Ein Ölfeld mit Ölpumpen in der Abendsonne. Davor eine Wasserfläche auf der sich alles spiegelt.

Welche Folgen die Ölpreisentwicklung auf Benzin- und Heizöl-Kosten hat

Opec+ will Förderung drosseln
Die ölproduzierenden Länder der Opec+ kündigten Anfang April überraschend eine drastische Förderkürzung an. Als Begründung nannten sie eine Abschwächung der Nachfrage. Dieses Vorgehen hat unmittelbar Auswirkungen auf den aktuellen Rohölpreis – und damit auch auf die Kosten von Benzin und Heizöl.
Das Wichtigste in Kürze:

Opec+-Staaten reduzieren Angebot erheblich

Die Organisation erdölexportierender Länder sowie ihre Partnerstaaten (Opec+) kündigten Anfang April überraschend an, ihre Rohöl-Förderung massiv zu drosseln. Daraufhin verteuerten sich in den vergangenen beiden Wochen die Preise für Öl und Ölprodukte deutlich. Die Förderallianz erklärte unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland, die Menge in den kommenden beiden Monaten um 1,15 Millionen Barrel (Fass zu je 159 Liter) pro Tag zu reduzieren und ab Juli sogar um täglich 1,66 Millionen Barrel. Das macht etwa 1,6 Prozent der globalen Ölproduktion aus.

Saudi-Arabien und Russland wollen ihr Angebot um je 500.000 Barrel Rohöl pro Tag verknappen und übernehmen damit fast zwei Drittel der Kürzungen. Andere Opec+-Mitglieder wie Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Algerien folgen diesem Beispiel der Ankündigung zufolge mit deutlich geringeren Mengen.

Ölpreisentwicklung macht sich für private Haushalte und Unternehmen bereits bemerkbar

Nach der überraschenden Mitteilung stieg der Preis der Rohölsorte Brent auf mehr als 85 US-Dollar je Barrel. Zum Monatsbeginn hatte er noch bei weniger als 80 US-Dollar gelegen. Bis Mitte April pendelte er sich nach zeitweise 87 US-Dollar bei rund 86 US-Dollar ein.

Mit etwas Verzögerung machte sich die Entwicklung der Rohölpreise auf dem Weltmarkt auch an den Zapfsäulen bemerkbar. Die Preise für Benzin legten wieder spürbar zu: Am Ostermontag kostete ein Liter Super E10 im Tagesdurchschnitt nach Zahlen der Internetplattform Clever Tanken 1,82 Euro, ein Liter Diesel 1,71 Euro. Entlang der meisten Autobahnen waren die Preise dabei zum Teil deutlich höher. Bis zu Beginn der zweiten Aprilhälfte sank der Preis für einen Liter E10 wieder auf knapp 1,77 Euro, für einen Liter Diesel auf gut 1,68 Euro.

Opec+ will kurzfristig Preis stabilisieren – und riskiert langfristig den eigenen Absatz

Ein wesentlicher Grund für die Förderdrosselung ist die Sorge der Produzenten um die Preise: Im Vergleich zum Sommer 2022 waren Öl und Ölprodukte in den vergangenen Monaten für Menschen und Wirtschaft deutlich günstiger zu haben. Daher wollen die Förderstaaten nun dagegen steuern.

Zudem argumentieren sie mit der aktuellen Konjunkturentwicklung. Obwohl Chinas Wirtschaft seit dem Ende der restriktiven Corona-Maßnahmen wieder wächst, sind die Sorgen um die Weltwirtschaft gewachsen: Die Folgen des Kriegs in der Ukraine, die Zinserhöhungen der Notenbanken sowie die Furcht vor einer neuen Bankenkrise schüren Ängste vor einer Rezession. Eine wirtschaftliche Abschwächung würde die Nachfrage nach Rohöl dämpfen und damit die Ölpreise sinken lassen.

Mit ihrer Entscheidung steigert die Opec+ zunächst die Preise für Rohöl auf dem Weltmarkt – und damit die Kosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Zugleich ist dieses Vorgehen aber ein Risiko für die Ölstaaten. Denn je höher die Preise für Sprit und Heizöl steigen, desto attraktiver werden Alternativen wie E-Autos und Wärmepumpen für Menschen und Unternehmen. 

So funktionieren die Mechanismen des Rohölmarkts

Vor allem bestimmen Angebot und Nachfrage die Preise auf dem Rohölmarkt. Aber viele Aspekte können diese beiden zentralen Faktoren beeinflussen.

Zunächst einmal gibt es das Angebot an Rohöl: Die auf dem Markt verfügbare Menge wird von den Ölproduzenten wie der Opec+ bestimmt. Die größten Produzenten sind Länder wie Saudi-Arabien und Russland aber auch die USA, die nicht der Opec+ angehören. Die Menge der Rohölförderung kann von verschiedenen Faktoren abhängen. Dazu zählen politische Entscheidungen und Naturkatastrophen ebenso wie technologische Fortschritte.

Die Nachfrage nach Rohöl wird ebenfalls von verschiedenen Faktoren beeinflusst, vor allem der wirtschaftlichen Aktivität, der Industrie und dem Verkehr. Wenn die Wirtschaft wächst, nehmen die Industrie und der Verkehr zu. Dann steigt auch die Nachfrage nach Rohöl und damit der Preis.

Die meisten Rohölpreise werden auf dem Weltmarkt aber durch den Handel von sogenannten Futures-Kontrakten bestimmt. Dabei handelt es sich um ein Finanzinstrument, das den Preis für Rohöl zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft festlegt.

Darüber hinaus beeinflussen geopolitische Ereignisse die Preise für Rohöl, wie etwa Kriege oder politische Spannungen. Wenn zum Beispiel ein Krieg die Ölförderung in einem bestimmten Land beeinträchtigt, kann dies ebenfalls zu einem Anstieg der Rohölpreise führen. Ein weiterer Faktor ist die Spekulation auf dem Markt. Investoren können den Preis für Rohöl beeinflussen, indem sie große Mengen kaufen oder verkaufen.

Häufige Fragen zur Ölpreisentwicklung

Es gibt mehrere wichtige Gründe für die aktuelle Rohölpreisentwicklung:

  1. Angebotsbegrenzung: Die Opec+-Länder haben angekündigt, ab Mai die Förderung zu begrenzen, um den Ölpreis zu stabilisieren. Wenn weniger Öl auf den Markt kommt, erhöht das den Preis.
  2. Nachfrage: Die Nachfrage nach Öl ist weltweit wieder gestiegen, da die Konjunktur wieder an Fahrt aufnimmt. Insbesondere in Schwellenländern wie China steigt die Nachfrage nach Öl, da sie ihre Wirtschaften noch breiter und diverser aufstellen wollen.
  3. Geopolitische Spannungen: Spannungen in einigen Ölförderländern können die Produktion beeinträchtigen und den Preis erhöhen. Zum Beispiel haben die Sanktionen gegen den Iran die Ölproduktion des Landes reduziert und damit den Preis gesteigert.

Der Heizöl-Preis hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Nachfrage nach Öl, der Fördermenge, der politischen Situation und der globalen wirtschaftlichen Entwicklung. Da die Opec+-Länder angekündigt haben, die Rohöl-Fördermenge deutlich zu reduzieren, sind zunächst die Kosten für Heizöl angestiegen. Es ist aber schwierig, eine genaue Vorhersage über den weiteren Preisverlauf für 2023 zu treffen, da angesichts der wärmeren Temperaturen die Nachfrage nach Heizöl sinkt. Auch über die anderen relevanten Faktoren lässt sich keine mittel- oder langfristige Aussage treffen.

Aufgrund der beabsichtigten Förderkürzung der Opec+-Länder ist zunächst davon auszugehen, dass die Preise für Öl und Ölprodukte steigen. Es gibt auch weitere Faktoren, die die Entwicklung des Ölpreises ankurbeln könnten. Dazu gehören eine steigende Nachfrage nach Öl in Schwellenländern, geopolitische Spannungen in einigen ölproduzierenden Ländern ebenso wie unerwartete Ereignisse wie Naturkatastrophen oder die Auswirkungen von Wirtschaftssanktionen.

Die Drosselung der Fördermenge und ein damit verbundener Anstieg der Ölpreise erschwert den Kampf der Notenbanken gegen die Inflation. Seit Monaten erhöhen wichtige Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England oder die US-Notenbank Federal Reserve (FED) die Zinsen, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Die FED hatte eingeräumt, dass die Drosselung der Fördermenge diese Arbeit erschwere.

Nach der Ankündigung der Opec+-Länder, die Fördermenge drosseln zu wollen, reagierten die Ölpreise mit einem Höhenflug. Der Preissprung für die Nordseesorte Brent betrug zuerst rund 6,3 Prozent, in der Spitze sogar knapp 9 Prozent und mittlerweile 7,5 Prozent. Wie die weitere Entwicklung verläuft, bleibt abzuwarten, wenn die angekündigten Kürzungen tatsächlich eintreten. Es ist aber davon auszugehen, dass die Preise sich auf einem hohen Niveau einpendeln, bis die Förderländer ihre Produktion wieder ausweiten.

Die Maßnahmen der deutschen Bundesregierung oder anderer Regierungen gegen hohe Ölpreise sind sehr begrenzt. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, die sie ergreifen können:

  1. Subventionen: Die Regierungen können Ölsubventionen einführen, um den Preis für Verbraucherinnen und Verbraucher zu senken. Die Bundesregierung hat dies zuletzt mit dem sogenannten Energie-Entlastungspaket getan, bei dem alle Angestellten und Selbständigen mit Einkommen einmalig 300 Euro erhielten. Mit diesem Geld sollen die Menschen besser ihre Rechnungen für Strom, Gas und Heizöl bezahlen können.
  2. Regulierung: Die Regierungen können den Ölmarkt regulieren, um sicherzustellen, dass die Preise nicht übermäßig steigen. Dies kann durch die Regulierung der Ölproduktion, die Begrenzung von Preiserhöhungen oder die Einführung von Preisobergrenzen geschehen.
  3. Förderung von erneuerbaren Energien: Die Regierungen können den Ausbau erneuerbarer Energiequellen wie Solar-, Wind- oder Wasserenergie fördern. Dies kann dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Öl zu reduzieren und den Preis zu stabilisieren.

Stand: 17.04.2023

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