Deutschland und westliche Verbündete haben diverse russische Banken vom internationalen Swift Netzwerk getrennt sowie die russische Zentralbank sanktioniert.
Über Zehntausende Teilnehmende, vor allem Banken, Finanzinstitutionen aber auch Großkonzerne in mehr als 200 Ländern nutzen den Dienst des Netzwerks.
Länder, die vom Swift-Netzwerk abgeschnitten sind, werden für den Zahlungsverkehr quasi in ihrer Kommunikation auf das Vor-Computer-Zeitalter zurückgeworfen und somit von internationalen Finanzströmen abgeklemmt.
Der Swift-Ausschluss wird weitreichende wirtschaftliche Folgen für Russland aber auch Deutschland und Europa haben.
Deutschland und westliche Verbündete haben am Abend des 26. Februar den Ausschluss bestimmter russischer Finanzinstitute aus dem Bankenkommunikationsnetzwerk Swift beschlossen, um deren globales Agieren massiv einzuschränken, teilte die Bundesregierung mit.
Das betreffe alle russischen Banken, die bereits von der internationalen Gemeinschaft sanktioniert sind. Nach Angaben hochrangiger Vertreter der EU-Kommission zur Nachrichtenagentur Reuters ist mit einem Ausschluss von Swift in dieser Woche auch für Banken aus Belarus zu rechnen.
Russische Zentralbank wird ebenfalls sanktioniert
Zudem hat die Europäische Union in der Nacht zum 28. Februar weitere Sanktionen auch gegen die russische Zentralbank in Kraft gesetzt. Dazu gehört unter anderem ein Transaktionsverbot mit dem Finanzinstitut und das Einfrieren aller Vermögenswerte der Bank in der EU, kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an. Der russische Rubel stürzte daraufhin stark ab. Die Maßnahmen sollen verhindern, dass mit diesen Mitteln weiterhin der Krieg gegen die Ukraine finanziert wird.
Dafür steht das Swift-System
Die Abkürzung Swift steht für „Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication“. Wie der Name bereits sagt, ist Swift ein internationales Bankennetzwerk zum Austausch elektronischer Informationen zu Transaktionen. Kreditinstituten steht durch Swift eine technische Infrastruktur zur Verfügung, um über Landes- und Währungsgrenzen hinweg sicher miteinander zu kommunizieren.
Rund 11.000 Teilnehmende, vor allem Banken, Finanzinstitutionen aber auch große Konzerne in mehr als 200 Ländern nutzen laut Swift den Dienst etwa für Geldtransfers, Wertpapier- oder Edelmetallgeschäfte.
Alle Nutzenden haben einen eigenen Swift-Code, auch Swift-BIC oder Swift-Adresse genannt – besser bekannt als Business Identifier Code, kurz BIC. Anhand dieser internationalen Bankleitzahl sind Kreditinstitute eindeutig identifizierbar.
So nutzen Sie den Swift-Code
Der SWIFT-Code setzt sich aus acht oder elf Buchstaben und/oder Zahlen zusammen:
- 4-stelliger Bank-Code (von Kreditinstituten frei wählbar)
- 2-stelliger Länder-Code
- 2-stelliger Orts-Code
- 3-stellige Kennzeichnung der Filiale oder Abteilung (optional)
Das bedeutet der Swift-Ausschluss für Russland
Die allermeisten internationalen Geschäfte mit Russland wie der Öl- und Gasimport des Westens laufen über Swift.Durch den Ausschluss aus dem Swift-Netzwerk können betroffene russische Banken ihren Zahlungsverkehr nur noch über altmodische Methoden kommunizieren, zum Beispiel per Telefon, Fax oder E-Mail – im schlimmsten Fall per Geldkoffer. Das ist mit massivem zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden und bei den im Energiegeschäft notwendigen Summen eher unwahrscheinlich.
Die Konsequenzen: Es kommt kaum noch Geld nach Russland rein oder raus. Viele internationale Finanzgeschäfte werden durch die Sanktionen stark eingeschränkt – ein Ausschluss vom globalen Finanzsystem kann die Folge sein.
Erste Reaktionen der russischen Bevölkerung: Sturm auf Geldautomaten
Da auch Überweisungen von Privatpersonen ins Ausland mithilfe der sogenannten BIC-Nummer über das Swift-System laufen, wird es künftig für viele Menschen sehr schwierig werden, Ihren Familien in der Heimat Geld aus dem Ausland zu überweisen beziehungsweise umgekehrt Geld aus Russland zu transferieren.
Aus Angst vor den Folgen der Sanktionen des Westens stürmen viele russische Bürgerinnen und Bürger bereits in Scharen an die Geldautomaten, um Geld abzuheben, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. In Russland wird nun ein Bankrun befürchtet.
Die Sanktionen könnten Russland in eine historische Finanzkrise stürzen, schrieb die Leiterin des ifo- Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach, am Sonntag auf Twitter.
Russland hat Alternativen zu Swift
Russland hat sich allerdings auf Sanktionen eingestellt und nach den ersten Sanktionen im Zuge der Krim-Annexion im Jahr 2014 inzwischen ein nationales Zahlungsnetzwerk aufgebaut, das nach einem ähnlichen Prinzip wie Swift funktioniert – wenn auch weniger ausgeklügelt. Somit wäre der innerrussische Zahlungsverkehr durch den Swift-Ausschluss nicht betroffen. Auch für den Geldverkehr mit China hat Russland ein alternatives System.
Folgen für Deutschland und Europa
Der Swift-Ausschluss russischer Banken wird Experten zufolge auch die deutsche Wirtschaft belasten. Fraglich ist darüber hinaus, wie es mit einzelnen russischen Tochterbanken weitergeht, die ihren Sitz in EU-Ländern haben. Derzeit wird bereits über Liquiditätsengpässe europäischer Tochtergesellschaften russischer Banken berichtet. Geldüberweisungen oder Lieferabwicklungen sind auch für sie ohne Swift-Code kaum möglich.
Aus Wirtschaftskreisen sickerte die Befürchtung durch, der deutsch-russische Handel könne nahezu völlig zum Erliegen kommen, berichtet die dpa.
Wichtige Warenströme seien in Gefahr. Für Unternehmen könnte es schwierig bis unmöglich werden, Importe zu bezahlen beziehungsweise Einnahmen für Exporte zu verbuchen. Viele deutsche Firmen schmieden bereits Notfallpläne.
Sanktionen an Finanzmärkten bereits spürbar
"Es wird Erschütterungen an den Finanzmärkten geben, aber anders geht es nicht", twitterte beispielsweise Ifo-Chef Clemens Fuest auf Twitter.
Die Sanktionen machen sich unmittelbar zum Wochenstart an den Finanzmärkten bemerkbar. Der europäische Gaspreis ist am Montagmorgen um ein Drittel angestiegen. Der Ölpreis legte um mehr als 5 Prozent zu. Der Bundesregierung sei es allerdings wichtig, dass Gas- und andere Rohstofflieferungen weiterhin bezahlt werden können. Das soll über die im Swift-System verbleibenden russischen Finanzinstitute möglich bleiben.
Stand: 28.02.2022