Donald Trump hat zum zweiten Mal eine US-Wahl gewonnen und wird 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Seine Widersacherin Kamala Harris und er lieferten sich lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Einzug ins Weiße Haus.
Die ersten Reaktionen in Deutschland fielen eher verhalten aus: Während die Börsenindizes zulegten, reagierten vor allem Wirtschaftsvertreter skeptisch.
Spannend bis zum Schluss
Die Auszählungen sind zwar noch nicht ganz abgeschlossen, aber klar ist: Der frühere US-Präsident Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl Anfang November 2024 gewonnen. Der Republikaner und seine Kontrahentin von den Demokraten Kamala Harris hatten sich während des Wahlkampfs in den Umfragen lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert.
Der 78-Jährige regierte die Vereinigten Staaten bereits von Januar 2017 bis Januar 2021. Nun versprach er ein „goldenes Zeitalter“ für die USA und kündigte an, „das Land zu heilen“ und zusammenzubringen.
Glückwünsche aus der Politik
Viele deutsche und europäische Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik gratulierten Trump bereits am Morgen zum Wahlsieg. Darunter die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, der neue Nato-Generalsekretär Mark Rutte sowie mehrere Staatsoberhäupter und Regierungschefs.
Man sagt Bundeskanzler Olaf Scholz zwar nach, er habe auf einen Sieg von Kamala Harris gehofft. Aber auch er ließ nicht lange mit einer Reaktion auf sich warten: „Gemeinsam arbeiten Deutschland und die USA seit langem erfolgreich zusammen, um Wohlstand und Freiheit auf beiden Seiten des Atlantiks zu fördern. Das werden wir zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger fortsetzen.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb: „Sie können sich auf Deutschland als starken Partner an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika verlassen.“
Positive Börsenausschläge – skeptische Reaktionen aus der Wirtschaft
Investoren reagierten auf den Sieg Trumps mit deutlichen Käufen am deutschen Aktienmarkt: Der Leitindex Dax legte gegen Mittag um gut ein Prozent auf 19.470 Punkte zu. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer noch stärker gestiegen und hatte sogar Kurs auf ein Rekordhoch genommen.
Die größeren asiatischen Aktienmärkte reagierten zunächst unterschiedlich. Während es in Japan nach oben ging, verzeichneten die chinesischen Börsen Verluste. Die Zinsen für US-Staatsanleihen erhöhten sich – angesichts der hohen Schuldenlast könnte das für Trump zum Problem werden.
Der Chefvolkswirt des Wertpapierhauses der Sparkassen, Dr. Ulrich Kater, betont, dass die Ökonomie auf solche politischen Ereignisse deutlich gedämpfter reagiert als die Politik selbst. Zudem hätten die Finanzmärkte einen Sieg von Donald Trump bereits „komplett eingepreist“. Das bedeutet, dass sie dieses Ergebnis schon vor der Wahl erwartet und in ihre Bewertungen einbezogen haben. Mit Blick auf Privatanlegerinnen und -anleger sagt Kater: „Wir erwarten keine grundlegende Änderung des Umfelds für die Geldanlagen. Für breit gestreute, langfristig orientierte Geldanlage-Portfolios ergibt sich kein Handlungsbedarf. Wer sich dennoch gegen stärkere Marktschwankungen absichern will, sollte lieber regelmäßig als nur einmalig in Wertpapiere investieren.“
Die Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände reagierten eher verhalten. Denn Deutschlands wichtigster Handelspartner bekommt nun einen Präsidenten, der sämtliche Einfuhren mit einem sogenannten Schutzzoll belegen will und einen steuerpolitisch riskanten Kurs verfolgt.
Die voraussichtliche Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus verstärkt vor allem die Sorgen der deutschen Industrie: „Flächendeckende Zölle von 10 oder gar 20 Prozent auf alle Importe und von 60 Prozent auf Einfuhren aus China würden nicht nur Deutschland und der EU, sondern auch der US-Wirtschaft massiv schaden“, teilte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit.
„Die Welt braucht weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen“
Die deutsche Wirtschaft exportiert zahlreiche Vorprodukte nach China, die nach Weiterverarbeitung in die USA gehen. Mit der Handelsbarriere für Lieferungen aus China schrumpfen auch die Absatzchancen der deutschen Industrie. „Die Welt braucht weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen“, hob der Außenhandelsverband BGA hervor.
Deutschland setzte allein im vergangenen Jahr Güter und Dienste im Wert von 200 Milliarden Euro in den USA ab. Das macht rund 7 Prozent der deutschen Wertschöpfung aus. Die angedrohten Einfuhrzölle würden die deutschen Güter im Vergleich zu den amerikanischen deutlich verteuern. Vor allem Industrieunternehmen der Auto-, Chemie- und Maschinenbau-Industrie, die sich von den jüngsten Energie- und Pandemiekrisen noch nicht erholt haben, würden Schaden nehmen.
Die Industrie sieht einen „Epochenwechsel“: „Zu befürchten ist, dass der Ton rauer, der protektionistische Kurs konsequent fortgeführt werden wird“, teilte der BDI mit. Die Branche sieht einen Weckruf für Deutschland und Europa. Sie müssten ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre Verteidigungsfähigkeit schneller weiterentwickeln. Die chemische Industrie hält dabei auch Freihandelsabkommen und Partnerschaften mit anderen Weltregionen für notwendig.
Die deutsche Automobilindustrie ist besonders verwundbar: Im vergangenen Jahr lieferte sie rund 400.000 Neuwagen in die USA, so der Verband der Deutschen Automobilhersteller (VDA). Das sind mehr als 12 Prozent des gesamten Exports der deutschen Automobilindustrie. Trump jedoch will die Wertschöpfung genau dieser Branche in den USA ausbauen. Deshalb sind gerade hier Zölle erwartbar.
Eine neue Trump-Regierung wird die transatlantischen Beziehungen auf eine harte Probe stellen. Die US-Politik droht unter einem Präsidenten Trump noch protektionistischer zu werden, als das bisher schon der Fall war. Das wird Deutschland als Exportnation absehbar besonders treffen. Die USA sind unser wichtigster Handelspartner, allein 2023 betrug der deutsche Handelsüberschuss 63 Milliarden Euro. Die von Trump geplanten Einfuhrzölle würden insbesondere unsere Automobilindustrie und damit die Wirtschaftsentwicklung insgesamt belasten. Darauf müssen wir uns schnell einstellen. Nicht nur Deutschland allein, Europa insgesamt muss selbständiger werden. Wir müssen gemeinsam den Willen und die Kraft haben, uns auf Augenhöhe mit China und den USA zu bringen. Dafür ist es wichtig, neue Handelspartnerschaften zu schließen – z.B. mit Indien oder in Afrika. Nur ein leistungsfähiges Deutschland und ein starkes Europa können weiterhin wirtschaftspolitische Schwergewichte in der Welt bleiben.
Die Top 5 der geplanten Wirtschaftsmaßnahmen des neuen Präsidenten
Um die Wählerinnen und Wähler von sich zu überzeugen, kündigte Trump schon während des Wahlkampfes Deregulierung, Steuersenkungen und protektionistische Maßnahmen an.
- Zollerhöhungen: Einführung von Zöllen in Höhe von 10 Prozent auf alle ausländischen Importe, 60 Prozent auf chinesische Importe und 200 Prozent auf Produkte von US-Unternehmen, die im Ausland produziert werden.
- Steuersenkungen: Kürzungen der Unternehmenssteuern (Körperschaftsteuer) auf 15 Prozent von derzeit 21 Prozent sowie der Einkommenssteuern; erwähnt wurde sogar eine vollständige Abschaffung der Einkommenssteuer.
- Protektionistische Handelspolitik: Fokus auf den Schutz der US-Industrie durch Handelsbarrieren.
- Energiepolitik: Fokus auf fossile Brennstoffe und Rückgängigmachung von Bidens Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien.
- Deregulierung: Wahrscheinliche Fortsetzung seiner früheren Politik der Lockerung von Wirtschafts- und Umweltvorschriften.
Tipps für Ihr Geld: Krisensicher anlegen trotz Trump-Turbulenzen
Donald Trump stellt zwar als politischer „Altbekannter“ ein eher kalkulierbares Risiko dar – dennoch kann seine neue Amtszeit große Herausforderungen mit sich bringen. Gerade für Deutschland als exportorientierter Nation und einer der wichtigsten Handelspartner der USA könnten die angedrohten Zölle und Handelsbarrieren eine erhebliche Belastung darstellen. Daher fragen sich nun viele Privatanlegerinnen und -anleger, was die anstehende politische Wende in den USA konkret für ihr Geld bedeutet.
Der Chefvolkswirt der DekaBank Dr. Ulrich Kater erklärt, warum Anleger trotz der politischen Unsicherheit keine grundlegenden Änderungen in ihrem Portfolio vornehmen sollten und warum langfristige und breit gestreute Anlagestrategien auch in turbulenten Zeiten der richtige Weg bleiben.
3 Fragen zu Geld an
Dr. Ulrich Kater
Herr Dr. Kater, wie kann Donald Trump die US-Wirtschaft wieder nachhaltig zum Motor der Weltwirtschaft machen und die Inflation niedrig halten?
Es war immer klar, dass die eigentlichen Problemthemen einer erneuten Trump-Präsidentschaft weniger in der Ökonomie liegen, sondern auf den Feldern der Innen- und Geopolitik. Sollten beide Kammern des Parlaments republikanisch werden, könnte ein Präsident Trump auch viele seiner wirtschaftlichen und innenpolitischen Vorstellungen durchsetzen.
Tendenziell ist mit unternehmensfreundlichen und wachstumsfördernden Maßnahmen zu rechnen, ohne dass das grundsätzliche Bild einer ohnehin dynamischen US-Wirtschaft neu gezeichnet werden müsste. Die USA sind und bleiben die Wachstumslokomotive der Welt.
Inwiefern könnte das Wahlergebnis die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Deutschland beeinflussen? Müssen wir uns wieder auf eine „America first“-Strategie einstellen?
Ja, das ist jedoch ein altbekanntes Thema: Zölle werden eine größere Rolle spielen, die den internationalen Wohlstand insgesamt verringern könnten – allerdings auch nicht zum Absturz der europäischen Wirtschaft oder der deutschen Industrie führen werden. In der Handelspolitik hat Europa viele Möglichkeiten der Reaktion, hier gibt es Strategien und erfahrene Verhandlungsfähigkeiten, wie man etwa beim Brexit gesehen hat.
Die wirklichen wirtschaftlichen Folgen einer durchgreifenden Verwirklichung der Trump-Agenda werden sich erst über viele Jahre hinweg zeigen. Möglich sind eine weitere Aufteilung der Weltwirtschaft in zwei Blöcke oder sogar ein Zollkrieg zwischen allen Ländern, eine geringere Wirtschaftsdynamik in den USA aufgrund strengerer Immigrationsregeln und anhaltende wirtschaftliche Probleme in den europäischen Volkswirtschaften.
Welche Chancen und Risiken sehen Sie nun für die Anlegerinnen und Anleger? Welche Anlagestrategie empfehlen Sie, um ihr Vermögen langfristig und möglichst krisensicher aufzubauen?
Politische Börsen haben kurze Beine. Eine grundlegende Änderung des Umfelds für die Geldanlage ist nicht zu erwarten. Unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahl werden die USA eine ökonomisch erfolgreiche Marktwirtschaft bleiben. Für breit gestreute, langfristig orientierte Geldanlage-Portfolios ergibt sich damit kein Handlungsbedarf.
Aktien, Anleihen und Renditen: Die wichtigsten Anlegerfragen zur US-Wahl
Unter Trump dürften vor allem die Öl- und Gasindustrie sowie der Verteidigungssektor Vorteile haben. Auch die US-Stahlindustrie könnte durch mögliche Schutzzölle gewinnen. Ebenso könnten Unternehmen zulegen, die von Steuersenkungen und Deregulierung profitieren. Erneuerbare Energien könnten hingegen unter Druck geraten. Andererseits war Tesla-Mitgründer Elon Musk einer von Trumps engsten Berater im Wahlkampf, dem Trump bei seiner Dankesrede nach der Wahl auch explizit lobte.
Trumps „America First“-Politik und mögliche Handelskonflikte könnten ausländische Märkte, insbesondere Schwellenländer und Europa, belasten. Daher sollten Anlegerinnen und Anleger die internationale Streuung ihrer Anlagen überprüfen.
Trump verspricht deutliche Steuersenkungen für Unternehmen und Familien. Dies könnte den Aktienmarkt zumindest kurzfristig beflügeln und den Konjunkturzyklus verlängern. Langfristige Auswirkungen auf Staatsschulden sind jedoch zu beachten.
Kurzfristige Reaktionen sind normal, aber nicht immer nachhaltig. Daher sollten Anlegerinnen und Anleger ihre langfristige Strategie beibehalten und nicht überstürzt handeln. Eine breite Diversifikation und regelmäßige Überprüfung des Portfolios bleiben wichtig.
Trumps aggressive Zollpolitik könnte zu einem Handelskrieg führen und das globale Wirtschaftswachstum bremsen. Besonders exportorientierte Unternehmen und Schwellenländer wären davon betroffen.
Trump könnte versuchen, mehr Einfluss auf die Notenbank zu nehmen und eine lockerere Geldpolitik durchzusetzen. Dies könnte zu höherer Inflation und Unsicherheit an den Finanzmärkten führen.
Eine breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen und Regionen hinweg bleibt weiterhin ratsam. Zudem sollten Sie kurzfristige Marktschwankungen einkalkulieren und Ihre langfristige Anlagestrategie nicht aus den Augen verlieren.
Sie sollten sich bewusst sein, dass der MSCI World stark von der Performance amerikanischer Unternehmen abhängt. Sie machen mehr als zwei Drittel des Index aus. Bei Unsicherheiten könnten Sie sich auch für als sicherer geltende Anlagen wie Fonds oder amerikanische Staatsanleihen (T-Bills) entscheiden. Das sollte das Verlustrisiko in Ihrem Portfolio mindern, da diese als relativ stabil gelten.
US-Staatsanleihen sind Schuldverschreibungen, die von der US-Regierung ausgegeben werden, um sich Geld zu leihen. Anleger kaufen diese Anleihen und erhalten dafür regelmäßige Zinszahlungen (den sogenannten Kupon) sowie am Ende der Laufzeit die Rückzahlung des ursprünglich investierten Betrags. Dabei werden die Anleihen je nach Laufzeit als Treasury Bills (kurzfristig), Treasury Notes (mittelfristig) oder Treasury Bonds (langfristig) bezeichnet.
Sie können US-Staatsanleihen über ein Wertpapierdepot bei Ihrer Sparkasse, Bank oder einem Online-Broker erwerben. Anleger können die Anleihen an jedem Börsentag direkt über die Börse kaufen oder auch bei der Neuemission von Staatsanleihen zeichnen. Dabei ist aber ein Mindestanlagebetrag zu beachten.
Eine US-Staatsanleihe kostet in der Regel den aktuellen Marktpreis, der vom Nominalwert abweichen kann. Der Preis wird in Prozent des Nennwerts angegeben und hängt von Faktoren wie der aktuellen Zinssituation, der Restlaufzeit und der Nachfrage ab. Dabei können zusätzlich geringe Transaktionskosten anfallen.
Treasury Bonds sind Staatsanleihen, die von der US-Regierung ausgegeben werden, um Geld zur Finanzierung von Staatsausgaben zu leihen. Sie gelten als eine der sichersten Anlageformen weltweit, da sie durch die volle Kreditwürdigkeit der US-Regierung gedeckt sind. Sie bieten Ihnen regelmäßige Zinszahlungen sowie die Rückzahlung des Nennwerts bei Fälligkeit, wobei die Laufzeiten typischerweise zwischen 20 und 30 Jahren liegen.
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Stand: 6.11.2024