheidungen und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Geld. Es bereitet junge Menschen besser auf ein unabhängigeres und selbstständiges Leben sowie die Herausforderungen der Zukunft vor.

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Häufige Fragen zum Schulfach Wirtschaft

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Warum sollte ein eigenständiges Fach Wirtschaft eingeführt werden?

Wirtschaftliche Bildung gewinnt angesichts der zunehmenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche an Bedeutung. Viele Studien zeigen aber Lücken im ökonomischen Wissen der Bevölkerung auf. Ein eigenständiges Fach im Schulunterricht kann die Vermittlung von Sach-, Urteils- und Handlungskompetenzen im Wirtschaftsbereich verbessern.

Bislang werden im Fach Wirtschaft vor allem Grundlagen der Wirtschaftsordnung, Verbraucherrechte und sozialen Sicherung vermittelt. Dazu kommen Themen wie Soziale Marktwirtschaft, Handwerk, Betriebswirtschaftslehre, Unternehmensgründung und Nachhaltigkeit sowie praxisnahe Alltagsthemen und Vorbereitung auf den Berufseinstieg.

In Baden-Württemberg gibt es seit 2017 das Pflichtfach „Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung“.

Nordrhein-Westfalen hat es weitestgehend im Schuljahr 2020/21 als „Wirtschaft“ oder „Wirtschaft-Politik“ eingeführt. In den meisten anderen Bundesländern ist es lediglich in Fächern wie Politik, Sozialkunde oder Gemeinschaftskunde integriert.

Insgesamt soll das Fach „Wirtschaft und Finanzen“ die ökonomische Bildung und Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler stärken. Es bereitet sie besser auf das Berufsleben vor und fördert ihre Persönlichkeits- sowie Allgemeinbildung.

Stand 14.05.2024

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