
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins auf 2,75 Prozent gesenkt.
Die Zinssenkung macht Investitionen leichter, was die Konjunktur stützt – und auch Aktienbesitzerinnen und -besitzer freut.
Für Immobilienkredite könnten die Zinsen dadurch ebenfalls sinken.
Zinsen sinken seit dem Sommer 2024
Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank 2024 um 0,2 Prozent. Aber auch in anderen europäischen Ländern fiel die Konjunktur eher verhalten aus. Ein wesentlicher Grund sind die hohen Zinsen. Sie machen Kredite teuer und erschweren Unternehmen so dringend nötige Investitionen. Können die Unternehmen aber zu geringeren Zinsen Geld leihen, investieren sie mehr und schaffen damit zusätzlich Nachfrage.
Die Europäische Zentralbank hat diese Konjunkturbremse nun weiter gelockert: Ende Januar 2025 senkte sie den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent. Das ist die fünfte Zinssenkung seit Mitte 2024.
Ende der Wirtschaftsflaute?
Bis die Senkungen ihre Wirkungen entfalten, dauert es in der Regel einige Monate. So war es auch, als die EZB die Zinsen ab Sommer 2022 anhob. Sie drosselte damit die wirtschaftliche Dynamik, um die Inflation zu bekämpfen. Denn wenn die Wirtschaft lahmt, gibt es weniger Spielraum für die Unternehmen, ihre Preise zu erhöhen.
Stellen Sie sich vor, Sie betreiben einen Kohlebergbau. Wenn die Wirtschaft gut läuft, wird viel Energie benötigt. Und Sie können Ihre Kohlen teurer verkaufen, da die Kunden Schlange stehen. Wenn aber durch hohe Finanzierungskosten, wie sie durch hohe Leitzinsen entstehen, die Kunden plötzlich ausbleiben, verkaufen sich auch Ihre Kohlen schlechter. Sie werden auf Preiserhöhungen verzichten, oder die Preise sogar senken müssen.
"Die Zinssenkung um 25 Basispunkte schafft kurzfristig etwas Luft, aber sie kann die strukturellen Probleme in Europa nicht lösen. Ohne gezielte Reformen für nachhaltiges Wachstum verpufft ihre Wirkung.
Die Geldpolitik allein reicht nicht aus. Es braucht entschiedene Maßnahmen, um Investitionen zu fördern und den Strukturwandel voranzutreiben. Weniger Bürokratie und mehr Planungssicherheit sind der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum.
Wir erwarten, dass die EZB ihren ‚datenabhängigen Ansatz‘ ernst nimmt und die Lage flexibel und mit Augenmaß und Vorsicht einschätzt. Im Zweifel muss das Hauptziel der Geldpolitik – Preisniveaustabilität zu wahren – klaren Vorrang genießen.
Die jüngste Erhöhung der CO2-Preise sowie steigende Gesundheitskosten treiben die Preise zusätzlich an. Die EZB muss wachsam bleiben, um neue Inflationsdynamiken zu verhindern."
Inflation im Griff
Genau das ist in den vergangenen anderthalb Jahren passiert: Die Preise stiegen im Durchschnitt kaum noch. 2024 lag die Inflationsrate, die die durchschnittliche Preissteigerung misst, in Deutschland bei 2,2 Prozent. 2023 lag sie bei 5,9 Prozent und 2022 stiegen die Preise durchschnittlich sogar um 6,9 Prozent.
Daher senkt die EZB die Leitzinsen. So kann sie der Konjunktur neuen Schwung verleihen.
Trump sauer auf US-Zentralbank
Das weiß auch US-Präsident Donald Trump. Er hat die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) dafür kritisiert, dass sie am Mittwoch ihre Leitzinsen nicht senkte. Diese liegen nun weiter bei 4,25 bis 4,5 Prozent. Im Euroraum, für den die EZB zuständig ist, sind es nun mit 2,75 Prozent deutlich weniger – das verschafft der hiesigen Wirtschaft einen leichten Wettbewerbsvorteil.
Wie Ihnen die Zinssenkung nutzt
Neben der allgemeinen Wirtschaftslage beeinflusst die Zinssenkung aber auch Sie ganz persönlich: Die Zinsen Ihrer Sparkasse oder Bank werden indirekt von den Leitzinsen beeinflusst. Wer ein Haus bauen will und dafür einen Kredit braucht, kann mit leicht sinkenden Zinssätzen rechnen. Wer sein Geld auf die hohe Kante legen will, bekommt allerdings auch weniger Zinsen.
Auch den Euro-Staaten nutzen niedrige Leitzinsen: Die Zinsen, die sie auf ihre Schulden zahlen müssen, bewegen sich oft ebenfalls gemeinsam mit den Leitzinsen. Weniger Zinszahlungen lassen mehr Spielraum im Staatshaushalt für andere Ausgaben – oder für Steuersenkungen.
Börsenboom auch Dank Zinssenkungen
Anlegerinnen und Anleger freuen sich ebenfalls über den EZB-Konjunkturbooster: Die Börsenkurse stiegen schon im Voraus auf neue Rekordhöhen. Gleichzeitig sind für weitere Zuwächse die in der Zukunft zu erwartenden Zinssätze interessant. EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist mit ihren Aussagen diesbezüglich allerdings zurückhaltend. Sie verwies auf der Pressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt auf mögliche Handelsbarrieren. Denn die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle könnten die Preise allgemein stark beeinflussen. Das könnte das Ziel der EZB gefährden, eine Inflationsrate von knapp 2 Prozent zu erreichen.
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Stand: 30.01.2025
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