Die Euro-Währungshüter der EZB haben am 6. Juni 2024 die Leitzinsen verringert - um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent. Damit haben sie erstmals wieder ihre straffe Geldpolitik der vergangenen beiden Jahre im Kampf gegen die Inflation gelockert. Leitzinsen sind ein mächtiges Instrument. Sie beeinflussen Preise, Währungen und die Konjunktur.
Und: Sie betreffen Sparerinnen und Sparer ebenso wie Menschen, die Kredite aufnehmen, ihr Geld investieren oder ein eigenes Zuhause kaufen oder bauen wollen. Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt des Wertpapierhauses der Sparkassen-Finanzgruppe DekaBank, ordnet ein, mit welchen Folgen die Menschen in Deutschland in den kommenden Monaten rechnen müssen.
3 Fragen zu Geld an
Dr. Ulrich Kater
Herr Dr. Kater, wie beurteilen Sie die Signalwirkung der EZB-Entscheidung für die weitere Entwicklung der Inflation? Werden die Preise in den Supermärkten jetzt wieder steigen?
Wenn als Reaktion auf die Zinssenkung die Inflation wieder anziehen würde, hätte die EZB mit Zitronen gehandelt. Das erwartet sie gerade nicht, sondern sie rechnet mit einer weiteren Beruhigung der Inflation. Leider kann auch die EZB nicht genau sagen, ob diese auch eintritt. Insofern ist die Zinssenkung ein Wechsel auf die Zukunft.
Wie werden sich die gesunkenen Leitzinsen auf Immobilienkredite und andere Konsumentenkredite aus?
Weniger als man denkt. Die Leitzinswende war von der EZB kommunikativ im Voraus gut vorbereitet. Und was die Marktteilnehmer schon wissen, bauen sie in die Preise ein. Als die Zinssenkung dann kam, gab es nichts mehr zu verändern. Insbesondere die Zinsen am Geldmarkt sinken aber automatisch erst mit der Zinssenkung. Immobilienkredite und Konsumentenkredite haben längere Laufzeiten. Sie reagieren immer dann, wenn die Notenbank (oder die Marktteilnehmer) ihren längerfristigen Zinsausblick ändern. Das ist in diesem Jahr allerdings nur in Maßen passiert.
Wie wirkt sich die Zinssenkung für Sparer und Anleger aus?
Auch hier ist das meiste schon vorher eingepreist worden. Die Zinssenkung unterstützt mittelfristig die Konjunktur und damit auch die Aktienmärkte. Sparer bleiben mit Bankeinlagen weiterhin im Bereich der geringen Verzinsung, sodass nach Abzug der Inflation nichts mehr übrigbleibt. Sie sollten sich für alle langfristigen Vermögensanteile mehr Richtung Aktien orientieren. Mit Aktien hat man die inflationsbedingten Kaufkraftverluste der letzten 3 Jahre beim Vermögen mehr als ausgleichen können.
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Stand: 21.08.2024