Viele Deutsche meiden die Anlage in Aktien und parken ihr Geld lieber auf Giro- und Sparkonten.
Trotz einer Rekordserie des DAX und Wertverlusten durch Inflation verzichten die meisten Menschen auf die Renditechancen an der Börse.
Aber: Gerade junge Menschen investieren zunehmend in Aktien, Fonds sowie ETFs und beweisen, dass regelmäßiges und breit gestreutes Aktiensparen langfristig erfolgreich sein kann.
Träumen erlaubt – doch Umfrage ernüchtert
Erlauben Sie sich zu träumen: Was würden Sie tun, wenn Sie monatlich 500 Euro zur Verfügung hätten? Das Geld für einen Kurzurlaub ausgeben? Mit lieben Menschen Essen und danach ins Theater oder auf ein Konzert gehen? Ein neues Fahrrad kaufen? Oder sparen beziehungsweise anlegen?
Das Marktforschungsinstitut Kantar stellte diesen Sommer mehr als 4.800 Menschen über 14 Jahre bundesweit eine ähnliche Frage: Wenn Sie 500 Euro im Monat sparen könnten, was würden Sie damit machen? Hintergrund war die Erstellung der jährlichen „Vermögensbarometer “-Studie zur finanziellen Zufriedenheit der Menschen in Deutschland im Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Die Antworten fielen vielfältig aus:
- Für „Geld anlegen“ entschieden sich 16 Prozent.
- 6 Prozent favorisierten Aktien kaufen,
- 5 Prozent bezeichneten ETFs als eine gute Wahl.
- Die Anlage auf einem Tagesgeldkonto war für 6 Prozent eine Option,
- ein Sparbuch oder Sparkonto für 4 Prozent.
- Ebenfalls 4 Prozent entschieden sich für Fonds oder Investmentfonds,
- 2 Prozent für Festgeld. Und:
- Eine Investition in die eigene Altersvorsorge gaben 4 Prozent der Befragten denkbar an.
9 Prozent: Verpasste Chancen – unterschätzte Vorteile
Damit kommt dieses Studienergebnis auch anderen aktuellen Erhebungen sehr nah, denen zufolge im Schnitt rund 9 Prozent der Deutschen ihr Geldvermögen zuletzt in Aktien investiert hatten. Das heißt, dass die Aktienquote in Deutschland – auch im internationalen Vergleich – sehr niedrig ist.
Besonders relevant vor diesem Hintergrund: Gerade in den vergangenen Jahren hätte sich ein Investment in Aktien besonders gelohnt. Der deutsche Leitindex DAX erreichte 2024 mit zeitweise mehr als 19.600 Punkten einen neuen Rekordstand. Das ist ein Plus von gut 16 Prozent seit Jahresbeginn. Doch statt von diesem Boom zu profitieren, haben viele Menschen ihre Aktien in den vergangenen Monaten sogar eher verkauft.
Dabei bieten Aktien langfristig nicht nur Renditechancen, sondern auch einen gewissen Inflationsschutz. Viele Unternehmen konnten ihre Gewinne trotz steigender Kosten stabil halten oder sogar steigern, indem sie die Preise an ihre Kundschaft weitergaben. Aktionärinnen und Aktionäre profitieren davon.
Was hält die Deutschen vom Aktiensparen ab? Oft sind es Ängste vor Verlusten oder fehlendes Wissen. Dabei zeigen langfristige Studien, dass breit gestreute Aktienanlagen über lange Zeiträume fast immer rentabel sind. Das DAX-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts (DAI) belegt: Wer in den vergangenen 50 Jahren monatlich in deutsche Aktien investiert hat, erzielte im Schnitt eine jährliche Rendite von fast 9 Prozent.
4 verlorene Jahre – ohne Aktieninvestition
Auch eine Modellrechnung der DZ Bank zeigt, dass die Menschen in Deutschland durch ihre Scheu vor Aktien in den vergangenen Jahren viel Geld „verschenkt“ haben: Hätten sie zwischen 2011 und Mitte 2024 stärker auf Aktien gesetzt, wäre ihr Vermögen nun um stattliche 715 Milliarden Euro höher. Das entspricht einem Plus von fast 8 Prozent – trotz zwischenzeitlicher Börseneinbrüche aufgrund der Corona-Krise und des Krieges in der Ukraine.
Verstärkt in Aktien zu investieren wäre auch wegen der erhöhten Inflation in den vergangenen Jahren sinnvoll gewesen. Eine Studie des Versicherungskonzerns Allianz kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass das Geldvermögen der deutschen Haushalte 2023 zwar um 6,8 Prozent gestiegen sei. Inflationsbereinigt habe der Zuwachs aber nur 0,7 Prozent betragen. Daher sprach die Allianz von „4 verlorenen Jahren“ für die deutschen Sparerinnen und Sparer. Denn die Kaufkraft des Geldvermögens sei Ende 2023 immer noch 1,7 Prozent niedriger gewesen als vor der Pandemie.
Dennoch parken die Deutschen ihr Geld lieber weiter auf dem Giro- beziehungsweise Tagesgeldkonto oder auf dem Sparbuch. Fast 2,2 Billionen Euro oder gut 23 Prozent des privaten Geldvermögens lagen zuletzt als Sichteinlagen oder Bargeld brach. Bei den nach wie vor niedrigen Zinsen und der in den vergangenen Jahren hohen Inflation bedeutet das einen realen Wertverlust.
„Generation Aktie“ – junge Generation als Hoffnungsträgerin
Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Gerade junge Menschen entdecken zunehmend die Vorteile des Aktiensparens. Laut dem Vermögensbarometer 2024 des DSGV hat sich die Zahl der Anleger und Anlegerinnen unter 40 Jahren in den vergangenen 10 Jahren verdoppelt. Mehr als die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen hat bereits mit der Altersvorsorge begonnen, 29 Prozent wollen in Zukunft noch mehr dafür tun.
Sie setzen dabei vor allem auf breit gestreute Anlagen wie Aktienfonds und ETFs. Meist informieren sie sich online und in sozialen Medien. Sie sparen regelmäßig und langfristig für den Vermögensaufbau und ihre Altersvorsorge.
Finanzkenntnisse ebnen den Weg zum Aktienvermögen
Insgesamt bestehe aber über alle Altersgruppen hinweg Handlungsbedarf zur Verbesserung der Finanzbildung in Deutschland, erklärte Karolin Schriever, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV, anlässlich der Publikation des Vermögensbarometers. Zu denken gebe insbesondere, dass der Anteil derjenigen, die sich mangelhaft oder ungenügend informiert fühlten, seit 2021 von 15 auf 18 Prozent angestiegen sei.
„Hier dürfen Politik und Gesellschaft in ihren Bemühungen nicht nachlassen. Nur wer über ausreichende Kenntnisse im Umgang mit Finanzen verfügt, kann sicher und selbstbewusst Entscheidungen treffen, von den Chancen der Finanzmärkte profitieren und langfristig für die eigene Zukunft vorsorgen“, so Karolin Schriever. Sie betonte, dass insbesondere das Wertpapiersparen immer wichtiger für einen nachhaltigen Vermögensaufbau werde.
„Gerade vor dem Hintergrund notwendiger privater Altersvorsorge ist ein gutes Wissen über die Möglichkeiten der Kapitalmärkte unerlässlich“, betonte Schriever. „Unser Ziel ist es, jeden in die Lage zu versetzen, fundierte finanzielle Entscheidungen für eine erfolgreiche Zukunft zu treffen.“
Gutes Finanzwissen hilft auch, zentrale Grundregeln für den Einstieg in die Aktienwelt zu verstehen:
- Früh anfangen
Je länger der Anlagehorizont, desto besser können Kursschwankungen ausgeglichen werden.
- Regelmäßig sparen
Mit einem Sparplan lassen sich auch kleine Beträge ab 25 Euro monatlich anlegen.
- Breit streuen
Aktienfonds oder ETFs verteilen das Risiko auf viele Unternehmen und Branchen.
- Langfristig denken
Aktien sind keine kurzfristige Spekulation, sondern eine langfristige Vermögensanlage.
- Informiert bleiben
Grundkenntnisse über Wirtschaft und Börse helfen, Chancen und Risiken besser einzuschätzen.
Angst ablegen – Chancen nutzen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, für den bieten Aktien gute Chancen. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen und hoher Inflation übertreffen sie andere Anlageformen und eröffnen die Möglichkeit, real mehr aus dem Ersparten zu machen. Die junge Generation hat das begriffen und die Vorteile des Aktiensparens für sich entdeckt.
Für den Rest der Menschen in Deutschland ist es aber ebenso an der Zeit, ihre Angst vor Aktien zu überwinden. Denn wer sein Geld nur auf dem Girokonto, dem Tagesgeldkonto oder dem Sparbuch parkt, verschenkt wertvolle Rendite-Chancen. Die 715 Milliarden Euro, die die Deutschen zuletzt liegen gelassen haben, könnten ein guter Ansporn sein, das zu ändern.
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Stand: 12.11.2024