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Bärtiger älterer Mann mit weißem Haar steht nachdenklich im Garten und schaut in den Himmel.

Rente mit 68, 69 oder 70 – wie lange sollen wir arbeiten?

Erhöhung des Renteneintrittsalters
Das Beratergremium des Bundeswirtschaftsministeriums schlug eine Erhöhung des Renteneintrittsalters von 67 auf 68 Jahre vor. Wer ist überhaupt bereit, so lange zu arbeiten? Und: Gibt es Alternativen? Wir erklären Ihnen, wie der Stand der aktuellen Diskussion ist und welche Lösungen denkbar sind.

 Der Vorschlag des Beirats im Bundeswirtschaftsministerium, das Renteneintrittsalter von 67 auf 68 Jahre anzuheben, war nicht der erste Vorstoß in der Diskussion um eine mögliche Rentenreform. Schon Mitte April 2021 legten führende Wirtschaftsforschungsinstitute der Bundesregierung in ihrer sogenannten Gemeinschaftsdiagnose  dar.  

Das Wichtigste in Kürze:
  • Laut Wirtschaftsexpertinnen und -experten muss die Altersgrenze für die Rente steigen, um den demografischen Wandel und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auszugleichen.

  • Ein gängiger Vorschlag ist die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 68 oder 69 Jahre. Doch auch eine Anhebung auf 70 Jahre ist im Gespräch.

  • Würde das Renteneintrittsalter beispielsweise auf 69 angehoben, wäre erstmals der Geburtsjahrgang 2001 betroffen – dieser könnte erst ab dem Jahr 2070 im Alter von 69 Jahren und vier Monaten in Rente gehen.

  • Eine Mehrheit der Deutschen lehnt längeres Arbeiten ab; eine aktuelle Civey-Umfrage zeigt, dass fast 70 Prozent der Befragten schon einer möglichen Anhebung von 67 auf 68 Jahre sehr kritisch gegenüberstehen.

  • Die Förderung flexibler Renteneintrittsmodelle und der Ausbau der privaten Altersvorsorge wären gangbare Alternativen.

Wie begründen Expertinnen und Experten die Forderung?

Die demografische Entwicklung dämpft Deutschlands Wachstumsaussichten. Will heißen: Die Experten sagen voraus, dass das Wachstum der deutschen Wirtschaft in Zukunft dadurch gehemmt werden wird, dass zu viele Menschen in Rente gehen und nicht genug junge (erwerbstätige) Menschen nachkommen werden.

Die folgende Tabelle zeigt, welche Jahrgänge in den nächsten zehn Jahren das Renteneintrittsalter erreichen werden:

Jahrgang
Alter bei Renteneintritt
Jahr des Renteneintritts
1956
65 Jahre, 10 Monate
ab 2021
1957
65 Jahre, 11 Monate
ab 2022
1958
66 Jahre
ab 2024
1959
66 Jahre, 2 Monate
ab 2025
1960
66 Jahre, 4 Monate
ab 2026
1961
66 Jahre, 6 Monate
ab 2027
1962
66 Jahre, 8 Monate
ab 2028
1963
66 Jahre, 10 Monate
ab 2029
ab 1964
67 Jahre
ab 2031

Die Übersicht zeigt: Dieser ohnehin bereits schwierige demografische Wandel wird bis zum Jahr 2031 noch dadurch verstärkt, dass die besonders geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre das Rentenalter erreichen und damit dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen werden.

Das ernüchternde Ergebnis: Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass zukünftig jedes Jahr etwa 400.000 Arbeitskräfte mehr den Arbeitsmarkt verlassen werden, als junge Menschen nachrücken. Folglich würde auch die Zahl derer sinken, die Jahr für Jahr in die Deutsche Rentenversicherung einzahlen. Es sind aber eben diese Menschen, die als langjährig Versicherte mit der gesetzlichen Einzahlung dafür sorgen, dass die Altersrente überhaupt möglich bleibt.

Auch die gestiegene Lebenserwartung trägt zu einem steigenden Ungleichgewicht in den gesetzlichen Rentenkassen bei. Wer länger lebt, aber nicht länger arbeitet, belastet rein rechnerisch die Kassen. Deshalb das Fazit der Wirtschaftsexpertinnen und -experten: Trotz der aktuellen Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 67 Jahre lässt sich die reguläre Altersrente so nicht auf Dauer halten.

Belastungen durch die Corona-Pandemie verschärfen das Problem

Dabei ist die demografische Entwicklung nicht das einzige Problem beim Thema Rente. Dazu kommen laut Expertinnen und Experten die anhaltenden Belastungen im Zuge der Corona-Pandemie. Denn: Die Hilfen, die die Bundesregierung an Menschen und Unternehmen ausgegeben hat, verursachen ein großes Defizit. Die große Herausforderung der nächsten Jahre bis Jahrzehnte ist es, die Staatsfinanzen wieder auf eine solide Basis zu stellen.

Das Renteneintrittsalter zu erhöhen, würde sich demnach doppelt rechnen: Zum einen würde sich die Lage am Arbeitsmarkt verbessern und zum anderen ließen sich die Staatsfinanzen so schneller stabilisieren.

Wer wäre zum Beispiel von der Rente mit 69 betroffen?

Welcher Jahrgang von einer Anhebung des Rentenalters erstmals betroffen wäre, hängt maßgeblich davon ab, welchem Vorschlag die Bundesregierung folgen würde. So schlug beispielsweise die Bundesbank bereits im Jahr 2019 vor, das Rentenalter in Zukunft an die zunehmende Lebenserwartung zu koppeln. Die Idee dahinter: Wer länger lebt, soll auch länger arbeiten – zumindest im Verhältnis. Konkret würde dies bedeuten: Ab 2030 würde das Rentenalter sukzessive so angehoben, dass das Verhältnis von Rentenjahren zu Beitragsjahren in etwa stabil bliebe.

Laut Bundesbank-Berechnung wären somit Menschen des Geburtsjahrgangs 2001 die erste Gruppe, die mit 69 Jahren in Rente ginge. Der Bundesbank-Vorstoß würde für sie also den Ruhestand erst ab Mai 2070 möglich machen – im Alter von 69 Jahren und vier Monaten. Zum Vergleich: Die Elterngeneration des Jahrgangs 2001 wird mit um die 67 Jahre in Rente gehen können; die Großelterngeneration hatte noch ein Renteneintrittsalter von um die 65 Jahre. Das bedeutet für das deutsche Rentensystem: Jede Generation muss in etwa zwei Jahre länger arbeiten als die Vorgängergeneration.

Mehrheit lehnt längeres Arbeiten ab

Eine aktuelle Civey-Umfrage zeigt: Weniger als 21 Prozent der Befragten bewerten eine mögliche Anhebung des Renteneintrittsalters von 67 auf 68 Jahre als positiv und begrüßen den Vorschlag. Eine deutliche Mehrheit lehnt es dagegen ab, noch länger zu arbeiten. So bewerten fast 70 Prozent der Befragten den Vorstoß als negativ und stehen längeren Lebensarbeitszeiten kritisch gegenüber.

Gibt es Alternativen zur Rente mit 69?

Der Widerstand gegen die vorgeschlagene Regelung der Bundesbank-Ökonominnen und -Ökonomen sowie des Beratergremiums des Bundeswirtschaftsministeriums ist nicht nur bei Arbeitnehmerinnen und -nehmern groß. Auch Personen aus der Politik und Verbände äußerten sich kritisch zu einer weiteren Anhebung.

Der größte Kritikpunkt: Bereits jetzt würden viele Arbeitnehmerinnen und -nehmer aufgrund von chronischen Erkrankungen oder Arbeitslosigkeit das gesetzliche Rentenalter nicht erreichen. Stattdessen würden sich immer mehr ältere Menschen mithilfe von Arbeitslosengeld I, Arbeitslosengeld II oder Krankengeld über Wasser halten, bis sie in den vorgezogenen Ruhestand gehen können – mit hohen Abschlägen. Gerade für Menschen, die in belastenden Berufen arbeiten, sei der vorzeitige Renteneintritt oft der einzig noch gangbare Weg im Alter.

Flexiblen Renteneintritt ermöglichen und private Altersvorsorge fördern

Die Lebensarbeitszeit pauschal zu erhöhen, ist für viele Menschen trotz der erhöhten Lebenserwartung eine schwierige Vorstellung. Auch vor dem Hintergrund steigender chronischer Erkrankungen und in Anbetracht der Tatsache, dass immer mehr älteren Menschen statt einem wohlverdienten Ruhestand Altersarmut droht, braucht es Alternativen zur Erhöhung des Renteneintrittsalters.

Eine Möglichkeit ist die Förderung flexibler Renteneintrittsmodelle, die sich nach den individuellen Wünschen der Arbeitnehmerschaft richten. Ein bekanntes Beispiel ist die Altersteilzeit, die es Menschen ermöglicht, in den letzten Jahren ihrer Berufstätigkeit ihre Wochenarbeitszeit zu reduzieren.

Auch die Förderung der privaten Altersvorsorge ist ein wichtiger Aspekt. Werden mehr Anreize geschaffen, auch privat fürs Alter vorzusorgen, würde dies das Rentensystem und die Kasse entlasten. Dazu gehört auch die noch ausstehende Reform der Riester-Rente.

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