Viele gesetzliche und private Krankenkassen haben angekündigt, ihre Beiträge spätestens im kommenden Jahr spürbar anzuheben.
Steigende Ausgaben erhöhen die Belastung für Krankenkassen.
Gesetzlich Versicherte können bei einer Erhöhung ihres Zusatzbeitrags zu einer günstigeren Krankenkasse wechseln.
Rekordanstieg bei den Krankenkassenbeiträgen möglich
Die Krankenversicherung könnte für viele gesetzlich Versicherte im kommenden Jahr deutlich teurer werden. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) soll im kommenden Jahr auf einen Rekordwert von 2,5 Prozent steigen – ein Plus von 0,8 Prozentpunkten und damit der höchste Wert seit der Wiedervereinigung.
Mit dem regulären Beitragssatz von 14,6 Prozent läge der Gesamtbeitrag 2025 dann bei einer Rekordhöhe von 17,1 Prozent, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vom Bruttolohn abgeführt werden. Der Beitrag wird zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmenden getragen.
Die genannten Erhöhungen für das Jahr 2025 ergeben sich nach der Analyse der Finanzlage aus den Schätzergebnissen der Vertreterinnen und Vertretern des Bundesamtes für Soziale Sicherung, des GKV-Spitzenverbandes und des Bundesministeriums für Gesundheit.
Der Wert ist allerdings nur eine theoretische Größe, die sich aus dem Verhältnis von laufenden Einnahmen und Ausgaben der Krankenkassen ergibt.
Wie sehr der Beitragssatz im kommenden Jahr tatsächlich steigen wird, entscheidet jede Krankenkasse individuell.
Zusatzbeitrag fällt unterschiedlich hoch aus
Die aktuell 95 gesetzlichen Krankenkassen erheben – mit einer Ausnahme – zur Kostendeckung einen Zusatzbeitrag, der ebenfalls hälftig von beiden Seiten gezahlt wird. Dieser ist unterschiedlich hoch und liegt laut einer ständig aktualisierten GKV-Liste im Moment zwischen 0,7 und 3,9 Prozent. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz für das Jahr 2024 liegt bei 1,7 Prozent.
Das Gesundheitssystem ist so teuer wie noch nie – Ausgaben steigen weiter
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilte in einer ersten Reaktion mit , dass das deutsche Gesundheitswesen das teuerste in Europa und in vielen Bereichen nicht effizient sei. Eine wesentliche Ursache für die steigenden Kassenbeiträge seien im Rekordtempo wachsende Ausgaben für Krankenhäuser. Die gesetzlichen Krankenkassen müssen daher im laufenden wie im kommenden Jahr mit hohen Ausgabensteigerungen rechnen. Mit über 100 Milliarden Euro verzeichnet der Krankenhausbereich mit Abstand die größten Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung. In diesem Bereich wuchsen sie bereits 2023 um über 7 Prozent und im ersten Halbjahr 2024 sogar um rund 8 Prozent, teilt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit . Die Tatsache, dass die Zuwächse die Einnahmen inzwischen deutlich übersteigen, trägt erheblich zum Anstieg der Zusatzbeiträge bei.
Bei 3.000 Euro brutto haben Sie 12 Euro weniger netto
Laut der Prognose des GKV-Schätzerkreises werden die Ausgaben der Krankenkassen im Jahr 2025 mit 341,4 Milliarden Euro veranschlagt. Auf Basis dieser Schätzung will das Gesundheitsministerium einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag für das kommende Jahr bekannt geben. Die genaue Höhe legen die Krankenkassen dann aber jeweils selbst fest.
Daher sind aktuell noch keine genauen Angaben zur tatsächlichen Höhe der Kosten für die Bürgerinnen und Bürger möglich.
Eine Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte würde rein rechnerisch bei einem Einkommen von 3.000 Euro brutto im Monat 12 Euro weniger netto bedeuten – die anderen 12 Euro zahlt der Arbeitgeber.
Ihr Zusatzbeitrag wird erhöht – das können Sie jetzt tun
Erhöht Ihre Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag, haben Sie als gesetzlich Versicherte ein Sonderkündigungsrecht. Das heißt konkret, dass Sie nicht wie üblich zwölf Monate Mitglied gewesen sein müssen. Allerdings müssen Sie auch bei der Sonderkündigung noch zwei Monate bei Ihrer bisherigen Versicherung bleiben, bevor sie bei der neuen Krankenkasse von einem möglicherweise günstigeren Tarif profitieren.
Der Wechsel zwischen gesetzlichen Krankenkassen ist in der Regel unkompliziert und ohne nennenswerte Risiken. Es genügt, bei der neuen Krankenkasse einen Antrag zu stellen; sie kümmert sich dann um die Kündigung der alten Versicherung. Alle gesetzlichen Kassen sind verpflichtet, Menschen unabhängig von ihrem Alter, Einkommen und Gesundheitszustand aufzunehmen. Sind Sie mit einer Krankenkasse unzufrieden, können Sie diese nach zwölf Monaten wieder verlassen.
Auch Beiträge der privaten Krankenversicherungen steigen drastisch
Auch rund zwei Drittel der Vollversicherten in der privaten Krankenversicherung (PKV) müssen ab 1. Januar 2025 mit Beitragserhöhungen rechnen – im Durschnitt 18 Prozent mehr, teilte der PKV-Verband mit .
In der PKV werden Beiträge nur angepasst, wenn die Kosten pro Tarif um mindestens 10 Prozent steigen – es sei denn, niedrigere Schwellenwerte sind vertraglich vereinbart. Diese Regelung verursacht oft sprunghafte, langfristig jedoch moderate Anstiege.
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Stand 4. November 2024, mit dpa, Foto: Jens Kalaene/dpa