Die Kurse der Aktien und Anleihen sind in den vergangenen Jahren wiederholt eingebrochen, um dann wieder neue Höchststände zu markieren. Daher ist es bei der Geldanlage umso wichtiger, gewisse Regeln zu beachten.
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt des Wertpapierhauses der Sparkassen-Finanzgruppe DekaBank, erklärt, worauf es ankommt, das Ersparte sowohl krisenresistent als auch gewinnorientiert zu investieren.
3 Fragen zu Geld an
Dr. Ulrich Kater
Herr Dr. Kater, in den vergangenen Jahren haben die Kursverläufe von Aktien und anderen Wertpapieren eine ziemliche Achterbahn verzeichnet. Zuletzt machte sich die Ankündigung des Ölverbunds Opec+, ab Mai die Ölförderung zu drosseln, an den Börsen bemerkbar. Müssen die Anlegerinnen und Anleger ständig befürchten, ihre Investitionen am Kapitalmarkt zu verlieren?
Der Kapitalmarkt ist einer der wichtigsten Märkte der Volkswirtschaften, aber auch einer der geheimnisvollsten: Seine Produkte sind nicht sichtbar und die Mechanismen für viele Leute schwer verständlich. Der Kapitalmarkt bringt Anlegerinnen und Anleger sowie Investorinnen und Investoren zusammen. Die einen wollen sparen, das ist ein Grundbedürfnis aller privaten Haushalte. Die anderen wollen investieren, das bringt Wohlstand und Wachstum voran.
Dieser Markt funktioniert grundsätzlich gut, auch gegenwärtig. Die Bewältigung der Coronakrise etwa wäre ohne den Kapitalmarkt wohl kaum gelungen, denn die vorübergehend benötigten Mittel zur Stabilisierung der Wirtschaft konnten die Regierungen nur am Kapitalmarkt aufnehmen. Natürlich gibt es viele Risiken im Einzelnen, etwa dass Investitionsprojekte scheitern und Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden können. Dagegen kann und sollte sich der Anleger durch Streuung seiner Ersparnisse schützen.
Risiken im Großen gibt es, wenn es systematische Ungleichgewichte am Markt gibt, die etwa durch Herdenverhalten verstärkt werden. Dann müssen die „Manager“ des Finanzsystems, die Notenbanken und Staaten das Gleichgewicht wiederherstellen. Das ist in den vergangenen Jahrzehnten am Ende immer gut gelungen, selbst wenn es mitunter starke Schwankungen von Kursen und Preisen gab. Ich zweifele nicht daran, dass diese Balanceübung auch in Zukunft erfolgreich sein wird.
Seitdem die Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten wieder steigen, überlegen viele Menschen, ihr Erspartes dort zu investieren. Aber sind sie – vor allem bei der aktuellen Inflationsrate – wirklich eine so gute Anlagemöglichkeit?
Zum ersten Mal seit langem gibt es wieder Zinsen. Das liegt aber daran, dass eine rekordhohe Verschuldung bekämpft werden muss. Zurzeit reichen diese Zinsen nicht aus, um den Kaufkraftverlust durch Inflation auszugleichen. Zwar wird die Inflation mittelfristig wieder deutlich sinken. Dann sinken aber auch die Zinsen wieder, wie es sich am US-Kapitalmarkt in den längeren Laufzeiten bereits ankündigt.
Es bleibt dabei: die risikolose Anlage auf Einlagenkonten und in Bundesanleihen ist auf Dauer am schlechtesten geeignet, die Kaufkraft des Vermögens zu erhalten, geschweige denn sie zu vermehren. Da müssen andere Anlageformen wie Anleihen, Aktien oder Immobilien her. Liquidität in Form von Bankeinlagen hat ihren Platz im Portfolio eines jeden privaten Haushalts, aber die langfristigen höherrentierlichen Anlagen sollten hier zu einem vernünftigen Verhältnis stehen. Im Durchschnitt der deutschen Haushalte sind langfristige Anlagen immer noch zur sehr unterrepräsentiert.
Wie genau muss ich mein Geld am Kapitalmarkt investieren, um attraktive Gewinne bei möglichst geringem Risiko zu erwirtschaften?
Analysieren Sie ihren Finanzbedarf über die kommenden 20 bis 30 Jahre. Teilen Sie das jetzige Vermögen und die künftigen Ersparnisse entsprechend in kurz-, mittel- und langfristige Anteile auf. Eröffnen Sie ein Wertpapierdepot. Legen Sie diese Anteile in den dazu passen Segmenten des Kapitalmarktes an. Achten Sie auf eine breite Streuung der Anlagen. Achten Sie auch auf eine zeitliche Streuung der Kaufzeitpunkte, am besten eröffnen Sie verschiedene Sparpläne für Aktien und Anleihen. Wem all das zu kompliziert ist, der wende sich an die Berater oder Beraterinnen seiner örtlichen Sparkasse oder Bank. Die machen solche Vermögensstrukturierungen täglich und sehr professionell.
Stand: 24.04.2023