
Die Ölpreise sind auf den niedrigsten Stand seit Jahren gefallen, weil die OPEC+ trotz schwacher Nachfrage eine deutliche Produktionsausweitung angekündigt hat.
Neue US-Zölle und drohende Handelskonflikte belasten zusätzlich die Weltwirtschaft und dämpfen die globale Nachfrage nach Rohöl.
Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren kurzfristig von günstigeren Energiepreisen, während für Anleger und die deutsche Wirtschaft neue Unsicherheiten entstehen – mit ungewisser Entwicklung auf lange Sicht.
Die Ölpreise sind erheblich gefallen. Ein Barrel (knapp 159 Liter) Rohöl der Sorte Brent kostete am Freitag 64 US-Dollar – der niedrigste Stand seit 4 Jahren. Grund dafür ist eine überraschende Ankündigung der OPEC+: Die Allianz aus 23 Förderstaaten will ihre Produktion deutlich steigern – just in dem Moment, in dem die Nachfrage schwächelt. Zusätzlich befeuern neue US-Zölle Sorgen um die Weltwirtschaft.
Mehr Öl – trotz schwächerer Nachfrage
Die OPEC+ plant, ihre tägliche Fördermenge bis Ende 2026 schrittweise um 2,2 Millionen Barrel zu erhöhen. Begründung: Man wolle „gesunde Marktfundamente“ sichern und die Kürzungen der Vorjahre kontrolliert zurücknehmen. Der eigentliche Grund scheint aber zu sein, dass sich einzelne Mitgliedsstaaten nicht an die zuvor vereinbarten Förderkürzungen gehalten haben, wie das Kartell selbst feststellen musste. Zu OPEC+ gehören unter anderem Saudi-Arabien, Russland und Venezuela.
Gleichzeitig erhöhen auch Nicht-OPEC-Länder wie die USA, Brasilien und Guyana ihre Fördermengen. Das Ergebnis: ein wachsendes Angebot.
Zölle setzen Ölpreis zusätzlich unter Druck
Zusätzlich verlangsamt die US-Regierung den Welthandel erheblich mit der Ankündigung (und dann Wieder-Aussetzung) neuer Importzölle. Besonders zwischen den USA und China ist der Warenaustausch angesichts der gegenseitig ständig höher ausfallenden Tarife stark gehemmt.
Auf einige chinesische Importe in den USA sollen künftig 145 Prozent fällig werden: 125 Prozent aus Handelsgründen sowie weitere 20 Prozent, die die US-Regierung mit der Rolle Chinas bei der Produktion der Droge Fentanyl begründet. Auch China will deutlich höhere Gegenzölle auf US-Waren erheben als geplant: Statt 84 Prozent sollen 125 Prozent fällig werden.
Für andere Länder sollen zwar niedrigere, aber dennoch beachtliche Zölle gelten. Trump hat sie zwar zum Teil vorübergehend für 90 Tage wieder ausgesetzt. Aber Analysten warnen vor einer weltweiten Rezession. Der Ölbedarf dürfte daher weiter sinken.
Benzin und Heizöl werden deutlich billiger
Beide Faktoren zusammen drücken damit enorm auf den Ölpreis. Wer noch Ölheizung hat, kann sich freuen. Gleiches gilt für Autofahrerinnen und -fahrer. Benzin und Heizöl werden deutlich billiger. Aktuell liegt der durchschnittliche Preis für Superbenzin bei etwa 1,74 Euro pro Liter, für E10 bei 1,68 Euro und für Diesel bei 1,58 Euro. Positiv kommt hinzu, dass zuletzt der Euro um einige Prozent stärker wurde. Das senkt den Ölpreis aus deutscher Sicht zusätzlich.
Auch Erdgas fällt im Preis – aber CO2-Abgabe kommt obendrauf
Erdgas war in den letzten Monaten wieder deutlich teurer geworden. Der Weltmarktpreis ist im Zuge des allgemeinen Zoll-Bebens aber nun erstmal gefallen. Das nimmt den Druck von den Erdgasanbietern, ihre Tarife weiter anzuheben. Weil Energie so wichtig ist, dürfte die Inflation insgesamt weiterfallen – vorausgesetzt, die EU erlässt nicht selbst hohe Zölle.
Ob die Preise auch mittel- bis langfristig weiterfallen, lässt sich nur schwer sagen: Bleibt US-Präsident Donald Trump auf seinem harten Kurs und kürzen die ölfördernden Länder ihre Produktion nicht, sind steigende Kurse eigentlich nicht zu erwarten.
Aber: Der Effekt der gesunkenen Rohölpreise wird durch andere Faktoren wie den steigenden CO2-Preis relativiert. Dieser erhöht die Kosten pro Liter Benzin um etwa 15,7 Cent und Diesel um 17,3 Cent. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten daher zunächst kurzfristig von den sinkenden Rohölpreisen profitieren können. Mittel- und langfristig könnten die steigenden Abgaben und Steuern die Preise wieder nach oben treiben.
Günstiges Öl – aber zu welchem Preis?
Die aktuelle Marktlage ist das Ergebnis eines seltenen Zusammenspiels: steigendes Angebot, schwächelnde Nachfrage, Zölle, geopolitische Spannungen und neue Abgaben. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das kurzfristig: finanzielle Entlastungen. Für Anlegerinnen und Anleger jedoch wächst das Risiko schwankender Kurse und eine zumindest zeitweilige Prognoseunsicherheit.
Die deutsche Volkswirtschaft wird insgesamt zumindest zeitweilig von den sinkenden Energiepreise profitieren, da sie kurzfristig die Kaufkraft stärken. Zugleich könnte die Unsicherheit an den Ölmärkten den Umbau hin zu erneuerbaren Energien beschleunigen – doch auch diese Entwicklung ist noch nicht genau absehbar.
Hier dreht sich alles ums Geld. Mit uns bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren alles über clevere Spartipps, lukrative Anlagemöglichkeiten, smarte Altersvorsorgen und News aus der Finanzwelt. Denn: Wissen zahlt sich aus!
Stand: 11. April 2025
