Die Ukraine und Russland sind wichtige Exportnationen.
Aufgrund des Ukraine-Kriegs kommt es zu Lieferengpässen in der Lebensmittelindustrie. Trotzdem ist es nicht notwendig, eiserne Reserven zu bilden.
Auch die Automobilindustrie hat durch die Krise mit Rohstoffmangel zu kämpfen.
Welche Produkte importiert Deutschland aus der Ukraine und Russland?
Die Ukraine und Russland gelten als die Kornkammern Europas. Etwa Dreiviertel der weltweiten Exporte des Sonnenblumenöls kommen aus der Ukraine und Russland. Auch Deutschland deckt den Sonnenblumenölbedarf aus Importen. Lediglich 6 Prozent stammen von heimischen Herstellern.
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des Sonnenblumenöls wird nach Deutschland importiert.
Die Ukraine ist ein essenzieller Bestandteil der Automobilproduktion. Kabelbäume für namhafte Hersteller werden dort als eine der ersten Komponenten in die Rohkarosse integriert. Die bis zu 70 Kilogramm schwere Elektronik ist für alle Systeme im Pkw zuständig.
Welche Produkte könnten jetzt knapp werden?
Der Verband Ölsaatenverarbeitender Industrie bestätigt, dass Sonnenblumenöl knapp ist. Aktuell werden Restbestände aus der Lagerung verkauft, diese Vorräte seien jedoch in ein paar Wochen aufgebraucht. Der Sonnenblumenölbestand kann vorerst nicht durch andere Importländer aufgefüllt werden.
Beim Getreide hingegen bleibt Deutschland unabhängig. Der Selbstversorgungsgrad für Weizen liegt bei über 100 Prozent.
Anders sieht es in der Automobilindustrie aus. Die Montage der Kabelbäume ist komplex, weswegen die Produktionsstätten in der Ukraine nicht kurzfristig umdisponiert werden können. Erste Ersatzlieferungen kommen aus Rumänien. Auf lange Sicht wird es jedoch zu Lieferengpässen für VW, Mercedes, BMW, Porsche und weitere Hersteller kommen.
Sind „Hamsterkäufe“ notwendig?
Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels rät dazu, solidarisch zu sein und Waren nicht auf Vorrat zu kaufen. Aufgrund von Hamsterkäufen geht Supermärkten der Sonnenblumenöl-, Mehl- und Nudelbestand aus. In einigen Supermarktketten wird deswegen rationiert. Es darf nur noch eine begrenzte Stückzahl pro Person eingekauft werden.
Einen Grund zur Panik gibt es nicht. Andere Ölsorten sind laut Ölsaatenverarbeitender Industrie ausreichend vorhanden. Deswegen bittet die Industrie Endverbraucher und Endverbraucherinnen auf andere Speiseölsorten wie Raps- und Olivenöl umzusteigen.
Auch Mehl und Nudeln werden in Mengen auf Vorrat eingekauft. Das hat der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft beobachtet. Großeinkäufe dieser Produkte sind aber gar nicht notwendig. Es gibt in Deutschland genügend Getreide, um Bäckereien und Endverbraucher und Endverbraucherinnen mit Mehl zu versorgen. Allgemein ist die Lebensmittelversorgung in Deutschland sicher.
Wie wirkt sich das auf die Preise aus?
Die Lebensmittelpreise sind höher als vor einem Jahr. Das hat mit vergangenen und aktuellen Entwicklungen am Agrarmarkt zu tun. Die Preise für Sonnenblumenöl sind beispielsweise wegen einer Missernte in Kanada und coronabedingten logistischen Herausforderungen gestiegen. Aufgrund des Ukraine-Kriegs wird sich diese Entwicklung Ökonomen nach fortsetzen, während langfristige Prognosen gerade nicht gemacht werden können.
Energiepreise und Inflation befeuern die Preissteigerungen
Für die Produktion von Handelsgütern wird Energie benötigt. Durch steigende Energiepreise und eine wachsende Inflationsrate, werden Waren jeglicher Kategorie zukünftig teurer.
Auch die Automobilindustrie muss mit einer mangelnden Rohstoffversorgung und steigenden Preisen rechnen. Die Ukraine ist einer der wichtigsten Neon-Lieferanten. Das Gas wird zur Herstellung von Halbleitern gebraucht. Palladium wird zu einem Fünftel von Russland nach Deutschland importiert und für Katalysatoren benötigt.
Zudem hat sich der Bedarf für Nickel vervielfacht. Als Rohstoff für die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien wird es für den Ausbau der Elektromobilität benötigt. Russland ist ein wichtiges Förderland für diesen Rohstoff, was zu weiteren Preisanstiegen führen wird. Der E-Auto-Hersteller Tesla hat deswegen bereits höhere Preise für seine Fahrzeuge angekündigt.
Stand: 22.3.2022