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Eine Friseurin frisiert einen Kundin die Haare.

Wie viel Rente ist zu wenig?

Denkfehler Rente
Beinahe jeder Zweite in Deutschland macht sich Sorgen um seine finanzielle Situation im Alter. Jeder Dritte weiß nicht, wie viel Rente er später überhaupt bekommen wird. Es ist also durchaus möglich, dass sich viele Menschen bei ihrer zu erwartenden Rente verschätzen.

Die Renten-Sorge in Zahlen

Im Alter bereut man viele Dinge, die man nicht getan hat –das kann auch die Momente betreffen, in denen man nicht genug in seine Rentenversicherung eingezahlt hat. Die Rente ist sozusagen wie ein Sparschwein fürs Alter: Wenn es nicht genug gefüttert wird, ist es später mager. Wie aus der Umfrage "Herausforderungen Altersvorsorge"   vom März 2023 im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) hervorgeht,       

  • machen sich 37 Prozent der über 60-Jährigen Sorgen um ihren finanziellen Feierabend (nach 32 Prozent im Jahr 2020).
  • Immerhin 45 Prozent der 30- bis 59-Jährigen befürchten, dass sie im Ruhestand finanziell schlecht aufgestellt sind (2020 waren das mit 30 Prozent ein Drittel weniger).
  • Noch pessimistischer sehen es die 18- bis 29-Jährigen: 49 Prozent befürchten, dass es ihnen im Alter finanziell nicht gut gehen wird (Diese Zahl hat sich mehr als verdoppelt: 2020 waren es 20 Prozent).

Altersrente: die größten Irrtümer junger Menschen

Es gibt mehrere Missverständnisse und Irrtümer, die bei der jungen Generation im Bezug auf die Altersrente existieren:      

  1. „Ich bin noch jung, ich brauche jetzt noch nicht an die Altersvorsorge zu denken.“

    Dies ist ein großer Irrtum. Denn je früher man mit dem Sparen beginnt, desto besser lässt sich von den Zinseszinsen profitieren – und desto einfacher ist es, langfristig ein ausreichendes Rentenvermögen aufzubauen.

  2. „Die gesetzliche Rente wird ausreichen.“

    Die gesetzliche Rente allein – in der Regel 70 Prozent des Nettoeinkommens – wird in vielen Fällen nicht ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten.

  3. „Ich kann meine Rente später immer noch aufstocken.“

    Wer erst im Alter die Höhe der Altersvorsorge an die tatsächlichen Bedürfnisse anpassen will, hat es sehr viel schwieriger, ein ausreichendes Rentenvermögen aufzubauen. Je später man anfängt, desto höher sind die aufzubringenden Sparbeträge.      

  4. „Ich bin noch jung und gesund, ich werde im Alter noch arbeiten können.“

    Dies ist ein gefährlicher Irrtum. Unvorhersehbare Ereignisse wie Krankheit oder Unfall können dazu führen, dass man im Alter nicht mehr arbeiten kann.

  5. „Meine Familie wird mich im Alter unterstützen.“

    Auch dies ist ein Irrtum, denn auch die Familienverhältnisse können sich im Laufe der Zeit verändern.

    Es ist daher wichtig, sich umfassend zu informieren und frühzeitig mit der Altersvorsorge zu beginnen , um im Alter abgesichert zu sein.

Altersrente: die größten Irrtümer älterer Menschen 

Auch ältere Menschen können trotz vieler Erfahrungen irren:      

  1. „Es ist zu spät, um noch mit der Altersvorsorge zu beginnen."

    Auch wenn man älter ist, kann eine Altersvorsorge noch sinnvoll sein. Besser spät als nie – jede zusätzliche Ersparnis kann im Alter helfen. Doch die aufzubringenden Summen sind dann höher, um noch spürbare Effekte zu erzielen.

  2. „Ich habe genug Geld, um im Alter auszukommen.“

    Gut, wenn ein großes Vermögen aufgebaut werden konnte – dennoch kann es schwierig sein, dieses im Alter aufrechtzuerhalten. Die Inflation und steigende Kosten können den Besitz schnell schmälern.

  3. „Ich werde im Alter genauso viel ausgeben wie heute."

    Viele Menschen unterschätzen die Kosten im Alter. Krankheit, Pflege und steigende Lebenshaltung können dazu führen, dass mehr Geld benötigt wird als gedacht.

  4. „Ich habe schon alles erledigt, was ich für meine Altersvorsorge tun kann."

    Es kann sinnvoll sein, eine bestehende Vorsorge auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls anzupassen. Es gibt immer neue Möglichkeiten, sie zu verbessern.

  5. „Ich werde im Alter noch arbeiten können.“

    Auch wenn man im Ruhestand gesund ist, kann es schwierig sein, noch eine Arbeit zu finden, mit der sich gut Geld verdienen lässt.

    Es ist wichtig, sich auch im Alter mit einer finanziellen Vorsorge auseinanderzusetzen.

Darauf sollten Sie bei der Altersvorsorge achten

Je früher Sie also mit der Altersvorsorge beginnen, desto besser. Denn durch den Zinseszinseffekt können Sie über einen längeren Zeitraum hinweg mehr Geld ansparen und somit Ihre Rente erhöhen. Auch kleine Beträge, können mit der Zeit zu einer beträchtlichen Summe anwachsen.

Wichtig ist auch, sich im Vorfeld über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Produkte und Anlageformen zu informieren – um eine Rentenversicherung zu wählen, die Ihren ganz individuellen Bedürfnissen am besten entspricht. Diese Faktoren sollten Sie berücksichtigen:      

  • die Höhe
  • die Sicherheit
  • die Flexibilität (mögliche Teilauszahlungen),
  • die zu erwartenden Steuervorteile und
  • die Kosten (im Verhältnis zur Rendite)

Weil sich Ihre Lebensumstände, Ihre individuellen Bedürfnisse und Ziele im Laufe der Zeit ändern könnten, sollten Sie regelmäßig Ihre Vorsorge überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Das kann zum Beispiel bedeuten, zusätzliche Beiträge in die Rentenversicherung einzuzahlen oder eine weitere Anlageform zu wählen. Sie sollten auch Änderungen im Steuerrecht beachten, da sie Auswirkungen auf die Altersvorsorge haben könnten.

Der Unterschied zwischen gesetzlicher Altersversorgung und privater Altersvorsorge

Mit der Altersversorgung ist die gesetzliche Rente gemeint. Wie viel Rente Sie bekommen, hängt beispielsweise von der Höhe Ihrer Beiträge und der Dauer Ihrer Beitragszahlung ab. Ausschlaggebend ist der Verdienst während Ihres Arbeitslebens.

Mit der Altersvorsorge sind alle privaten und betrieblichen Maßnahmen gemeint, die Sie im Alter finanziell absichern. Bei einer privaten Rentenversicherung oder einer langfristigen Investition in Aktien können Sie beispielsweise selbst entscheiden, wie viel Geld Sie freiwillig einzahlen wollen.

64 Jahre ist ein beliebtes Renteneintrittsalter

Das gesetzliche Renteneintrittsalter in Deutschland hängt vom Geburtsjahrgang ab. Aktuell liegt es bei 67 Jahren. Die meisten Deutschen gehen derzeit aber mit 64 Jahren in Rente. Sie nutzen die Möglichkeit, ihren Ruhestand vorzeitig mit Abschlägen zu beginnen. Es ist aber auch denkbar, den Lebensabend aufzuschieben und später mit einem Zuschlag in Rente zu gehen.      

Unterschied Rentenabschlag und Rentenzuschlag

Was ist ein Rentenabschlag?

Wer früher mit einem Abschlag in Rente geht, zieht den Rentenbeginn vor und erhält dafür monatlich weniger Geld. Der Rentenabschlag  ist ein prozentualer Abzug des monatlichen Rentenbetrags und hängt von der Dauer des Vorziehens ab. Der Abschlag beträgt 0,3 Prozent pro Monat der vorzeitigen Inanspruchnahme, für ein Jahr also 3,6 Prozent, für zwei Jahre 7,2 Prozent – höchstens insgesamt 18,0 Prozent. Ein vorzeitiger Rentenbeginn kann sinnvoll sein, wenn Sie aus privaten, gesundheitlichen oder beruflichen Gründen nicht mehr arbeiten können oder möchten.

Was ist ein Rentenzuschlag?

Wer später mit einem Zuschlag in Rente gehen will, zögert den Beginn des Rentenbezugs hinaus und erhält dafür monatlich mehr Geld. Dies liegt daran, dass man für die zusätzliche Beitragszahlung während der Aufschubzeit mit einem Zuschlag belohnt wird. Der Rentenzuschlag  erhöht sich in der Regel um einen bestimmten Prozentsatz pro Monat, den man den Rentenbeginn hinausschiebt. Der genaue Prozentsatz hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem individuellen Rentenanspruch und der Dauer des Aufschubs. In der Regel kann man jedoch davon ausgehen, dass sich der Rentenzuschlag um etwa 0,5 bis 1,0 Prozent pro Monat erhöht.       

Wieviel Rente ist zu wenig?

Das ist zwar von verschiedenen Faktoren – wie dem individuellen Lebensstandard und den Lebenshaltungskosten – abhängig. Grundsätzlich lässt sich aber im Vergleich zum Grundrentenzuschlag   2023 sagen: 

  • Wer Schwierigkeiten hat, Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnen und Gesundheitsversorgung zu decken
  • 45 Jahre gearbeitet und dabei unterdurchschnittlich verdient hat,
  • Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hat,
  •  unter 1.100 Euro (nach 45 Beitragsjahren) oder unter 975 Euro (nach Beitragsjahren) erhält,

dessen Rente, kann als sehr niedrig angesehen werden.

Tipp: Der Berater oder die Beraterin Ihrer Sparkasse gibt Ihnen gern individuelle Empfehlungen für die Vermögens- und Altersvorsorge.

Gedeckelt: die gesetzliche Höchstrente

Die Rente ist gedeckelt. Das bedeutet, dass es bei der gesetzlichen Rente ein monatliches Höchsteinkommen gibt – unabhängig davon, wie viel Sie während Ihres Arbeitslebens verdient haben. Dafür gibt die Beitragsbemessungsgrenze an, bis zu welchem Einkommen Sie Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zahlen müssen.

Das bedeutet: Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die sehr viel mehr verdienen, bekommen später nicht automatisch sehr viel mehr Rente. Seit Januar 2023 liegt die Beitragsbemessungsgrenze  in der gesetzlichen Rentenversicherung in den neuen Bundesländern bei 85.200 Euro pro Jahr (7.100 Euro im Monat) und in den alten Bundesländern bei 87.600 (7.300 Euro im Monat).Die Beträge zur Rentenversicherung werden immer wieder an die aktuelle Einkommensentwicklung angepasst. Anfang 2023 bekommen nur wenige Menschen in Deutschland 2.400 Euro gesetzliche Rente: gerade einmal 0,6 Prozent. Und im ganzen Land sind es nur 50 Rentner und Rentnerinnen, die auf beachtliche 3.000 Euro gesetzliche Rente kommen. Die durchschnittlich gezahlte Rente liegt bei 1.089 Euro – gilt also als "kleine Rente" , wie sie etwa der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) definiert. Auch deshalb kann es sinnvoll sein, sich zusätzlich privat abzusichern, um seinen Lebensstandard zu halten.

Was beim Thema Rente oft zu kurz kommt

Oft konzentrieren sich Diskussionen über die Rente auf finanzielle Aspekte. Aber es ist auch wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie man den Ruhestand sinnvoll und erfüllend verbringen kann. Die Rente bietet die Chance, neue Hobbys oder Interessen zu verfolgen, ehrenamtlich tätig zu werden oder sich anderweitig zu engagieren. Das trägt auch dazu bei, körperlich und geistig fit zu bleiben und ein erfülltes Leben im Alter zu führen. Darunter gibt es neben der bewährten, aber kostspieligen Weltreise auch außergewöhnliche Aktivitäten wie Fallschirmspringen, Schatzsuche, freiwillige Arbeit im Ausland, ja sogar Extremsport oder Bodybuilding. Denn Rente ist, wenn man endlich ausschlafen kann – und dann trotzdem um 6 Uhr wach wird. Wohl denen, die dann etwas aus dem Tag machen.      

Welche Menschen haben erst in der Rente Karriere gemacht?

  • Colonel Sanders gründete Kentucky Fried Chicken erst im Alter von 65 Jahren, nachdem er jahrelang als Verkäufer gearbeitet hatte.
  • Laura Ingalls Wilder veröffentlichte ihr erstes Buch „Little House in the Big Woods“ im Alter von 65 Jahren. Die Autorin schrieb insgesamt neun Bücher.
  • Grandma Moses begann erst im Alter von 75 Jahren zu malen und wurde später zu einer bekannten und angesehenen Künstlerin.
  • Mary Wesley veröffentlichte ihr erstes Buch „Jumping the Queue“ mit 72 Jahren. Sie schrieb noch 9 weitere Romane.

Stand: 04.04.2023

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