Wirtschaft Zeichen auf Erholung, Containerschiff im Sonnenuntergang

Warum die Zeichen auf Erholung stehen

Deutsche Wirtschaft
Es gibt gute Nachrichten für die deutsche Wirtschaft: Nach etwa zwei Jahren ist die Wirtschaftsleistung wieder etwas gestiegen. Die Deutsche Bundesbank hebt mit ihrem Bericht vom Juni 2024 die Stimmung an: Erwartet wird, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2. Quartal noch einmal leicht steigt.

Überraschend: Trotz Schwierigkeiten gibt es positive Signale

„Während die deutsche Wirtschaft nach wie vor Gegenwind hat, mehren sich die Lichtblicke“, sagten die Experten der Notenbank. Im ersten Quartal überraschte Deutschlands Wirtschaft mit einem kleinen Wachstum von 0,2 Prozent . So erholt sich die Industrie langsam: Die Produktion stieg im April 2024 und die Nachfrage aus dem Ausland nimmt derzeit zu. Auch der private Konsum, der zu Jahresbeginn schwach war, wächst. Höhere Zinsen bremsen jedoch weiterhin Investitionen, besonders im Wohnungsbau.

7 Zeichen, die auf die Erholung der Wirtschaft deuten

Anstieg des BIP

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte im zweiten Quartal wieder leicht steigen. Dies zeigt, dass die deutsche Wirtschaft trotz einiger Herausforderungen auf dem richtigen Weg ist. Ein wachsendes BIP signalisiert eine positive Entwicklung und steigendes Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität.

Mehr Industrieproduktion

Die Industrieproduktion stieg im April leicht an, ein Zeichen dafür, dass die Produktion in wichtigen Sektoren zunimmt. Besonders die Nachfrage aus dem Ausland zeigt Verbesserungen und gibt Hoffnung auf weitere Erholung. Diese Entwicklung stärkt die gesamte Wirtschaftsleistung und signalisiert eine langsame, aber stetige Erholung der Industrie.

Erholung des Dienstleistungssektors

Auch diese Branche erholt sich weiter, denn die Nachfrage nach Dienstleistungen zieht wieder an. Eine starke Dienstleistungsbranche ist entscheidend für die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Erhöhte Löhne, mehr Konsum

Dank steigender Löhne haben die Menschen mehr Geld zum Ausgeben. Dies führt zu einer verbesserten Verbraucherlaune und könnte die Konsumstimmung im laufenden Quartal weiter ankurbeln. Mehr Konsum bedeutet mehr Umsatz für Unternehmen und somit eine stärkere Wirtschaft.

Stabile Auftragslage

Der Auftragseingang in der Industrie stabilisiert sich allmählich, kurzfristig beispielsweise in der Automobilindustrie. Dies kann ein gutes Zeichen für eine anhaltende Nachfrage und zukünftiges Wachstum sein. Stabile Aufträge bedeuten Planungssicherheit für Unternehmen.

Zunahme der Exporte

Die realen Warenexporte stiegen im April 2024 im Vergleich zu März und dem ersten Quartal. Dies zeigt, dass die deutsche Wirtschaft international wettbewerbsfähig bleibt und von der globalen Nachfrage profitiert. Steigende Exporte stärken die Handelsbilanz.

Bessere Geschäftserwartungen

Die Geschäftserwartungen des ifo-Instituts für die nächsten sechs Monate haben sich merklich verbessert. Dies deutet darauf hin, dass Unternehmen optimistischer in die Zukunft blicken und mit einem weiteren wirtschaftlichen Aufschwung rechnen. Positive Geschäftserwartungen können zu mehr Investitionen und einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum führen.

Insgesamt bleiben wir verhalten optimistisch, dass wir im Jahr 2024 noch ein kleines Wachstum erreichen und zugleich im zweiten Halbjahr 2024 dann die Weichen für eine bessere Zukunft ab 2025 legen.
Reinhold Rickes

Unser Experte erklärt, wie wir die positiven Zeichen der wirtschaftlichen Erholung verstehen können.

3 kurze Fragen an

Reinhold Rickes

Chefvolkswirt des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV)

Haben Sie überraschende Indikatoren entdeckt, die auf eine positive Wende in der deutschen Wirtschaft hinweisen?

Wirklich überraschende Indikatoren sehen wir derzeit nicht. Auch unser aktueller Deka-DSGV-Finanzklimaindex, der in der Regel frühzeitiger als andere Indikatoren wie der Ifo-Index gesamtwirtschaftliche Entwicklungen verdeutlicht, zeigt eine deutliche Aufhellung der Konjunkturerwartungen an. Er hat ein Allzeithoch erreicht. Unser Finanzklimaindex wird dabei auf eine Befragung aller Sparkassenvorstände erstellt und er signalisiert eine breite Aufwärtsbewegung in allen Regionen Deutschlands. Insgesamt bleibt ein wesentlicher Treiber der Erholung die steigende Konsumnachfrage – insbesondere entwickelt sich die Nachfrage nach Dienstleistungen deutlich stärker als ursprünglich erwartet.

Welche Herausforderungen sehen Sie noch, die die wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten bremsen könnten?

Wir leben in einer Zeit hoher Unsicherheit. Politische Entwicklungen wie jüngst die Ankündigung von Neuwahlen in Frankreich, aber auch die grundsätzlichen geopolitischen Veränderungen hin zu mehr Protektionismus belasten den Wohlstand aller Nationen und insbesondere der deutschen Volkswirtschaft, die traditionell stark in die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung eingebunden ist. Zudem bergen die potentiellen und aktuellen Kriegsherde erhebliche Gefahren auch für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.

Ein weiterer Risikofaktor sind wieder neue Preisschübe, die die Inflation erhöhen könnten. Zwar ist die EZB mit ihrer Zinspolitik der vergangenen beiden Jahre jetzt auf die Zielgerade eingebogen, um den Zielwert von 2 Prozent bald erreichen zu können. Aber auch hier bestehen Unsicherheiten: So steigen beispielsweise im Dienstleistungsbereich derzeit die Preise auch deshalb wieder stärker, da eine erhöhte Nachfrage bei Arbeitskräftemangel zu steigenden Preisen führt. Insofern müssen hier Wirtschafts- und Geldpolitik sehr wachsam bleiben und weiterhin die Angebotsbedingungen verbessern, das Arbeitskräftepotential erhöhen sowie zugleich Stabilität sichern.

Wie optimistisch dürfen wir für 2024 sein? Verhalten, ziemlich oder überaus zuversichtlich?

Die aktuelle wirtschaftliche Lage der deutschen Volkswirtschaft ist angespannt, aber wir haben alle Möglichkeiten mit Reformen den Weg zu mehr nachhaltigem Wachstum einzuschlagen. Insgesamt bleiben wir verhalten optimistisch, dass wir im Jahr 2024 noch ein kleines Wachstum erreichen und zugleich im zweiten Halbjahr 2024 dann die Weichen für eine bessere Zukunft ab 2025 legen. Entscheidend dafür bleiben aber Priorisierungen der Politik hin zu einer angebotsseitigen Stärkung der deutschen Volkswirtschaft.

Tipp: Wir empfehlen unsere aktuelle Ausgabe Informationen zur Wirtschaftslage " vom 27. Juni 2024.

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Stand: 01.07.2024