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Ein Containerzug mit der Aufschrift "Made in Germany" fährt auf einer Bahnbrücke durch die Anden.

Raus aus den USA? Diese Länder lohnen sich als neue Absatzmärkte

Übersehene Chancen
Die Weltwirtschaft steht am Wendepunkt. US-Präsident Trump hat mit drastischen Zöllen hohe Handelsbarrieren errichtet. Auch wenn er sie zeitweise aussetzt, muss sich Deutschland neu ausrichten. Der wichtige Exportmarkt USA verliert an Verlässlichkeit und Attraktivität. Doch es gibt vielversprechende Alternativen.

Deutschland muss die Welt neu betrachten

Die Weltwirtschaft befindet sich in einem gravierenden Umbruch. US-Präsident Donald Trump hat mit seiner unberechenbaren Zollpolitik  die Handelsbeziehungen massiv belastet. Für deutsche Exporteure bedeutet dies: Der traditionell starke Absatzmarkt und Handelspartner Nummer 1 USA wird unattraktiv. Sie sind gezwungen, ihre globalen Strategien neu auszurichten.

Aber: Dieser Wandel schafft auch Chancen. Ein Blick auf Lateinamerika, Afrika, Asien und besonders Europa zeigt spannende Perspektiven und unterschätzte Chancen: Gerade Länder wie Kolumbien, Indonesien, Albanien oder Nigeria streben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, neue Märkte ins Visier zu nehmen. Denn die stetigen Fortschritte der letzten Jahre werden von hiesigen Entscheidern häufig übersehen.

Kanada und Mexiko – künftige Premium-Partner in Nordamerika?

Mit den neuen Zöllen verabschieden sich die USA endgültig vom Freihandel. Deutsche Produkte, insbesondere Maschinen, Fahrzeuge, Pharma-, Stahl- und Chemieerzeugnisse, werden durch die Importabgaben deutlich teurer und damit weniger wettbewerbsfähig. Gleichzeitig erschwert der protektionistische Kurs der USA den Marktzugang für viele europäische Unternehmen.

Die Folge: Deutsche Exporteure müssen nach Alternativen suchen, um ihre Verluste und ihre Abhängigkeit von den USA zu reduzieren. Doch diese Entwicklung hat auch Vorteile: Auf allen Kontinenten eröffnen sich neue Märkte. Das gilt auch weiterhin für Nordamerika – in Kanada und Mexiko.

Gerade Kanada ist bislang ein unterschätzter Partner. Obwohl der bilaterale Handel in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist: 2022 stiegen die deutschen Ausfuhren um knapp 27 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro. 2023 sanken sie leicht im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro. Dennoch rangiert Kanada für Deutschland bislang nur auf Platz 24 der wichtigsten Abnehmerländer. Der Anteil am gesamten deutschen Außenhandel ist überschaubar: etwa 0,7 Prozent.

Aber das Land bietet durch das Freihandelsabkommen CETA, seine wirtschaftliche Stabilität und die Suche nach neuen Partnern abseits der USA attraktive Chancen für deutsche Unternehmen: insbesondere in den Bereichen Maschinenbau, Fahrzeuge, Chemie und erneuerbare Energien. Die aktuelle geopolitische Lage und Kanadas verstärktes Interesse an europäischen Partnern machen den Markt zunehmend interessant.

Auch Mexiko ist für deutsche Exporteure ein überaus attraktives Abnehmerland: Mit 126 Millionen Einwohnern, einer jungen, konsumfreudigen Mittelschicht und einer dynamischen Industrie bietet es enorme Absatzchancen, besonders in den Bereichen Automobil- und Maschinenbau, Chemie und Elektronik.

Klar ist aber, dass Mexiko als Drehscheibe in Richtung USA durch die Zölle einbüßt. Schwer abzuschätzen ist zudem, ob die mexikanische Wirtschaft insgesamt leiden wird. Oder ob die bevorzugten Regeln, die das nordamerikanische Freihandelsabkommen USCMA mit sich bringt, trotz Trumps Druck vorteilhaft sein könnten.

Dank des modernisierten EU-Mexiko-Abkommens genießen deutsche Firmen privilegierten Marktzugang. Gerade in Zeiten globaler Unsicherheiten verspricht Mexiko Stabilität und Wachstum als strategisch zentraler Partner für deutsche Exporteure.

Südamerika – der nächste große Handelspartner?

In den vergangenen Jahrzehnten oft als schwierig abgestempelt, zeigen einige der südamerikanischen Länder schon seit geraumer Zeit eine stabile politische und wirtschaftliche Entwicklung. Gerade Nationen wie Kolumbien oder Brasilien stehen zumindest wirtschaftlich deutlich besser da, als es in deutschen Medien oder in den Serien von Streaming-Diensten den Eindruck macht.

Noch-Finanzminister Jörg Kukies sagte vor wenigen Tagen in einem Medieninterview: „Wir sollten das Freihandelsabkommen mit den lateinamerikanischen Staaten, also Mercosur, in beschleunigter Form ratifizieren. (…) Was könnte eine bessere Antwort auf die Zollpolitik Amerikas sein, als dass der Rest der Welt sagt: Dann senken wir gegenseitig unsere Zölle und bieten unseren exportorientierten Unternehmen bessere Möglichkeiten?“ Das gleiche sagte Kukies übrigens auch mit Blick auf Asien.

Kolumbien: Wachstumsmarkt – auch ohne Kokain

Kolumbien gilt als einer der am stärksten wachsenden Märkte Lateinamerikas – auch jenseits der anhaltenden Produktion illegaler Drogen. Das Land punktet mit einer jungen Bevölkerung und einer wachsenden Mittelschicht. Ein umfassendes Freihandelsabkommen mit der EU erleichtert den Zugang. Besonders gefragt sind deutsche Maschinen, Fahrzeuge, Chemieprodukte und Technologien für nachhaltige Entwicklung – gerade im Zuge der geplanten Agrarreform und massiver Infrastrukturprojekte.

Brasilien: verbesserte Wirtschaftspolitik und zusätzliche Kaufkraft

Das Land profitiert aktuell von stabileren politischen Verhältnissen und einer verbesserten Wirtschaftspolitik. Die Nachfrage nach Maschinen, Fahrzeugen und chemischen Erzeugnissen ist hoch – Bereiche, in denen Deutschland traditionell stark ist. Zudem sorgt der Boom bei Rohstoffen wie Soja und Eisenerz für zusätzliche Kaufkraft und eine wachsende Mittelschicht im Land.

Uruguay: klein, aber stabil und progressiv

Uruguay ist eines der politisch und wirtschaftlich sichersten Länder Lateinamerikas. Mit seinen sozialen Reformen zählt es zu den progressivsten Nationen weltweit. Das gilt auch beim Thema Korruption: Im Index von Transparency International schneidet es mittlerweile besser ab als Deutschland. Mit einer Inflationsrate von etwa 5 Prozent gehört es zu den verlässlichsten Märkten der Region.

Besonders stark sind der Dienstleistungs- und Tourismussektor, erneuerbare Energien und die Agrarindustrie. Uruguay hat sich außerdem als Vorreiter bei Umwelttechnologien etabliert. Es könnte für deutsche Unternehmen ein idealer Abnehmer in vielen dieser Bereiche sein.

Argentinien: schlafender Riese

Argentinien hat zwar mit wirtschaftlichen Herausforderungen und politischer Unsicherheit zu kämpfen, bleibt jedoch ein Schlüsselmarkt in Lateinamerika. Das Land – einst das reichste der Welt – verfügt über immense natürliche Ressourcen, darunter Agrarprodukte, Lithiumvorkommen und Energierohstoffe wie Erdgas. Deutsche Maschinenbauer könnten hier moderne Technologien anbieten, um die Effizienz der Agrarproduktion und die Herstellung anderer Erzeugnisse zu steigern.

Chile: der Vorzeigemarkt

Chile gilt als einer der stabilsten und wohlhabendsten Märkte in Lateinamerika. Besonders interessant sind die Bereiche Bergbau (Kupfer), erneuerbare Energien (Solar- und Windkraft) sowie Technologie. Kupfer ist als Rohstoff für die Energiewende unverzichtbar. Der Bedarf an nachhaltigen Technologien wächst im Land zunehmend. Viele deutsche Unternehmen könnten hier ihre Expertise einbringen. Auch der Konsumgütermarkt entwickelt sich positiv: Die wachsende Mittelschicht sorgt für steigende Nachfrage nach hochwertigen Produkten aus Europa.

Afrika: der unterschätzte Kontinent?

Afrika wird oft als Entwicklungsregion abgetan, obwohl sich in einigen Ländern eine dynamische Wirtschaftsentwicklung abzeichnet. Viele afrikanische Staaten wie die traditionellen deutschen Handelspartner in Nordafrika Ägypten, Marokko, Algerien und Tunesien verzeichnen seit Jahren überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum und setzen zunehmend auf Diversifizierung, Innovation und regionale Integration.

Dennoch hält sich das Bild von Armut, Instabilität und Entwicklungsrückstand hartnäckig. Zu wenig wird beachtet, dass es 54 ganz unterschiedliche Staaten sind, und zu oft werden schlechte Nachrichten aus einem Land auf alle anderen gedanklich übertragen.

Zwar gibt es weiter große Herausforderungen: Die Abhängigkeit von Rohstoffexporten, schwache Institutionen, Korruption, unzureichende Infrastruktur und ein hoher Anteil informeller Beschäftigung bremsen das Wachstum vieler afrikanischer Staaten aus. Aber: Der Kontinent erlebt ein beispielloses Bevölkerungswachstum.

Bis 2050 wird sich die Bevölkerung voraussichtlich verdoppeln – bei rasch wachsenden Pro-Kopf-Einkommen. Damit wächst eine konsumfreudige Mittelschicht heran, vor allem in Ländern wie Angola, Nigeria, Südafrika oder Kenia. Das Bildungsniveau hat deutlich zu den führenden Nationen aufgeschlossen.

Angola: Diversifizierung, Wachstum und Größe

Angola zählt zu den größten Volkswirtschaften in Subsahara-Afrika und ist einer der wichtigsten Erdölproduzenten des Kontinents. Die Einnahmen aus Öl und Gas ermöglichen umfangreiche Investitionen in Infrastruktur, Energie und Industrie. Die Regierung verfolgt das Ziel, die Wirtschaft unabhängiger vom Öl zu machen. Das eröffnet deutschen Unternehmen die Chance, Wachstumsbranchen wie Energie (insbesondere erneuerbare Energien und Wasserstoff), Landwirtschaft, Bergbau, Lebensmittelverarbeitung und Infrastruktur zu versorgen.

Außerdem ist Angola bei Investitionsgütern, Maschinen, Fahrzeugen, Chemieprodukten und Konsumgütern stark auf Importe angewiesen. Deutsche Produkte sind wegen ihrer Qualität und Zuverlässigkeit gefragt. 2023 stiegen die deutschen Exporte nach Angola um 15,5 Prozent auf 275 Millionen Euro.

Nigeria: Gigant mit Potenzial

Mit über 211 Millionen Einwohnern ist Nigeria der bevölkerungsreichste Staat Afrikas und bietet einen der größten Binnenmärkte des Kontinents. Die Wirtschaftsmetropole Lagos fungiert als Handelsdrehscheibe für Westafrika. Trotz Herausforderungen wie Bürokratie und Infrastrukturproblemen bleibt Nigeria ein Schlüsselmarkt. Insbesondere im Bereich grüner Wasserstoff, wo das Land als zukünftiger Exporteur gilt. Die konstant wachsende Mittelschicht fragt zunehmend hochwertige Konsumgüter nach. Besonders attraktiv sind die Sektoren Maschinenbau, erneuerbare Energien und Medizintechnik.

Südafrika: das Tor zu Subsahara-Afrika

Mit einem Handelsvolumen von mehr als 20 Milliarden Euro ist Südafrika nicht nur Deutschlands wichtigster afrikanischer Handelspartner – sondern auch das Tor zu anderen Märkten in der Subsahara-Region. Mit einer gut entwickelten Infrastruktur und einem stabilen rechtlichen Rahmen bietet das Land attraktive Bedingungen für weiteres Wirtschaftswachstum. Die bilateralen Beziehungen werden durch das Handelsabkommen mit der EU und zahlreiche Kooperationsprojekte, etwa im Bereich Energie und Klimaschutz, weiter gestärkt. Deutschland exportiert bislang vor allem Kraftfahrzeuge, Maschinen und Chemieprodukte nach Südafrika.

Kenia: Ostafrikas Wirtschaftsmotor

Kenia gilt als strategischer Einstiegspunkt für den ostafrikanischen Markt. Der Hafen von Mombasa ermöglicht auch den Export in Nachbarländer wie Uganda und Ruanda, während die entwickelte Infrastruktur und gut ausgebildete Fachkräfte deutsche Unternehmen anziehen. Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich in den vergangenen 20 Jahren in etwa vervierfacht.

Besonders interessant sind Großprojekte in den Bereichen Gesundheitswesen, erneuerbare Energien und Technologie – etwa mobile Zahlungssysteme wie M-Pesa. Trotz Konkurrenz aus Asien bietet Kenia durch seine politische Stabilität und dynamische Wirtschaft langfristige Chancen für deutsche Exporteure.

Asien: mehr als nur China

China verliert mittlerweile als traditioneller Hauptabnehmer an Bedeutung für deutsche Unternehmen. Der Wettbewerb wird härter, die Absatzmöglichkeiten nehmen deutlich ab. Doch gerade die aufstrebenden Volkswirtschaften Südostasiens – vor allem Indonesien, Vietnam, Indien und Südkorea – bieten neue Chancen. Sie zeichnen sich durch dynamisches Wirtschaftswachstum, eine junge, konsumfreudige Bevölkerung und eine zunehmende Industrialisierung aus.

Diese Faktoren treiben die Nachfrage nach Maschinen, Fahrzeugen, Elektronik und Chemieprodukten „made in Germany“ an. Wer sich frühzeitig in diesen wachstumsstarken Ländern engagiert, profitiert von steigender Nachfrage, wachsender Mittelschicht und einer Diversifizierung der Absatzmärkte abseits der etablierten Handelsrouten.

Indien: Markt mit unerschöpflichem Potenzial

Indien entwickelt sich rasant zu einem der bedeutendsten Absatzmärkte weltweit. Mit einer Bevölkerung von mehr als 1,4 Milliarden Menschen ist es inzwischen die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und wächst mehr als 5 Prozent jährlich. Die indische Mittelschicht soll bis 2030 fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Dazu kommen ambitionierte Reformen, Investitionen in Infrastruktur und eine innovationsfreudige Start-up-Szene, die Indien zu einem Zukunftsmarkt für deutsche Technologie, Maschinen und nachhaltige Lösungen machen. Besonders in den Bereichen Automobil, IT, Maschinenbau und erneuerbare Energien ist die Nachfrage nach deutscher Technologie groß.

Vietnam: der aufstrebende Stern Südostasiens

Vietnam zählt zu den dynamischsten Wirtschaftsräumen Asiens und hat sich als strategische Alternative zu China etabliert. Mit einem beeindruckenden Wirtschaftswachstum von mehr als 7 Prozent jährlich und einer stabilen politischen Führung bietet das Land ideale Bedingungen für Investitionen. Deutsche Unternehmen profitieren von Freihandelsabkommen, niedrigen Produktionskosten und einer jungen, technikaffinen Bevölkerung. Besonders gefragt sind Maschinenbau, Chemieprodukte und erneuerbare Energien. Auch die wachsende Mittelschicht zeigt Interesse an deutschen Luxusgütern.

Südkorea: Hightech und Innovationskraft

Südkorea ist ein führender Hightech-Standort und bietet deutschen Unternehmen Zugang zu einem hochentwickelten Markt mit großer Kaufkraft. Bislang besteht besonders in den Bereichen Automobilindustrie, Elektronik und Künstliche Intelligenz eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Trotz hoher Markteintrittsbarrieren wie regulatorischen Anforderungen lohnt sich das Engagement aufgrund der stabilen Rahmenbedingungen und der technologischen Affinität der Bevölkerung. Deutsche Marken genießen in Südkorea einen exzellenten Ruf, insbesondere im Premiumsegment.

Indonesien: der schlafende Riese Asiens

Mit mehr als 270 Millionen Einwohnern ist Indonesien das bevölkerungsreichste Land Südostasiens und ein Markt mit enormem Potenzial. Die wachsende Mittelschicht treibt die Nachfrage nach Konsumgütern, Infrastrukturprojekten und nachhaltigen Technologien an. Deutsche Unternehmen können ihre Produkte besonders in den Bereichen Maschinenbau, erneuerbare Energien und Gesundheitswesen verkaufen. Indonesien wird oft unterschätzt, bietet jedoch durch seine Größe und strategische Lage entlang wichtiger Handelsrouten immense Chancen für deutsche Exporteure.

Europa: Chancen vor der Haustür

Auch europäische Länder – insbesondere außerhalb der Europäischen Union (EU) – bieten spannende Perspektiven. Länder wie Serbien, Albanien oder Island entwickeln sich zu wichtigen Absatzmärkten. Selbst die Ukraine etabliert sich trotz des anhaltenden Angriffskrieges durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin als interessanter Markt. Die geografische Nähe macht diese Länder für deutsche Unternehmen besonders attraktiv. Aber das ist nicht der einzige Grund.

Albanien: aufstrebender Akteur im Westbalkan

Albanien ist klein, doch das Land zeigt großes Potenzial als aufstrebender Markt im Westbalkan. Die Regierung hat in den vergangenen Jahren massiv in Infrastrukturprojekte investiert und erleichtert ausländischen Unternehmen den Markteinstieg durch Steueranreize. Besonders interessant sind die Bereiche Tourismus, Energie und Landwirtschaft. Albanien bietet zudem Zugang zu regionalen Märkten durch Freihandelsabkommen mit der EU und anderen Balkanländern. Deutsche Unternehmen können besonders von dem wachsenden Bedarf an Technologie profitieren.

Island: Wohlstand und Nachhaltigkeit

Island ist seit vielen Jahren ein attraktiver, aber oft unterschätzter Absatzmarkt. Das Land bietet trotz seiner überschaubaren Größe eine hochentwickelte, konsumfreudige Gesellschaft mit starkem Bedarf an Importgütern. Die isländische Wirtschaft ist exportorientiert und auf den Import von Industriegütern, Maschinen, Fahrzeugen und Konsumgütern angewiesen – genau jene Bereiche, in denen deutsche Unternehmen führend sind.

Zudem hat sich Island in den vergangenen Jahren wirtschaftlich diversifiziert: Neben der traditionell starken Fischerei und Aluminiumindustrie wächst die Bedeutung von Sektoren wie Tourismus, Biotechnologie und Softwareentwicklung. Für Exporteure ergeben sich daraus Chancen, innovative Produkte und Technologien in einen stabilen und wohlhabenden Markt zu liefern, der Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit legt.

Ukraine: große Chancen trotz Krieg

Trotz des anhaltenden Angriffskrieges der russischen Armee ist die Ukraine ein vielversprechender Markt für deutsche Unternehmen. Die westliche Unterstützung hat nicht nur den Wiederaufbau angestoßen, sondern auch Investitionen in Infrastrukturprojekte angekurbelt. Besonders gefragt sind Produkte in den Bereichen Maschinenbau, Bauwesen und erneuerbare Energien.

Die deutschen Ausfuhren in das Land stiegen 2024 um 17 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Das ist ein Rekordwert, der die hohe Nachfrage nach deutschen Produkten unterstreicht. Besonders attraktiv sind die Chancen beim Wiederaufbau: Staatliche Programme, internationale Hilfen und ein enormer Investitionsbedarf in Infrastruktur, Energie, Bauwirtschaft und Landwirtschaft sorgen für kontinuierliche Nachfrage nach Maschinen, Fahrzeugen, Baustoffen und Technologie.

Serbien: Dynamik und strategische Lage

Serbien ist mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent allein im Jahr 2024 für deutsche Exporteure ein besonders interessanter Markt. Außerdem gilt das Land als wirtschaftliches Zentrum des Westbalkans. Es zeichnet sich nicht nur durch seine geographische Nähe zur EU, sondern auch durch eine starke industrielle Basis aus. Deutschland ist seit Jahren Serbiens wichtigster Handelspartner und größter Investor, insbesondere in den Bereichen Automobilindustrie, Maschinenbau und Umwelttechnologien.

Die Nachfrage nach hochwertigen Maschinen, Fahrzeugen und Elektrotechnik wächst stetig – allein 2024 stiegen die deutschen Exporte nach Serbien um über 7 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Dank des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens mit der EU profitieren deutsche Unternehmen von nahezu zollfreiem Handel und einem erleichterten Marktzugang.

Jetzt umdenken – Chancen nutzen

Viele deutsche Unternehmen haben das Potenzial dieser Märkte bislang nicht genutzt und an traditionellen Absatzmärkten festgehalten. Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen zwingen sie aber nun dazu, ihre Exportstrategien zu überdenken. Denn eines scheint sicher: Die Zeiten des einfachen Freihandels, wie wir ihn bislang kennen, sind zumindest mit den USA vorbei. Ob andere Länder nachziehen werden, ist noch nicht abzusehen.

Statt an der Hoffnung festzuhalten, weiterhin zu den traditionellen Konditionen in die USA exportieren zu können, lohnt der Blick über den Tellerrand in andere Länder und Regionen mit wachsender Kaufkraft und großem Potenzial.

Natürlich erfordert das Mut zur Veränderung, Geduld bei der Erschließung neuer Märkte und die Bereitschaft, die nötigen Anfangsinvestitionen zu leisten. Und es gibt Herausforderungen wie Bürokratie, Korruption und politische Unsicherheiten, die diese Investitionen erschweren. Aber: Wer jetzt handelt, könnte von den aktuellen Umbrüchen und einer neu entstehenden Weltordnung der Wirtschaft profitieren.

Im Interview mit

Dr. Michael Kostuj

Geschäftsführer S-CountryDesk

„Man braucht einen langen Atem – neue Märkte sind kein Selbstläufer“

Herr Kostuj, welche Länder gelten bei den Kundinnen und Kunden des S-CountryDesks zurzeit als echte Geheimtipps beziehungsweise Shooting Stars im Sinne eines neuen Absatzmarktes – und was qualifiziert sie besonders?

Es gibt keine Shooting Stars mehr. Die Herangehensweise neue Märkte zu erschließen, ist diversifiziert und selektiert. Vor allem 3 Faktoren bestimmen das Handeln: Interessanter Markt für meine Produkte, gute Produktionsmöglichkeiten und / oder guter Standort für die Erschließung weiterer Märkte in der Region. Unternehmen sind derzeit sehr vorsichtig hinsichtlich ihrer Entscheidungen. Die Vorsicht resultiert aus der aktuellen politischen und geopolitischen Lage weltweit.

Hinzu kommt hinsichtlich des Außenhandels mit den USA der Faktor Zoll und das auch noch denkbar ungünstig kombiniert mit dem Faktor Unsicherheit. Nimmt US-Präsident Trump schnell wieder Abstand von seiner erratischen Zollpolitik? Das sind keine guten Aussichten für eine nachhaltige Planung.

Beim Handel mit den USA stellen sich 3 Fragen mit 3 Strategien. Entweder man hat ein so gutes Produkt, dass man es trotz hoher Zölle weiter in die USA exportieren kann mit dem Wissen, dass die Kunden es auch trotz der Aufschläge kaufen werden. Oder man lässt sich auf das Ziel der Politik Trumps ein und verlegt seine Produktion in die USA. Oder man sucht seine Märkte und Produktionsstätten außerhalb der USA.

Abgesehen von den USA sind europäische Staaten, auch jenseits der EU-Mitglieder, immer potenzielle Favoriten. Sie rücken nun wieder verstärkt in das Bewusstsein für Investitionen. Sie befinden sich meist in unmittelbarer Nähe und bieten Rechtssicherheit. Selbst Island nähert sich wieder einer Mitgliedschaft in der EU an. Die Mitgliedschaft Kanadas war zwar nur ein Scherz, aber dennoch, mit der gerade begonnen deutlichen Annäherung der wirtschaftlichen Beziehungen, könnte sich ein besonders interessanter Markt für die EU in Kanada herauskristallisieren. Er bietet hohe Absatzchancen und distanziert sich deutlich von den USA als Handelspartner. Sollten sich die (zoll-)politischen Rahmenbedingungen wieder ändern, hätte man gleichwohl eine Produktion wieder vor der Haustür der USA.

Außerdem ist Lateinamerika stets eine interessante Option. Die Region ist stabil, wenn auch ohne momentan groß in den Fokus gekommen zu sein. Die Einigung auf das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Ende des vergangenen Jahres wirkt aus jetziger Perspektive fast prophetisch. Angesichts der derzeitigen Situation kann es ebenfalls helfen, Impulse für den Außenhandel in dieser Region zu setzen.

Woran liegt es, dass deutsche Exporteure diese und andere Länder bislang übersehen haben?

Weil es bislang keine Notwendigkeit für sie gab. Die Unternehmen waren mit der EU, den USA und China sehr gut aufgestellt. Das galt bis zu einem gewissen Grad auch mit Russland vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine. In diesen Ländern gab es bislang eine hohe Stabilität, eine gewisse Zuverlässigkeit und erfreulich gute Konditionen. Das ändert sich nun nicht nur in den USA. Auch die Offenheit gegenüber China ist bereits in den letzten zwei Jahren einer gewissen Skepsis gewichen. Auf Russland müssen wir nicht weiter eingehen.

Diese langjährigen Trendmärkte sind aber nun schwierig. Allein durch die Situation in den USA könnten mittel- bis langfristig die bisher gehaltene Quote aller deutschen Exporte in die USA von derzeit circa 10 Prozent signifikant abnehmen. Das klingt verschmerzbar. Aber dabei darf das Volumen nicht vergessen werden. Deutschland hat 2024 Güter im Wert von knapp 158 Milliarden Euro in die USA exportiert. Es lohnt auch der Blick auf einzelnen Branchen: So beträgt die Exportquote der Pharmaindustrie in die USA 24 Prozent und für die Automobil-Hersteller und die Luft- und Raumfahrt jeweils circa 17 Prozent. Das ist schon signifikant.

Was sollten deutsche Unternehmen besonders beachten, die sich nun neu ausrichten müssen?

Es gibt wieder eine neue Sicht auf Europa, gerade angesichts der aktuellen Themen: Zölle, Rechtssicherheit und nicht zu vergessen Lieferketten. Außerhalb Europas lohnt der Blick Richtung Nordwesten und Südwesten. Der neu entstehende nördliche Gürtel mit Island, Grönland und Kanada könnte interessante Perspektiven bilden. Ähnliches gilt für Mittel- und Südamerika.

Afrika erscheint leider immer noch nicht so sehr im Fokus. Schon seit 20 Jahren heißt es, der Kontinent sei im Kommen. Aber seitdem hat sich die Situation nur sehr punktuell verbessert. Ein Dauerbrenner bleibt Asien, nun ohne eine Fokussierung auf China. Seit den 2000er Jahren entstehen dort attraktive Absatzmärkte und Produktionsstätten. Einzelne Länder wie Vietnam aber insbesondere auch Indien haben sich gerade in den vergangenen Jahren noch einmal besonders weiterentwickelt und lohnen einen prüfenden Blick.

Wenn sich die deutschen Unternehmen für die Verlagerung ihres Exports in neue Länder entscheiden, ist es wichtig, dass sie sowohl Ausdauer als auch Flexibilität mitbringen. Es dauert in der Regel 2 Jahre, einen neuen Absatzmarkt zu etablieren. Außerdem ist es wichtig, sehr genau hinzuschauen, ob die eigenen Produkte auch zu den neuen Ländern passen. Dass sie Kassenschlager in den USA waren, heißt nicht, dass sie auch in Brasilien, Island oder Südkorea automatisch stark nachgefragt werden. Man braucht also einen langen Atem – neue Märkte sind kein Selbstläufer.

Last but not least kann man allen Unternehmen empfehlen, sich genau beraten zu lassen. Jedes Land bringt seine Eigenheiten mit sich. Das gilt nicht nur für spezielle Marktkonditionen und Produktspezifikationen, sondern auch für juristische Herausforderungen. Die Sparkassen-Finanzgruppe ist extrem gut aufgestellt. Wir verfügen über die Partner, die Produkte und über das Netzwerk, für das unter anderem seit mehr als 20 Jahren der S-CountryDesk steht. Nicht zu vergessen unsere S-weltweit-App, mit permanent tagesaktuellen, neuen Informationen. Sparkassen und S-Internationals arbeiten konsequent lösungsorientiert, egal wie das Engagement oder die Entscheidung ihrer Kunden hinsichtlich Ausfuhr oder Investition aussieht.

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Der S-CountryDesk der Sparkassen ist ein internationales Netzwerk, das deutsche Unternehmen bei Auslandsgeschäften unterstützt. Er bietet Zugang zu länderspezifischem Know-how, vermittelt Kontakte zu Partnern vor Ort, ermöglicht Kontoeröffnungen im Ausland von Deutschland aus und liefert Informationen zu rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Rahmenbedingungen. Zudem hilft er bei Finanzierungen, Immobilienprojekten und der Absicherung internationaler Risiken – gebündelt über die Sparkassen und ihre globalen Partner.

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Stand: 17.04.2025

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